Etliche von uns, ich auch, starten den Tag gerne mit einem Aphorismus oder einem positiven Gedanken als Affirmation, um so in den Tag zu starten.
Heute morgen bekam ich Folgendes zu lesen:
„Wenn deine Liebe, deine Freude und dein innerer Frieden von jemand anderem abhängig ist, dann ist es unmöglich, permanent im Zustand der Freude, des Friedens und der Liebe zu sein.“
Eigentlich eine Binsenweisheit, denn allen ist klar, dass Stimmungen schnell umschlagen können und dann ist es schnell aus mit der Liebe.
Wenn man allerdings auf der Seite eines „Gurus“ ist, dann erwartet man ja nicht Alltagsweisheiten, sondern so richtige Weisheiten. „Die Gurufalle“ weiterlesen
Offiziell ist heute der Tag der deutschen Einheit, also so etwas wie ein Nationalfeiertag. Ein Tag, den andere Länder mit Paraden und Umzügen festlich begehen. Ein Tag also, wo man stolz ist, zu dieser Nation zu gehören.
Nichts von alledem trifft auf uns zu. Wir haben eine Regierung, in der Personen sitzen, die nach eigenem Bekunden weder von dem Land noch von den Menschen, die es als ihr Staatsgebiet betrachten, etwas halten. „Tag der deutchen Einheit oder Volkstrauertag?“ weiterlesen
Jede Situation unseres Lebens kann uns etwas sagen. Sie mag uns neue Möglichkeiten des Daseins eröffnen, von denen wir vorher nichts wussten. Leid ist dabei eine wesentliche Motivation. Wenn es uns nicht ab und zu schlecht gehen würde, dann würden wir keine Veranlassung haben, neue Lösungsmöglichkeiten für schwierige Lebenssituationen zu finden. Vom Fachgebiet der Kybernetik aus betrachtet, handelt es sich bei diesem Vorgang um ein sich selbst regelndes System. Das System sind in diesem Falle deine Lebensumstände und die Lösungsmechanismen, die du zur Verfügung hast. Manchmal entsteht eine Blockierung, ein Stillstand. Der Druck in Form von Leid, Depression und Wut produziert Bewegung, die sich in der Suche nach einer Lösung äußert. Das System integriert das Neue und stabilisiert sich auf einer anderen Ebene. Dieser Vorgang vollzieht sich immer wieder. Wenn wir wach und aufmerksam sind, kann dieser Prozess leichter und schmerzloser ablaufen, weil wir sein Wesen und seinen Sinn verstehen und ihm weniger Widerstand entgegensetzen. „Auf dem Weg zu dir selbst“ weiterlesen
Wenn wir als Kinder irgendetwas nicht essen wollten, hieß es: „Sei dankbar, dass du so was bekommst, die armen Kinder in Afrika wären dankbar dafür.“ „ Ja, ja“, murmelten wir dann leise vor uns hin, „die können das gerne haben, ich will’s nicht.“
Für etwas dankbar sein, erscheint uns vielleicht auch heute noch wie eine lästige Pflicht, gar eine Zumutung.
Haben wir uns nicht selbst bemüht, hart gearbeitet und gelernt, um dahin zu kommen, wo wir heute stehen?
In negativen Stunden ärgern wir uns, wenn wir zu hören bekommen: „Sei dankbar, wenn du leben darfst.“ Dann mögen wir denken: „Ja was, ich habe nicht darum gebeten. Meinetwegen hätten sie das damals ruhig bleiben lassen können.“
Unter Menschen meiner Altersklasse gibt es das geflügelte Wort: „Wenn du morgens aufwachst und es tut dir nichts weh, dann weißt du, dass du tot bist.“
Alt sein hat eine ganze Menge Nachteile. Ich brauche mich darüber nicht groß auszulassen. Jeder kann sich das selbst ausmalen.
Neben diesen Nachteilen, gibt es aber einige nicht zu verachtende Vorteile. Wir kennen alle die berühmten guten Vorsätze am Silvesterabend. Die meisten sind schon eine Woche später wieder vergessen. Trotzdem versuchen wir es guten Mutes im nächsten Jahr wieder. Es geht dabei mehr oder weniger darum, sogenannte Schwächen, die wir haben, los zu werden. Das berühmteste Beispiel ist das Rauchen. Wenn man das fünf Jahre hintereinander mit magerem Ergebnis versucht hat, können sich schon mal Gefühle von Resignation einstellen.
