Dharma – Das Gesetz des Universums

PICT1619Dharma – das große Gesetz – oder auch deine Lebenslandkarte

Leben bedeutet handeln. Es ist unmöglich, nicht zu handeln. Selbst wenn du ”nur” dasitzt und an nichts besonderes denkst, handelst du; denn auch Denken ist eine Tätigkeit. Da Leben also ein Synonym für Handeln zu sein scheint, wäre es erstrebenswert, energetisch, klar, konzentriert und effektiv handeln zu können, d.h. intuitiv in einer gegebenen Situation das richtige zu tun.

 

Vielleicht hast du schon einmal das Wort Tao gehört? Das ist eine Philosophie die aus China kommt. Tao heißt soviel wie Gesetz. Puristen werden hier einwenden, dass sich das Tao nicht definieren lässt, und wer es benennt und definiert, der muss sich gedanklich auf ein Gegenteil beziehen, denn etwas definieren heißt ja, es von etwas anderem absondern, es trennen. Das Tao aber sei ja gerade die Einheit jenseits der Dualität. Der Einwand stimmt, aber irgendwie muss ich versuchen, die Sache zu erklären.

 

Das Wasser ist ein beliebtes Bild um deutlich zu machen, was Tao bedeutet. Es fließt wo immer es eine Möglichkeit hat. Es füllt die kleinste Ritze aus. Ist das Gefälle stark, dann fließt es schneller. Ist sein Bett breit, dann fließt es langsam und majestätisch. Es erscheint mühelos wenn wir ihm zuschauen. Es ist gleichzeitig sanft und kraftvoll. Auf die Dauer vermag ihm nichts zu widerstehen. Es fließt, weil es fließt weil es fl……usw. Absichtslos und doch ungeheuer effektiv.

 

Das Tao „plant“ nicht, denn auch dass wäre Dualität. Es ist.

Im Tao zu sein, bedeutet,  sein wie das Wasser. Wenn du müde bist, dann schläfst du. Du planst nicht, jetzt noch ein bisschen durchzuhalten, und später zu schlafen. Wenn du Hunger hast, dann isst du. Jetzt, und nicht später! Du spürst, wann  Aktivität angesagt ist, und du ruhst, wenn die Zeit dafür ist.

 

Du lebst vollkommen in der Gegenwart. Das bedeutet nun nicht, dass du nur von einer Minute zur anderen lebst. Vielmehr lernst du, in Einheiten zu denken.

Du kannst dich in bestimmten Situationen nicht hinlegen und schlafen, zum Beispiel in deiner Firma. Du weißt aber in der Regel vorher, was dich in etwa erwartet und kannst dich darauf einstellen. Wenn du einen Achtstundentag durchstehen musst, dann wirst du eben vorher genug Schlaf tanken. Dieser Arbeitstag ist sozusagen das Großsystem das im Moment anliegt. Dies unterteilst du in deiner Wahrnehmung immer weiter. Wenn du zwischendurch mal das Bedürfnis hast, zu entspannen, indem du  für zwei Minuten die Augen schließt, dann wirst du dafür Möglichkeiten finden, und wenn es auf der Toilette ist. Es geht darum, immer so gut wie möglich zu spüren, was du brauchst. Da du voll da bist, ist dein Handeln effektiv und befriedigend, weil nichts von dir in der Zukunft und in der Vergangenheit herumhängt.

 

Ich höre dich jetzt (vielleicht) fragen , ob das denn geht, so ganz ohne Ordnung und Regeln? Diese Frage zeigt, wie tief  wir in der Dualität verwurzelt sind; denn indem du nach Ordnung fragst, hast du das Gegenteil von ihr vor Augen und bist nicht im Tao, denn Tao ist  Einheit. Aber zurück zu deiner (eventuellen) Frage nach der Ordnung.

Unser ganzes Universum ist ein riesiges System in dem alles von den Planetenbahnen bis zum Flug einer Blütenpolle nach Gesetzmäßigkeiten abläuft. Auch wir Menschen sind darin eingebettet. Wenn ein Teil dieses Systems die Ordnung verlässt dann versucht diese, wieder einen Ausgleich herzustellen. Wenn es zum Beispiel zu viele Mäuse gibt, dann steigt auch die Anzahl der Raubvögel, um sie wieder auf ein  erträgliches Maß zu bringen. Wenn es dir als Individuum gelungen ist, deinen Platz und deine Rolle in diesem System zu finden und einzunehmen, dann wird die Frage nach Regeln überflüssig. Ähnlich ist es mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Sie taucht nur auf, wenn er zeitweilig verloren gegangen ist. Wir werden dieses Problem im nächsten Kapitel ”Karma” weiter diskutieren.

Die Yogis nennen das große Gesetz, das Tao, Dharma.

 

Es liegt eine große Selbstverständlichkeit und Ruhe in diesem Gesetz. Wenn du einmal einen Zipfel davon erhascht hast, dann wirst du dich immer wieder auf den Weg machen, um zu versuchen, tiefer einzudringen, weil du merkst, dass du dort findest, was du dein Leben lang gesucht hast.

 

Für mich drückt sich das Wesen des Tao am besten in den Gedichten der taoistischen Weisen aus. Ich stelle dir hier  zwei davon vor. Sie sind von einem chinesischen Dichter Namens Wang An-shih. Er lebte von 1021 – 1086.

 

 

Bamboo shadows sweep the stairs, but

dust is undisturbed.

The moonlight penetrates deep into the pond,

but leaves no trace in the water.

 

 

Der Schatten des Bambus streicht über die Stufen

aber der Staub bleibt davon unberührt.

Das Mondlicht dringt tief in den Teich,

aber es hinterläßt keine Spuren.

 

 

 

The wind ceases, yet blossoms fall.

Birds sing, yet the valley becomes more quiescent.

 

In the bamboo groves, my thatched house is build by

the rocks.

 

Through openings among the stems of the bamboo,

the distant village is seen.

 

I take it easy all day, and receive no visitors.

But the pure breeze sweeps the path leading to my door.

 

 

 

Der Wind schläft ein und doch fallen Blüten

Vögel singen und doch wird das Tal stiller.

 

Mein Haus ist  aus Steinen erbaut,

inmitten der Bambushaine

 

Durch die Bambusstämme, sehe ich in der Ferne das Dorf.

 

Gelassen lebe ich meine Tage und empfange keine Besucher.

Aber der Wind kehrt den Pfad zu meiner Tür.

 

Entnommen: „Tao, a new way of thinking” von Chang Chung – yuan, Perennial Library 1977

 

 

 

Um gelassen und intuitiv richtig handeln zu können, müssen wir versuchen, möglichst oft im Sattvazustand zu sein. Nur dann sind wir in der Lage, das Wirken des Tao oder Dharma in uns und um uns herum zu erkennen.

 

Es ist das große Gesetz nach dem die Schöpfung abläuft. Die Sonne läuft in ihrer Bahn bis zu dem ihr bestimmten Ende. Sie hält und ernährt die Erde mit all ihren Lebewesen. Diese wiederum existieren nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es ist ein Kette, ein System in dem alles zusammenhängt und ineinander greift. Wenn sich ein Teil dieses Systems aus irgendwelchen Gründen aus dem Dharma löst, dann knirscht es im Getriebe und führt zu Leid und Katastrophe. Stell dir vor, die Erde würde ihre Bahn um ein geringfügiges ändern. Es hätte gigantische Folgen für alles Leben. Wenn aber alles was existiert seinem Dharma folgt, dann herrscht Harmonie.

(wird fortgesetzt)

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