The Age of Aquarius

Img 20231224 131311 EditVor fünfzig Jahren wurde in New York das Musical „Hair“ uraufgeführt. Auch bei uns schlug das wie eine Bombe ein. Wir fuhren damals mit meinem Fiat 600 (Kaufpreis 250 DM!) nach München, um auch was von dem Feeling der Freiheit mitzukriegen. Das kann sich ja heute keiner mehr vorstellen, wie das damals war. Wenn wir zum Beispiel mit unseren kostbaren Levi’s in die Schule kamen, wurden wir angepflaumt: „Seit wann kommt man denn mit Arbeitshosen in den Unterricht?“

Der Anfangssong heißt „Age of Aquarius“. Das bezieht sich auf den Beginn des Wassermannzeitalters, in dem „harmony and understanding, sympathy and trust abounding“ herrschen sollen.

Dieses Zeitalter gilt als weiblich. Die Zeiten des Mars, in denen die Männer den Planeten mit Krieg und Gewalt überzogen, sollten vorbei sein. Stattdessen sollte weibliche Intuition und Sanftheit hinfort dominieren.

Es war die Zeit der „offenen Ehe“, der Selbstbefreiung der Frauen aus den Fängen des Patriarchats – mit Hilfe der Pille. Der Abstieg der Männer und der Beginn einer langanhaltenden Identitätskrise begann.

Sinnbild dafür war das Buch von Willfried Wieck: „Männer lassen lieben, die Sucht nach der Frau“.

Später kamen dann wieder Hilfebücher für Männer, wie „Feuer im Bauch“ auf den Markt.

Als Psychotherapeut, Leiter von Selbsterfahrungsgruppen und Yogalehrer war ich hautnah an all diesen Entwicklungen dran.

Wenn ich mich nach 50 Jahren Wassermannzeitalter umsehe, ist die Bilanz ziemlich ernüchternd.

Die Männer sind „weiblicher“ geworden. Sie sind gute Väter, die mit Windeln umgehen können, sie machen den Haushalt, sind sensibel, sprechen leise, schieben den Kinderwagen und die Geschichte mit dem Herrn im Haus ist im wahrsten Sinn des Wortes Geschichte. Die Jungen tun sich schwer. Es sind „weibliche“ Kompetenzen, wie zuhören können, gefragt. Allerdings sind Buben eben keine Mädchen. Die bekannte, leider schon verstorbene Vera Birkenbihl sagte einmal, dass Jungen sich pausenlos vergewaltigt vorkommen müssen, denn sie sind kleine Testosteronbomben ohne Ventil.

Diese Verweiblichung hat natürlich auch Schattenseiten. Manchmal sind eben doch typisch männliche Eigenschaften gefragt. Ich wage mal zu sagen, dass die sexuellen Belästigungen durch Hunderte von, vorwiegend Maghrebinern, auf der Kölner Domplatte in der Silvesternacht 2015 in meiner Generation so nicht passiert wären.

Bei uns gab es noch den Ehrenkodex, Frauen zu verteidigen und auch zu kämpfen. Aber – das hat man den Männern ausgetrieben mit Sprüchen wie „ich kann meinen Mantel schon selbst anziehen“. Körperliche Gewalt ist absolut verpönt. Dies betrifft aber eben nur die „biodeutschen“ Männer, nicht aber die Neuzugänge.

Wie die Stones schon sangen: „You can’t allways get what you want“ .

Was mir aber am meisten auffällt, ist das Verhalten von Frauen in der Politik. Nehmen wir Baerbock, die deutsche Außenministerin, die während der vergangenen drei Jahre des Ukrainekrieges nie auch nur den geringsten Versuch unternommen hat, zu vermitteln. Sie hat vielmehr unverdrossen immer mehr Waffenlieferungen verlangt und hatte tatsächlich den Anspruch, Russland zu besiegen. Was ich erschreckend finde, ist das absolute Negieren menschlichen Sterbens. Dasselbe gilt für von der Leyen, auch hier der Anspruch auf den Endsieg, koste es, was es wolle.

Absolute Machopolitik betrieb Merkel, die durch ihre Sturheit und mangelnde Reflexionsbereitschaft und -willigkeit dieses einst zufriedene Land in Chaos und Gewalt gestürzt hat.

Es handelt sich bei den dreien nur um die Spitze, wobei ich der Vollständigkeit halber noch diese kriegsgeile FDPlerin erwähnen muss.

In den letzten Tagen zeigte sich, dass Donald Trump und sein Team schon sehr weit fortgeschritten sind, Frieden zu schaffen. In den Reden fällt die Überlegtheit der Wortwahl und die Vorsicht auf, mit der herangegangen wird. Das ist wohltuend nach dem ganzen Kriegsgeschrei.

Es ist wie in alten Zeiten. Die beiden Patriarchen setzen sich zusammen, und die Kinder schauen zu und hoffen, auch was sagen zu dürfen.

Ich füge an dieser Stelle einen Absatz eines Artikels mit dem Titel Animus und Anima… vom 27. September 2018 ein:

Jeder Mann trägt einen weiblichen Anteil in sich, sonst könnte er keine weichen Gefühle empfinden und zeigen. Das spielerische Element und Fähigkeiten wie Anteilnahme, Empathie, sich hingeben können, Schwächen zugeben können usw. sind seine weibliche Seite. Da sie in seiner Persönlichkeit die „zweite Geige“ spielen, ist es für ihn schwierig, sie wahrzunehmen und zuzulassen. Und doch muss er sie bewusst verwirklichen, um ein „ganzer Mann“ zu sein. Wenn das nicht bewusst geschieht, bricht sich das weibliche Element unkontrolliert Bahn. Das äußert sich dann in launischen und zänkischen Verhaltensweisen. Solche Männer nennt der Volksmund weibisch.

Bei Frauen ist das Ganze natürlich umgekehrt. Sie müssen ihr männliches Element verwirklichen. Sie, die von Natur aus hingebend sind, sollten heraus aus dem:„Das kann ich nicht, dazu bin ich zu schwach, mach‘ du das, ich warte solange…“ usw. Während der Mann sein „Mondelement“ verwirklicht, müssen sie das „Feuerelement“ in sich verwirklichen. Tun sie das nicht auf bewusste Art, bricht es sich trotzdem Bahn. Der allwissende Volksmund spricht dann von Mannweibern.

Die Aufgabe besteht also für Männer darin, die männlichen Eigenschaften Tatkraft, Mut, Zielstrebigkeit, Aggression usw. mit ihren verborgenen weiblichen Eigenschaften Hingabe, Einfühlungsvermögen usw. zu verbinden.

Für Frauen stellt sich die umgekehrte Aufgabe.

Zum ganzheitlichen Menschen im Zeitalter des Aquarius gehört, dass beide Geschlechter die oppositionellen Anteile in sich verwirklichen müssen, ohne den eigenen Anteil zu verdrängen.

Sonst wird dat nix – mit dem Aquarius!

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