Wenn man sich in der Weltgeschichte etwas umsieht, dann fällt auf, dass sich wir Deutschen schon in verschiedenen Punkten unterscheiden.
Wenn ich mir uns anschaue, fällt es mir oft schwer, uns zu mögen. Mir ist klar, dass das recht paradoxe Sätze sind, bin ich doch einer von uns. Obwohl ich mich auch eines Migrationshintergrunds rühmen kann. Meine Vorfahren mütterlicherseits kamen nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Böhmen. Heutzutage ist das ja fast ein Adelstitel, nicht rein deutsch zu sein.
In vergangenen Jahrhunderten waren die Menschen anders gepolt als heute. Das ist mir klar! Man war noch von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt und verhielt sich denn auch entsprechend.
Völker und Nationen haben ihre Geschichte. Manches darin ist nicht gerade ein Ruhmesblatt der Humanität. Trotzdem haben sie keine Probleme, ihre Traditionen zu pflegen und unbekümmert ihre Paraden abzuhalten. Da sind auch keine Schuldkomplexe zu beobachten.
Anlässlich eines kürzlichen Besuchs in London konnte ich ein paar Blicke auf die alljährliche Parade „Trooping the Colours“ erhaschen.
Was da mit Tschingtarassa Bumtarassa paradierte, waren die Rotröcke, die in allen Erdteilen die Völker unterwarfen. Das stolze British Empire wurde nicht mit guten Worten erobert. Die Völker haben auch nicht gerufen: „Schön, dass ihr da seid!“ Das waren blutige Kämpfe, bis sie unterworfen waren.
In Indien herrschten sie nach dem Prinzip „teile und herrsche“, indem die verschiedenen lokalen Herrscher gegeneinander ausgespielt wurden. Es gab aber auch blutige Kämpfe, wenn die indischen Untertanen rebellierten, um nur den Sepoy-Aufstand zu nennen. Es kam zu Exzessen wie, dass man „Aufständische“ vor Kanonenrohre band und die dann abfeuerte.
Als 1886 und 1889 riesige Diamanten-und Goldvorkommen in den Burenrepubliken Transvaal und Oranjefreistaat entdeckt wurden, war es vorbei mit dem Frieden. Da wollte das „Empire“ die Sahne von der Milch, worauf man in zwei Burenkriegen mit der gesamten britischen Militärmacht gegen das kleine Burenvolk zog. Es kam zu entsetzlichen Gewalttaten. In Dutzenden concentration-camps verlor jeder fünfte Häftling sein Leben.
In zwei Opiumkriegen versuchte England ganz China zu Opiumsüchtigen zu machen. Das ist einmalig in der Weltgeschichte.
Und, gibt es irgendwelche Schuldgefühle? Es gilt nach wie vor „right or wrong- my country“.
Nach 1946 versuchten die liberalen Holländer in einem blutigen Krieg gegen das zur Unabhängigkeit strebende Indonesien, ihre 300 Jahre währende Ausbeutung der „Gewürzinseln“ wiederherzustellen.
Das Königreich Italien marschierte 1935 in Abessinien ein. Mussolini wollte sich gegen Ende des Kolonialzeitalters noch eine Scheibe aus Afrika herausschneiden. In diesem Krieg wurden Giftgas und Panzer gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt und alle internationalen Regeln verletzt.
Gehen wir zur „Grande Nation“. Als Ludwig XIV. 1688 in die Pfalz einfiel, praktizierten seine Truppen zum ersten Mal die Strategie der verbrannten Erde. 20 große Städte und Hunderte von Dörfern wurden dem Erdboden gleich gemacht. Das Heidelberger Schloss wurde damals zur Ruine. Trotzdem sind alle fasziniert von „le Roi“.
Der „große Korse“, wie Napoleon auch hierzulande voller Bewunderung genannt wurde, überzog ganz Europa von 1792 bis 1815 mit Krieg. Dabei wurden nicht nur Franzosen in die Grande Armee eingezogen, sondern auch Zehntausende von jungen Männern aus anderen Ländern. Manche desertierten und verbrachten Jahre auf Heuböden und in Kartoffelmieten, ständig gefährdet durch die Bajonette der französischen Rollkommandos.
Frankreich beutet bis heute seine ehemaligen Kolonien in der Sahelzone aus.
Trotzdem marschiert das Militär jedes Jahr stolz über die Champs- Elysees.
Die Japaner fielen im Weltkrieg II in China ein und richteten ein entsetzliches Massaker in Nanking an. Es gibt Photos, auf denen Soldaten den Bajonettangriff auf gefesselte Chinesen übten. Tausende von Koreanerinnen wurden zu Zwangsprostituierten in den Militärbordellen.
Erst vor einigen Jahren bequemte sich Japan zu schmalen Zahlungen an die überlebenden alten Frauen.
Die USA unterhalten in allen Weltteilen Stützpunkte. Sie besitzen 11 aktive Flugzeugträger, die überall auf der Welt militärisch eingreifen können. Dieser ganze Aufwand dient nicht der Verteidigung. Wer sollte sie angreifen? Im Norden liegt das befreundete Kanada und im Süden das unterentwickelte Mexiko. Rechts und links ist der Atlantik und der Pazifik.
Die ganze Militärmacht dient dazu, jederzeit einen Krieg zu beginnen, um die eigenen Interessen zu wahren. Seit Ende des zweiten Weltkriegs sind die USA in Angriffskriege verwickelt.
US-Amerikanische Militärstützpunkte befinden sich in mehr als 80 Ländern und Gebieten.
• 194 Militärstützpunkte in Deutschland; 121 in Japan; 83 in Südkorea; 44 in Italien.
• Andere, z.B. in Aruba, Bahrein, Kuba, Dschibuti, Äthiopien, Honduras, Irak, Jordanien, Kenia, Liberia,
Marshall-Inseln, Norwegen, Oman, Philippinen, Katar, Rumänien, Spanien, Tunesien, Großbritannien, US-
Amerikanische Jungferninseln, Wake-Insel.
Ist da irgendein Unrechtsbewusstsein festzustellen? Ich sehe keines. Es geht immer um die Verteidigung der Freiheit und der Demokratie. Was dabei herauskommt, sehen wir an Vietnam, Irak, Afghanistan usw.
Die Welt und die Menschen darauf ist, wie sie ist. Die Yoga-Philosophie beschreibt sehr genau, warum das so ist.
Alle Menschen tragen ein gehöriges Aggressionspotential in sich. Das führt zu solchen Vorkommnissen wie oben beschrieben.
Was mich interessiert, ist, warum andere Nationen mit ihren „Untaten“ offensichtlich ganz anders umgehen als wir Deutschen, die wir in einer permanenten Schuldhaltung gefangen sind.
Aus der Psychologie weiß man, dass Schuldgefühle zu negativem Verhalten führen. Das betrifft auch Gruppen und Völker.
(wird fortgesetzt)