Rettet uns…

IMG_20201129_120327…vor den Weltenrettern!

Am 12. Dezember 1979 fasste die NATO den sogenannten Doppelbeschluss. Das bedeutete die Aufstellung von Pershing II Mittelstreckenraketen und Tomahawk-Marschflugkörpern in Deutschland als Antwort auf die von der Sowjetunion aufgestellten SS-20-Raketen. Damals schrieb Hermann L. Gremliza in der linken Zeitschrift „Konkret“: Das Politbüro der KPdSU wird jetzt entscheiden, ob noch vor der Stationierung der Pershings auf Westeuropa ein Angriff erfolgen soll oder nicht, denn – nach der Stationierung sei das auf Grund der dann hergestellten Überlegenheit des Westens nicht mehr möglich.“

Mir erschien das damals sehr vernünftig und unabwendbar. Nun – wir wissen inzwischen, dass alles ganz anders kam als Gremliza vorausgesagt hat.

Am 17.12.2020 schrieb die NZZ, dass ein Forscherteam durch Gletscherbohrungen auf der Weissseespitze in Tirol herausfand, dass die Alpen in der ersten Hälfte des Holozäns „nahezu eisfrei“ waren.

Das Holozän dauert noch immer an und wird als Nacheiszeit bezeichnet.

„Es folgte ein Wechsel von relativ kalten (Pessima) und relativ warmen (Optima) Perioden bis zur Gegenwart. Herausragende warme Perioden waren das sogenannte Hauptoptimum des Holozäns zwischen 4000 bis 5000 und 6000 bis 7000 Jahren v.h. mit wärmeren Sommern als heute und recht warmen Wintern, das Optimum der Römerzeit und das mittelalterliche Optimum. Während des Hauptoptimums und der etwas kälteren Phase zwischen 5000 und 6000 v.h. entstanden die ersten neolithischen Kulturen, die Menschen wurden sesshaft, betrieben Ackerbau und Viehzucht und es entstanden die ersten Kultbauten. Das endgültige Abschmelzen der großen Eisschilde der Würmkaltzeit bis etwa 6000 Jahre v.h. ließ den Meeresspiegel steigen, worauf sich wahrscheinlich die Berichte über die „Sintflut“ beziehen. Während des Optimums der Römerzeit waren wichtige Alpenpässe den ganzen Winter über passierbar, was etwa Hannibal den Einfall ins Römische Reich erleichterte.

Während der Pessima gab es längerfristige Temperaturrückgänge ähnlich denen der Kleinen Eiszeit. Ausgeprägt kalt war es während der Zeit vor ca. 2000 bis 2500 v.h. und während der Völkerwanderungszeit (Pessimum der Völkerwanderungszeit 400 bis 800 n.Chr.)“

(Quelle: Wikipedia)

In der Zeit von ca. 950 bis ins 14/15. Jahrhundert gab es auf Grönland Landwirtschaft und Milchviehwirtschaft.

Als ich vor 42 Jahren mit biologischem Gartenbau anfing, hatte ich einen Biolandwirtschaftsberater eingeladen, der prophezeite, dass die Ackerböden in „zehn Jahren“ auf Grund der Verdichtung, hervorgerufen durch die schweren Maschinen und durch falsche Bearbeitung „tot“ seien.

In der Januarausgabe von „Schrot und Korn“ kommt ein „kerniger Kerl, ein Greenpeacemann“ namens Henningsen zu Wort: „In fünf Jahren knallt’s!“. „Welt retten ist seine Leidenschaft.“ (wörtlich)

Der Artikel ist ein buntes Konglomerat über vermüllte Ozeane, geschmolzene Gletscher, Kohleverbrennung, Regenwaldabholzung usw.

Gegenwärtig entwickelt sich eine neue Bewegung namens „Zero-Covid“ in Deutschland. Corona soll mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Dafür sind natürlich scharfe Maßnahmen nötig. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich kein Virologe bin. Was mich aber aufmerken lässt, ist, dass Lisa Neubauer auch dabei ist. Moment mal! War die neulich nicht noch am Klima retten? Sie ist offensichtlich nicht nur Klimafachfrau, sondern auch Pandemieexpertin?

Das ist alles kein Widerspruch mehr. Es gibt heute den hauptamtlichen NGO’ler. Ob das jetzt UNESCO-Leute, OXFAM- oder Amnestieangestellte sind, sie brauchen Katastrophen. Es sind Leute, die an interessanten Orten der Welt zu finden sind, da wo Normalos nicht hinkommen. Meist sind sie finanziell gut ausgestattet. Sie residieren in sehr guten Hotels und ihre Fahrzeuge machen was her. Abends trifft man sich mit anderen Katastrophensuchern, den Journalisten und Kriegsberichterstattern an der Hotelbar zu einem Whisky.

Man stelle sich vor, es gäbe nichts mehr zu retten. Das wäre für diese Leute der Supergau. Sie müssten ins normale, uninteressante Leben zurück.

Jede Organisation hat die Tendenz zu wachsen und sich zu erhalten. Das ist ihre Natur. Weltenretter müssen etwas zu retten haben, sonst gibt es kein Wachstum für sie.

Man weiß in Entwicklungshilfekreisen seit langem, dass die herkömmliche Entwicklungshilfe kontraproduktiv ist, weil sie die Herrschenden an der Macht hält. Weswegen sollte man auf Kriege aus nichtigem Anlass verzichten, wenn es Flüchtlingsorganisationen sind, die die Schäden reparieren?

In der nördlichen Region Tigray in Äthiopien bahnt sich eine Katastrophe an, weil die sogenannte Befreiungsfront nicht damit einverstanden ist, dass die dortige Elite nicht mehr soviel Einfluss im Land hat, wie sie es drei Jahrzehnte lang gewohnt war. Die Hilfsorganisationen stehen schon Gewehr bei Fuß.

Natürlich muss es Hilfsorganisationen geben. Was wäre die Welt ohne das Rote Kreuz? Ich finde jedoch, dass eine gehörige Portion Skepsis gegenüber Leuten angebracht ist, die felsenfest überzeugt sind, dass dies oder das passieren wird. Menschen und Organisationen, die glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein, neigen zu Unduldsamkeit gegenüber anderen Meinungen und, wenn sie die Macht haben, zu deren Unterdrückung.

Die Grünenpolitikerin Renate Künast erklärte neulich, dass die Freiwilligkeit in Bezug auf nachhaltige Ernährung „gescheitert ist“. „Klimaschutz muss auf den Teller!“ Wenn bei einem zutiefst persönlichem Thema wie dem Essen die Freiwilligkeit angezweifelt wird, was lauert da im Hinterkopf an Vorhaben?

Ende des Jahres werden die Grünen aller Voraussicht nach an der Regierung beteiligt sein. Sie „fressen zwar im Moment Kreide“, aber, da sie sich im Besitz der Wahrheit wähnen, wird die „Verbotspartei“ vermutlich fröhliche Urständ feiern.

Aber Vorsicht! Ich habe drei Jahrzehnte Yogaunterricht gegeben. Die meisten Teilnehmer waren bei Meinungsäußerungen, die Gruppenleiter immer gerne haben möchten, eher zurückhaltend. Nur beim Thema Ernährung wurden alle lebendig. Da fühlten sich alle betroffen, denn Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch Seelenpflaster, Geselligkeit, ja überhaupt allumfassende Befriedigung gegen alle Frustrationen dieser Welt.

Wenn man den Deutschen da reinredet, werden sie vielleicht sogar rebellisch, auch ohne Bahnsteigkarte, wie Lenin meinte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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