Alles klar oder was?

Auch ich bin interessiert daran, dass die hiesige Wirtschaft gut im Business ist. Insofern möchte ich die frohe Message verbreiten, dass im Neuen Markt in Neumarkt jetzt auch eine Filiale der Kette New Yorker geopened hat.
Ich zitiere im Folgenden frei aus der hauseigenen Zeitung und freue mich, mitteilen zu können, dass die Mens – und Womenswearkollektion aus den …Eigenmarken FSBN…usw. und der Sportswearkollektion New Yorker usw. dem p.p. Publikum offen steht.
Für Women gibt es Soft Tones, Off – Shoulders und Cut – Out Oberteile, Denims im Used – Look. Auch Highlight Accessoires wie Choker Ketten, Statement Taschen, Metallic Sneaker und sexy Wedges erzeugen Spannung bei den Stylings.

Wir Men sind lässig cool….und setzen auf Smart Casual…Die Bomberjacke bleibt ein wichtiges Key – Piece. Der Parka bleibt der wichtige Allrounder.
Ich bitte die verehrten Leser, diese Mitteilung auch als Beitrag für die neue Vielfalt der deutschen Sprache anzusehen.

Pädagogik Teil 2

Die Kevinsituation:
Dienstag- morgens gegen 10.30 Uhr bei Rewe an der Kasse: Mama war dort mit Kevin (5J.) zum Einkaufen. Das Band läuft. Mama kramt in ihrer Tasche, um den Geldbeutel zu finden. Kevin hat sich inzwischen aus den kindgerecht platzierten Auslagen zwei Tüten Süßigkeiten genommen und kräht, dass er die haben wolle.
Mama ist gerade dabei, die Einkäufe vom Band im Wagen zu verstauen, der Geldbeutel ist immer noch nicht gefunden und sagt zu Kevin: „Leg‘ das bitte wieder zurück. Ich möchte nicht, dass du das nimmst.“ Kevin reagiert nicht, sondern sieht sich fröhlich im Laden um. Die Leute weiter hinten am Band schauen interessiert auf das Geschehen. Mama hat den Geldbeutel inzwischen doch gefunden und zieht die EC – Karte heraus. „Pädagogik Teil 2“ weiterlesen

Pädagogik Teil 1

Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, höre ich meistens eigene Musik aus der Konserve. Manchmal ist aber der Akku leer und ich entschließe mich, nach einigem Zögern, das Radio einzuschalten. Ich weiß genau, wie das endet. Nach spätestens zehn Minuten kehrt in meinem Auto wieder Stille ein, weil dieses unerträgliche Geschwätz und dieses banale Gedudel meine durch eiserne Yogapraxis gestählten Nerven überbelastet.
Zudem erfüllt das Gehörte meinen Geist mit Gram und Sorge und zwar in Bezug auf das Bildungsniveau des bayerischen Volkes. Wie anders ist es zu erklären, dass nach jedem dieser banalen Liedchen die Ansage:„Bayern eiiiiins oder Bayern draaaaiii“ kommt? Offensichtlich misstraut man im Staatsrundfunk der Merkfähigkeit der Landeskinder, sodass man ihnen in relativ kurzen Abständen sagen muss, was sie gerade hören. „Pädagogik Teil 1“ weiterlesen

Wider die Verwahrlosung der Begriffe

 

Als Gesprächspsychotherapeut  bin ich schon von Berufs wegen auf präzisen sprachlichen Ausdruck geeicht.
Leider nimmt die Verwahrlosung der Begriffe und der Gebrauch von Euphemismen (beschönigenden Ausdrücken für etwas) immer mehr zu.
Da gibt es Wohnparks für eine Ansammlung von Wohnhäusern. Auch die Bezeichnung Seniorenresidenzen für Altersheime ist beliebt. Eine Müllkippe, für was auch immer, ist ein Entsorgungspark usw.
Was mich mit Sorge erfüllt, ist, dass diese Tendenz auch im politischen Diskurs zunimmt. Die Anhänger des einen Flügels bezeichnen die Anhänger des jeweils anderen gerne als Links – bzw. Rechtsfaschisten. Auch der Begriff „Nazi“ für die Anhänger des eher konservativen Lagers ist beliebt.
Der Gebrauch dieser Begriffe für Bürger, die, ungeachtet ihres politischen Standpunkts, immerhin alle dem demokratischen Spektrum angehören, ist eine Diskriminierung all derjenigen, die wirklich unter dem Faschismus oder der deutschen Spielart, dem Nationalsozialismus, gelitten haben. „Wider die Verwahrlosung der Begriffe“ weiterlesen

To speak or einfach reden?

Neulich bummelten wir mal wieder durch die Stadt und stellten fest, dass eine Galerie, deren Bilder uns immer angesprochen hatten, „temporarely under construction“ ist. Zwanzig Meter weiter passierten wir einen Laden mit offensichtlich gebrauchten Klamotten, der unter dem Label Redistribution lief. Früher sagte man dazu halt auf gut deutsch Second Handladen. Entsprechend des nahen Frühlingsausbruchs machten auch etliche Läden Sale, um die Wintersachen raus zu hauen. Ab und zu tauchte ein Point auf, z.B. Frisuren Point oder Nail Point. Ich machte mal einen Point und schlug meiner Frau vor, die langweiligen Begräbnisinstitute in Himmels Points umzutaufen. Wobei sich die Frage stellt, inwieweit auch Hell Point in manchen Fällen gerechtfertigt sein könnte. „To speak or einfach reden?“ weiterlesen