Albert Camus sagte: „Die größte Gefahr im Leben ist die Hoffnung.“ Wir Menschen sind darauf programmiert, dass wir Unangenehmes vermeiden wollen. Unangenehm ist immer das, was uns aus irgendwelchen Gründen nicht in den Kram passt, und das, so hoffen wir, möge möglichst schnell vorbeigehen.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, ist ein geflügeltes Wort und soll eigentlich ausdrücken, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und es jetzt „ans Eingemachte“ geht.
Sehen wir es einmal anders herum, nämlich positiv: Wenn die Hoffnung weg ist, sind wir endlich dort angekommen, wo wir eigentlich immer sein sollten – in der Gegenwart.
Normalerweise reagieren wir dann mit totaler „Hoffnungslosigkeit“. Wir sind so fixiert auf das negative Narrativ, dass die Welt höchstens grau, wenn nicht gar schwarz erscheint.
In solchen Situationen verfallen wir in eine andere „liebgewonnene“ menschliche Eigenheit. Wir „suhlen“ uns im eigenen Leid. Manchmal hat es den Augenschein, als wären wir richtiggehend verliebt in den Ärger. Eigentlich beschäftigt man sich ja gerne mit den Dingen, die einem Freude bereiten. Wenn wir allerdings genau hinsehen, dann werden wir wahrnehmen, dass wir uns zu einem großen Teil unserer Lebenszeit im Negativmodus befinden.
Wir grummeln vor uns hin: „Wenn ich den das nächste Mal treffe, dann…“ Oder: „Immer ich muss…, aber damit ist jetzt Schluss.“
Geben wir es ruhig zu. Solche „finsteren“ Pläne genießen wir zu manchen Zeiten. Natürlich ist das vollkommen in Ordnung. Jeder ist frei, zu entscheiden, womit er sich beschäftigt. Allerdings, eines muss klar sein, niemand anders als er selbst ist dafür verantwortlich.
Kehren wir zur Anfangsaussage zurück, dass uns die Hoffnung auf „bessere Zeiten“ aus der Gegenwart entführt.
Nur im Jetzt haben wir die Möglichkeit zu agieren, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft!
Wir kommen nun zu einem ganz wichtigen Punkt:
Die Gegenwart ist eigentlich nicht grau und trübsinnig. Gerade wenn wir in die Natur gehen, was wir regelmäßig tun sollten, denn sie ist unsere Urmutter, sehen wir, dass die Vögel singen, dass der Himmel blau ist, dass die Blumen blühen, dass die Luft lau und angenehm ist, dass die Bienen summen und dass wir uns dem eigentlich nur hingeben müssten.
Die Negativität ist nicht in dem Augenblick. Sie ist in der Zukunft und in der Vergangenheit. Wenn wir „da“ bleiben würden, wenn wir das Gedankengetriebe abschalten würden, wäre alles gut.
Ich will es mal so sagen: 90% unseres „Nichtwohlbefindens“ kommt daher, weil wir nicht im Augenblick bleiben.
Hier zeigt sich die Wahrheit der Kernaussage des Yoga, nämlich, dass Yoga Konzentration ist. Nur durch die Konzentration auf das, was wirklich im Moment ist, ist Glück permanent.
Es gibt etwas, was ich als den „inneren Raum“ bezeichne. Man kann ihn fühlen, wenn man den Atem in der Gegend des Solar Plexus wahrnimmt. In diesem Raum ist absolute Stille, reines Bewusstsein. Wir können jederzeit in diesen Raum gehen. Niemand anders hat Zutritt. Allerdings braucht man den passenden Schlüssel, und das ist die Fähigkeit zur Konzentration.
Wenn wir uns dessen bewusst werden und immer häufiger den „Schlüssel“ finden, werden wir zunehmend zur Selbstverantwortung für unser Leben kommen. Das Verhalten anderer wird an Bedeutung verlieren.