Satya

Wir kennen im Yoga den Begriff Satya, das heißt Wahrheit. Natürlich ist das vom Standpunkt eines Yogis aus zu sehen. Im Stadium des Samadhi, in dem der Beobachter und das Objekt eins sind, existiert auch die Trennung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht mehr. Das heißt zum Beispiel, wenn der Yogi einen Tonkrug betrachtet, dann erfasst er dessen Potential in seiner Totalität. Er „sieht“ den Ton, aus dem er gemacht wurde, die Gegenwart, in der er benutzt wird und er „sieht“ den Zerfall. Wenn so ein Mensch etwas sagt, dann ist das wahr, weil er das Ganze erfasst und nicht nur Teile, wie wir mit unserem, wie wir alle wissen, nicht immer klarem Denken.

Aber – es ist wie mit der Bergpredigt. Niemand erreicht das dort Gesagte, aber sie ist ein Leuchtturm, an dem wir uns orientieren können.

Mir zum Beispiel sind offensichtliche Verschwurbeltheiten, die man gemeinhin mit political correctness bezeichnet, ein Gräuel.

Ich hatte neulich das Privileg, auf der Insel St.Vincent sein zu dürfen. Sie ist Teil der Grenadinen, deren Hauptinsel Grenada ist.

Am 25. Oktober 1983 landeten US-Truppen und Truppen weiterer beteiligter Staaten aus der Region auf Grenada, weil den US die durch einen „weitgehend gewaltfreien“ Putsch an die Macht gekommene Regierung von Maurice Bishop nicht genehm war. Margaret Thatcher schrieb damals an ihren Freund Ronald Reagan, dass sie das für unzulässig halte.

Es gibt Menschen im öffentlichen Leben, die können machen was sie wollen. Sie werden immer niedergemacht. Dazu gehört zum Beispiel Wladimir Putin. Der gilt einfach als böse und natürlich gehören wir zu den Guten. Am Anfang war das nicht so. Da gehörte er auch zu uns, zu den Guten und dann nahm er den Ukrainern die Krim weg. Wie kam es dazu? Der Westen der Ukraine mit dem Zentrum Lemberg galt seit Habsburgs Zeiten eher nach Westen, also europäisch orientiert, während der Osten mit seiner Kohle und Schwerindustrie eher nach Russland sah. Das hat sich bis heute nicht geändert. Nun gibt es so was wie Geopolitik. Das heißt hier, dass Ronald Reagan in seinem Hinterhof, so nennt man das, keine sozialistische Regierung duldete und das kleine Grenada überrannte. Es war 2013, als westliche Politiker, der deutsche Außenminister Guido Westerwelle an der Seite von Wladimir Klitschko und der konservative Senator McCain aus den US über den Majdan Nesaleschnosti in Kiew schritten und von einer Anbindung der Ukraine an die EU redeten. Auch die NATO war im Gespräch.

An Putin dachte man nicht – bis der den Ukrainern die Krim wegnahm, die ihnen Chruschtschow 1953 geschenkt hatte. Das darf der natürlich nicht! Aber jetzt mal im Ernst, hat man wirklich gedacht, dass der in seinem „Hinterhof“ die NATO duldet? Die Leidtragenden sind die Ukrainer, denen man irgendwelche Hoffnungen auf EU- Beitritt und Visafreiheit etc. gemacht hat und die seit 2013 Bürgerkrieg haben. Vor allem Deutschland führt seitdem zum Schaden für seine Wirtschaft die Sanktionen gegen Russland an. Ich kann mir das Lächeln Putins manchmal vorstellen, wenn er sich das anschaut.

Donald Trump ist auch so einer, der kein Bein auf den Teppich kriegt. Dabei hat er bislang nichts gemacht, was die Präsidenten vor ihm nicht auch gemacht haben. Im Gegenteil! Er ist aus dem von vielen bekämpften TTIP ausgestiegen. (Ich habe auch einen Aufruf bei AVAAZ unterschrieben.) Man sollte ihm eigentlich dankbar sein. Im Nordkoreakonflikt hat er bislang nicht auf den roten Knopf gedrückt im Gegensatz zu seinem Parteifreund Bush, der durch seinen verlogenen Irakkrieg den ganzen Nahen Osten ins Chaos gestürzt hat. Oder den Friedensnobelpreisträger Obama, der durch seine Untätigkeit in Syrien den IS förderte. Der angeblich so tumbe Trump weiß eben doch, dass China nie zulassen wird, dass Korea vereinigt wird, weil es keine amerikanischen Truppen unmittelbar an seiner Südgrenze will. Und wenn er sagt, America first, dann tut er genau das, was er in seinem Amtseid geschworen hat. Nützt ihm aber alles nichts. Unsere vereinigte Presse liebt ihn eben nicht, schon wegen der Frisur.

Der verstorbene Guido Westerwelle war auch so ein Nichtgeachteter. Als Außenminister ist er herumgereist und hat gemahnt und gewarnt: „Leute vertragt euch.“ Der Spiegel schrieb damals ironisch: „…und Westerwelle warnt…“ Seine Nachfolger Steinmeier und Gabriel tun auch nichts anderes, aber bei denen ist es was ganz anderes. Seltsam!

Natürlich sind die Herren Trump und Putin keine Chorknaben, aber ich denke zu hundert Prozent negativ können die doch auch nicht sein, wie man uns das verkaufen will. Qui bono sagen die Lateiner. Wem nützt es?

Ein bisschen mehr Ehrlichkeit sollte schon sein.

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