In der „Declaration of Independence“, der Unabhängigkeitserklärung der USA, finden wir den Satz:
„The pursuit of happiness is a belief, that everyone should be able to follow their dreams and do what makes them happy, without the government getting in the way. This idea is an important part of the Declaration of Independence.”
Das Streben nach Glück ist ein urmenschliches Bedürfnis. Wir alle wollen glücklich sein. Was ist Glück? Da fallen mir Begriffe ein wie “frei sein, keine Sorgen haben, Geborgenheit, irgendwo dazu gehören, Fröhlichkeit, Lachen, Unbeschwertheit, keine Angst haben (vor der Zukunft), gute Beziehungen zu anderen Menschen usw”.
Wenn wir das als Ganzes sehen, also sozusagen als Paket, erscheint das als ein unmögliches Unterfangen.
Irgendwas fehlt immer. Im Buddhismus kennen wir den Begriff „Dukha“. Er bedeutet im besten Fall Unbehagen. Auch in Momenten, in denen alles gut zu sein scheint, ist ganz tief drinnen so was wie leise Sorge, dass das „Glück“ ja doch nicht von Dauer ist.
In dem oben zitierten Satz aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung fällt mir die Sentenz „ohne die Einflussnahme der Regierung“ auf.
Wir haben uns hierzulande daran gewöhnt, dass Reformen immer eine Verschlechterung der Lebensumstände bedeuten. Reform der Grundsteuer heißt, dass sie steigt. Reform der Rentenversicherung heißt, dass der Beitrag steigt und die Rente weniger wird. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Gegenwärtig erleben wir das Ende der Demokratie, wie wir sie seit dem Ende des Krieges kennen. Der kommende Bundeskanzler Merz will ja mit einem Bundestag, der gar nicht mehr legitimiert ist, auf die Schnelle drei Grundgesetzänderungen durchdrücken, also einfach mal kurz die Basis unserer Demokratie ändern.
Im Moment streikt die Gewerkschaft Verdi für höhere Löhne im öffentlichen Dienst. Vor zwei Tagen sagte ein Vertreter der Arbeitgeber, dass man sich eine Gehaltserhöhung unter dem Gesichtspunkt der äußeren Bedrohung eigentlich nicht leisten kann.
Dabei gibt es gar keine äußere Bedrohung, es sei denn, man baut eine auf.
Es ist wie in allen faschistoiden Regimen, dass eine Feindkulisse aufgebaut wird, um das Volk gefügig zu machen. Falls sich jetzt jemand wundert, dass ich im Zusammenhang mit dem heutigen Deutschland den Begriff Faschismus verwende, dem empfehle ich zwei frühere Artikel, die ich geschrieben habe: 13. März 2017 „Wider die Verwahrlosung der Begriffe“ und „Die Farbe des Faschismus“ 8.Februar 2023.
Das sind nur zwei Beispiele, dass in unserem Makrokosmos wenig Anlass ist, glücklich zu sein.
Auch im Mikrokosmos unserer Beziehungen ist Glück nicht unbedingt ein Dauergast.
Was können wir also tun, um trotzdem glücklich zu leben?
Wenn wir genau hinsehen, dann stellen wir fest, dass leidvolle Gefühle, die unser Gücklichsein verhindern, entweder aus der Erinnerung an Vergangenes oder aus Vorstellungen in der Zukunft kommen. Zwei Momente also, die gar nicht existieren. Ist das nicht Wahnsinn, dass wir unser Dasein mit nicht Existierendem vergiften?
Das innerste Wesen des Yoga ist Konzentration. Darum dreht sich alles. Wenn wir uns angewöhnen, in der Gegenwart zu bleiben, und das ist nur durch Konzentration möglich, dann haben wir unendliche Möglichkeiten, Glück zu erleben. Wir sehen die Farben des Himmels, den Zug der Wolken, ein nettes Wort von einer Verkäuferin, den Gesang der Vögel, den Duft einer Blume usw.
Stattdessen sind wir auf der Jagd nach dem selten erreichbaren großen Glück und bringen uns um das Sekundenglück, aus dessen Aneinanderreihung das große Glück entsteht.