Die Natur ist auf Wettkampf angelegt. Auf diesem Prinzip basiert die gesamte Evolution. Man mag das beurteilen, wie man will, ändern wird sich dadurch nichts. Es geht um Auslese, um die Durchsetzung des Fittesten und letztlich um die Erhaltung der Art.
Am deutlichsten wird das beim Brunftverhalten der Männchen. Die kämpfen bis zur völligen Erschöpfung um die Gunst der Damen. Der Stärkste darf dann…
Wenn das anders wäre, würde die Art geschwächt und büßte ihre Überlebensfähigkeit ein. Natürlich ist das bei den Menschen genauso. Wir brauchen uns nicht einzubilden, dass wir da außerhalb der Natur stehen. Man mag das Ganze lächerlich finden. Vor allem in sogenannten emanzipierten Kreisen spricht man zum Beispiel gerne über die protzigen Autos oder großsprecherisches Getue der Männer. In sogenannten gebildeten Kreisen läuft das Ganze subtiler ab. Da macht man den Anderen nicht mehr mit der Faust, sondern mit Gesten und Worten nieder.
Bei den Damen werden auch gerne die körpereigenen „Bordmittel“ eingesetzt, um die Aufmerksamkeit der Männchen auf sich zu ziehen.
Von wegen, es zählen nur die „inneren Werte“. Ha, ha!
Das Prinzip ist durchgängig! Am faszinierendsten finde ich die ozeanweiten Rennen der früheren Großsegler. Wir können heute noch die „Passat“, ein Exemplar dieser Gattung, im Hafen von Travemünde bewundern.
Da gab es die Weizenrennen, die von Port Victoria an der Südküste Australiens durch die „Roaring Fourties“, ostwärts um Kap Hoorn, den Atlantik nach Norden hoch und schließlich Falmouth in England als Ziel segelten.
Oder die Teerennen der großen Clipper von China nach England. Manchmal ging es dabei nur um Stunden über Strecken durch den ganzen Indischen Ozean und den Atlantik.
Wer den ersten Tee der Saison anlandete, erzielte die höchsten Preise.
Nach dieser Vorrede nun zum eigentlichen Anlass dieses Artikels. Schon als ich in der Volksschule war, gab es die Bundesjugendwinterspiele und – sommerspiele. Wir Kinder freuten uns immer auf das Training. Mir waren die Winterspiele lieber, weil ich das Turnen an Reck und Barren gern hatte. Am großen Wettkampftag standen wir alle in Reih und Glied vor dem Abgesandten des Sportamtes, der die Prüfung abnahm. Stolz nahmen wir die Ehrenurkunden in Empfang.
Neulich war zu lesen, dass das Wettkampfprinzip abgelöst werden soll durch das Motto „Freude am Sport“. Ich würde es auch so formulieren: „Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.“
Dieses Vorhaben mag gut gemeint sein, ist aber falsch. Kinder müssen und wollen ihre Stärken und auch Schwächen erfahren. Woher sollen sie denn wissen, wer sie sind und was sie können, bzw. nicht können? Sie sind ja „neu“ auf der Welt. Sie haben keine Ahnung, wie „der Laden“ läuft. Durch die Erfahrung der eigenen Stärken können Fähigkeiten weiterentwickelt werden. Diejenigen, die auf einem Gebiet besser sind, können lernen, sich um die Schwächeren zu kümmern. Diese wiederum merken, dass sie zwar nicht so weit springen, aber vielleicht besser rechnen können. Das alles ist Inhalt der sozialen Entwicklung.
Vor allem findet dieses „sich messen“ auf offener Bühne statt. Hier können Regeln eingeübt werden. Mein Lieblingslehrer besorgte Boxhandschuhe. Im Sportunterricht konnten wir dann mit Gleichstarken (darauf wurde geachtet) in den Ring steigen. Dadurch lernten wir Fairness und solche Werte wie: „Wenn einer am Boden ist, ist Schluss.“
Wenn das Wettkampfprinz der offenen Bühne abgeschafft wird, verlagert es sich in den Untergrund und entzieht sich dem Einfluss der Pädagogik, denn kämpfen werden die Kinder trotzdem, dann aber regellos und bestimmt nicht fairer.
Leider gruppiert sich dieses Geschehen in die allgemeine Tendenz der Kuschelpädagogik ein. Helikopter-Mütter jagen herbei, wenn ein kleines Wehwehchen auftritt. Die Kinder lernen nicht, dass man Schmerz oder Frust auch mal aushalten muss. Später werden sie das müssen und können dann schwerer damit umgehen.
Vernünftiger wäre es, die Kinder zu lehren, ihre Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Sie würden dann lernen, sich weiter zu entwickeln, sich zu verbessern oder auch Stärken auf anderen Gebieten zu entdecken. Den „Starken“ kann man beibringen, was Großmut ist und dass Helfen auch eine Tugend ist, die ein gutes Gefühl vermittelt.
Hinter diesem Irrweg steckt die alte linke Illusion, dass alle gleich sind. Das ist Unsinn, vielmehr ginge es darum, zu sehen, dass alle verschieden sind, aber keiner deswegen besser oder schlechter als der Andere ist.