Die letzte Türe

Digital Stillcamera
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Die Tage ziehen vorbei, werden zu Wochen, zu Monaten, zu Jahren. Im Herbst sehen wir mit Bedauern zu, wie Blatt um Blatt fällt und die Äste schwarz und nass im kalten Novemberwind geschüttelt werden.

Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass Weihnachten vor der Tür steht. Dann kommt Silvester. Wir feiern mit Freunden.

10,9,8,7,6,5,4,3,2,1 – Prost, schönes Neues!

Die Tage sind dunkel, manchmal fällt Schnee, aber er bleibt nicht liegen. Ja, es wird wärmer. Die Tage sind trüb, und trüb ist manchmal auch unser Gemüt, wenn wir aus dem Fenster schauen.

Aber – langsam werden die Tage wieder länger, viel zu langsam meinen wir. Eines Morgens strecken wir die Nase zur Tür hinaus und es scheint uns, dass so was wie Frühling in der Luft liegt.

Spätestens jetzt gehen uns Urlaubspläne durch den Kopf. Bali oder Malle? Oder doch mal wieder in die Toskana?

Wie im Flug geht der Sommer dahin. Grillen, Schwimmen, ach ja – und natürlich die Biergärten.

Zeit existiert nur, wenn wir auf etwas warten. Und wir warten viel! Eigentlich warten wir immer auf irgendwas.

Wann wird es endlich Tag? Wann ist das Essen fertig? Wann ist sie denn endlich fertig? Wann kommt endlich der Elektriker? Wann hört es endlich auf zu regnen? Wann wird es endlich wärmer? Nur noch sechs Wochen bis zum Urlaub. Mann, das zieht sich.

Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Jahre. Ein unendliches Meer aus Zeit.

Zeit, die vertrödelt wird. „Eigentlich wollte ich doch dieses Jahr mal über die Alpen wandern, aber im Moment hab‘ ich keine rechte Lust. Geh‘ ich halt nächstes Jahr.“

Aber – nächstes Jahr ist was anderes im Vordergrund.

Verpasste Gelegenheiten! Es gibt Tage, in denen wir uns dumpfen Gedanken hingeben. Tage, die von Ärger zerfressen sind. Tage des Zorns und der Enttäuschung. Tage der knallenden Türen!

Das seltsame am Menschen ist, dass er sieht, wie um ihn herum der Tod seine Ernte einfährt, selbst aber hält er sich für unsterblich. Klar, intellektuell weiß man natürlich, dass man irgendwann sterben wird. Das hat aber wenig bis gar keine Konsequenzen auf unser Handeln oder oft auch Nicht-Handeln.

Es gibt zu viele Selbstverständlichkeiten in unserem Leben.

„Heute war ein Scheißtag, morgen wird auch nicht besser. Gott sei Dank ist schon Donnerstag.“

„Und, wie geht’s gesundheitlich?“ „Danke, kann nicht klagen.“

Morgens aufwachen, was denn sonst!

Der Körper funktioniert, man ist fit. Was denn sonst!

Eigentlich ist nichts selbstverständlich! Sinnbildlich gesprochen kann uns jederzeit der Himmel auf den Kopf fallen, wie Asterix es ausdrücken würde.

Kein Mensch lebt unser Leben und obwohl wir (hoffentlich) liebe Menschen um uns herum haben, sind auch sie sich selbst der Nächste.

Wenn die oder jene Partei regiert und wir uns darob grämen, wen interessiert’s?

Wichtig dabei ist nur, dass wir wieder einmal nicht bewusst genug waren zu unterscheiden, was wir ändern können und was nicht.

Und dass uns dieses Un-bewusstsein unser Leben raubt. Nicht nur in der Beziehung, sondern auch in vielen anderen Situationen, in denen wir un-bewusst durchs Leben gehen. Aber was soll`s, morgen geht die nächste Tür auf. Neuer Tag, neues Glück. Vielleicht aber auch nicht!

Die letzte Tür geht nur einmal auf und schließt sich dann für immer! Es ist der Sargdeckel!

Yoga, die Wissenschaft der Kontrolle des Denkens, lädt zum bewussten (Er)-leben ein. Die Werkzeuge sind vorhanden. Ergreifen wir sie!

 

 

 

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