Wenn man einen Frosch in heißes Wasser wirft, stirbt er sofort. Setzt man ihn jedoch in einen Kessel mit kaltem Wasser und erhitzt es langsam, wird er die Wassertemperatur über längere Zeit als normal empfinden bis er zum Schluss stirbt weil der Organismus nicht mehr mitmacht. Irgendwann vorher mag langsam ein Gedanke dämmern: „Da stimmt doch was nicht?!“
Aber da ist es zu spät!
Wir haben jetzt Dezember und es fiel schon immer wieder mal Schnee. Da kommen Erinnerungen auf. Ich wuchs in einem Dorf auf , das inmitten eines Talkessels lag. Wir zogen unsere Schlitten auf den Berg und fuhren in sausender Fahrt über den Marktplatz hinab ans andere Dorfende. Autos gab es keine, also brauchten wir darauf nicht zu achten. Wenn wir Abends nachhause kamen waren wir vollkommen durchnässt. Die nassen Sachen wurden vor den Herd in der Küche zum Trocknen gehängt. Die Lederschnürstiefel wurden mit Zeitungspapier ausgestopft und kamen in die Holzkiste. Sie mussten am nächsten Tag wieder trocken sein, denn es waren die Einzigen.
Wenn ich heute Kinder sehe, sind sie in wasserdichte Schneeanzüge gepackt kaum dass das Wetter etwas trübe wird. Keine Feuchtigkeit dringt zu ihnen durch. Am befremdlichsten wirken die bunten Schutzhelme, die schon Zweijährige auf ihren Laufrädern tragen, denn sie könnten ja umfallen uns sich stoßen, nicht auszudenken!
Wenn ich als Achtjähriger aus dem Fenster unserer Wohnung im vierten Stock sah, überblickte ich eine Ruinenlandschaft bis zum Bahnhof. Das war unser Spielplatz. Dort verdienten wir uns Taschengeld, indem wir Rohre aus der Wand rissen und sie beim Alteisenhändler verkauften. Für eine Fuhre gab es 5 Mark.
Ob das gefährlich war? Definitiv! Ab und zu fiel mal eine Wand herunter. Kümmerte das jemanden? Ja, insofern, als wir Ärger bekamen, wenn wir mit schmutzigen Hosen nach Hause kamen.
Gestern sah ich mir, wie jedes Jahr, den „Kleinen Lord“ an. Da gibt es diese Szene mit dem dreckigen Bach, der durch die Armenstraße des Dorfes fließt. Das Wasser hat eine milchige Farbe vom Waschwasser, das die Frauen rein kippen. Genauso sah der Bach aus, an dem wir im Dorf meiner Großeltern spielten. Er war herrlich lehmig und das Wasser war manchmal etwas lauwarm. Wurden wir krank oder hatten wir Allergien? Nein!
Heute wird alles geregelt und man macht sich unheimlich Gedanken über die Sicherheit. Ja nicht über die rote Ampel gehen, auch wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Alle tragen leuchtend-bunte Kleidung, damit man sie nicht übersieht. Manchmal denke ich an bunte Papageien. Vor allem die Fahrradfahrer tun sich da hervor. Ich habe ganz Deutschland mit einer blauen Turnhose und einem T-Shirt durchquert.
Was ich hier schreibe, soll nicht den Eindruck erwecken wie in diesen Witzen, in denen von „ Onkel Adolf erzählt wird, der damals im Winter 42/43 bei Smolensk 14 Tage unter Wasser marschiert ist – ohne zu jammern, wohlgemerkt“. So quasi, das waren noch Kerle.
Nein, aber ich habe so den Eindruck, als wenn die Menschen dieses Landes so langsam immer mehr eingelullt werden in eine Blase aus Fürsorge, Verordnungen, leichter Unterhaltung und dabei immer stärker gegängelt werden. Nehmen wir die Raucher als Beispiel. Ursprünglich war das Ziel, die Nichtraucher zu schützen. Heute geht es darum, den Rauchern das Leben zu vermiesen und sie in Angst und Schrecken zu versetzen mit idiotischen Bildern auf den Zigarettenpackungen, die nicht einen einzigen abschrecken. Wenn einer rauchen will, dann soll er das tun, das geht keinen etwas an. Aber was ist dann mit den Kosten wenn er krank ist, die muss ja dann die Allgemeinheit zahlen? Klar, aber wie steht es um die Downhill-Biker, die Fallschirmspringer, die Motorradfahrer und die, die jeden Tag Hamburger essen und dazu Coke trinken und um die, die sich die Hucke vollsaufen? Und was ist mit denen, die billige Wurst mit hohem Fettanteil kaufen, weil sie sich den Biometzger nicht leisten können?
Im Moment geht es ja wieder einmal wieder hoch her bei den Demos gegen die Coronaimpfung. Ich denke, dass es dabei nicht ausschließlich um die Impfung geht. Vielmehr artikuliert sich dort Unbehagen gegen die empfundene Übergriffigkeit des Staates in sehr private Lebensbereiche. Das mag berechtigt sein oder nicht. Jedenfalls sollte es ernst genommen werden und man sollte die Leute nicht wieder als „Nazis“ abtun, wie es seit längerem üblich ist.
Vielleicht würde es genügen, wenn man ihnen als erstes zu verstehen gäbe, dass man sie ernst nimmt. Das wäre doch etwas Neues (Altes)!
Man könnte es auch als Zeichen nehmen, dass die Leute selbst über ihr Sein bestimmen wollen.