Wenn man es aber fünfzig Jahre versucht hat und immer noch nicht ganz clean ist, dann stellt sich diese Problematik, wenn wir sie denn so nennen wollen, anders dar.
Aus der Resignation der jungen Jahre ist dann vielleicht so was wie Demut geworden. Demut ist etwas, was man in jungen Jahren schlecht nachvollziehen kann. Wenn man älter ist, ist das leichter, denn das Leben und der eigene Organismus zwingen zu der Einsicht, dass nicht alles machbar ist und dass wir das Wenigste, was uns passiert unter Kontrolle haben.
Manches von dem, was wir gerne verstecken, das was C.G. Jung als Schatten bezeichnet, wird dann vielleicht anders gewertet. Es geht nicht mehr nur um diese ungeliebte Eigenschaft allein, sondern um die Bedeutung und um die Hintergründe. Jeder „Schatten“ hat auch eine „sonnige“ Seite.
Das Eine gibt es nicht ohne das Andere. Im Lauf der Jahrzehnte kommt man dann vielleicht zu der Einsicht, dass diese oder auch mehrere Dinge zu einem gehören, ja, dass man das ist, dass es das ist, was einen ausmacht.
In jungen Jahren ist man viel mehr im Kampfmodus. Das ist, zumindest was die eigene Person anbelangt, zum Scheitern verurteilt, denn man kann sich nicht selbst bekämpfen, es sei denn um den Preis der Selbstzerstörung.
Ich will hier beileibe nicht sagen, dass man als Alter schlauer ist als ein Junger. Nur, wenn man etwas ein halbes Jahrhundert praktiziert, dann hat es eine andere Qualität als wenn man damit erst angefangen hat.
Jedoch – Alter allein bringt es auch nicht. Es gibt genug Alte, die genau so dumm und eingeschränkt in ihren Strukturen sind wie in jungen Jahren.
Ohne einen philosophisch-psychologischen Bezugsrahmen geht es nicht. Man muss schon „dran bleiben“.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Bergpredigt. Sie wissen schon, die mit den berühmten Aussagen wie: „Wenn du eine auf die linke Backe bekommst, dann halte auch die rechte hin.“
Das ist schwierig für uns Menschen. Wohl kaum einer schafft es gänzlich, wie Jesus zu werden. Nein, es geht darum, einen Kompass in sich zu tragen, dem man folgen kann, auch wenn er manchmal aussetzt. Hingefallen, aufgestanden, weiter gemacht! Darum geht es.
Als ich 1978 das erste Mal aus dem Yogainstitut zurück kam, dachte ich allen Ernstes, jetzt seien alle Probleme gelöst. Jetzt bin ich ja Yogi. Haha, sag ich da nur!
Es ist diese Gelassenheit, die vielleicht ein Privileg des Alters ist. Die darin besteht, dass man eher sehen kann, dass „Leben passiert“, aber auch, dass „Shit happens“.
Indem man, wenigstens soweit es mich betrifft, eher zulassen und vertrauen kann als zu versuchen, alles zu kontrollieren, nähert man sich ein bisschen dem Ideal des Tao, das vom fließenden Wasser spricht, welches einfach fließt, weil es fließt, weil…
Als ich jung war, wusste ich das alles auch schon, aber zwischen wissen und Wissen ist ein Unterschied.
Absolute Kontrolle und Sicherheit ist nur im Tod zu finden, nicht im Leben.
Wer also leben will, der verliert immer wieder einmal den Kompass aus den Augen, aber er findet ihn dann auch wieder und segelt weiter.
Yoga zum Beispiel ist so ein Kompass.
Übrigens: Es muss nicht so ausgehen wie das, was wir gemeinhin als „gut“ ansehen. Wenn einer sechzig Jahre vergebens das Rauchen aufgeben wollte, dann kann er auch daran sterben. Aber – an irgendwas muss man sterben und vielleicht weiß derjenige dann auch, was es mit dem Rauchen bei ihm auf sich hat und das ist, karmisch gesehen, von hohem Wert.