Dharma ist das große Gesetz nach dem die Schöpfung abläuft. Die Sonne läuft in ihrer Bahn bis zu dem ihr bestimmten Ende. Sie hält und ernährt die Erde mit all ihren Lebewesen. Diese wiederum existieren nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es ist ein Kette, ein System in dem alles zusammenhängt und ineinandergreift. Wenn sich ein Teil dieses Systems aus irgendwelchen Gründen aus dem Dharma löst, dann knirscht es im Getriebe und führt zu Leid und Kathastrophe. Stell dir vor, die Erde würde ihre Bahn um ein geringfügiges ändern. Es hätte gigantische Folgen für alles Leben. Wenn aber alles was existiert seinem Dharma folgt, dann herrscht Harmonie.
Auch du hast dein Dharma.
Nimm an du sitzt gelassen im Lotussitz und vor dir ist eine Landkarte mit Linien in manchmal labyrintischen Formen ausgebreitet. Es ist das Dharma dem du in diesem Leben zu folgen hast.Je besser dir das gelingt, desto befriedigender und reicher verläuft es. Dharma ist nicht irgenwas daß du entwickeln müßtest. Es existiert seit Anbeginn und das einzige was du tun mußt, ist, es zu entdecken und zu leben. An einigen Beispielen wird das klar werden.
Nimm an, du wachst morgens auf. Du wirst das Bedürfnis haben, dich zu waschen und dir die Zähne zu putzen. Es ergibt sich einfach, weil du dich dann wohler fühlst. Wahrscheinlich meldet sich dann der Hunger und du bekommst Appetit auf frische Brötchen und Kaffee. Also ißt du. Wenn du jetzt schon mal was von gesunder Ernährung gehört hast, dann wirst du wahrscheinlich irgenwas aus Vollkorn essen und auch nicht unbedingt Kaffee trinken.
Es fließen also in dein Verhalten fortwährend neue Erkenntnisse ein. Da die Brötchen und der Kaffee nicht umsonst zu haben sind, gehst du anschließend arbeiten. Auch das ergibt sich. Womit du dir jetzt die berühmten Brötchen verdienst, hängt von deinen Fähigkeiten und Neigungen ab und wie du diese entwickelt hast. Sie sind nicht beliebig austauschbar.
Wenn du zum Beispiel gerne Mathematiker werden würdest, weil du es bewundernswert findest, wie diese Leute mit Formeln und Zahlen umgehen, du aber nur begrenzte mathematische Fähigkeiten hast, dann wirst du ziemlich leidvolle Erfahrungen machen bis du zu deinem Dharma zurückgekehrt bist.
Auch innerhalb deiner Arbeitssituation werden verschiedene Dinge von dir verlangt. Wenn du eine leitete Funktion innehast, gehört es zu deinen Aufgaben, deine Mitarbeiter zu führen, sie zu motivieren und für ein befriedigendes Arbeitsklima zu sorgen. Das bedeutet, daß du dich mit Menschen, ihren Gefühlen, Schwierigkeiten, Wünschen usw. beschäftigen mußt, wenn du deinen Bereich gut führen und gute Ergebnisse erzielen willst. Wenn dir das gelingt, geht es dir gut. Es geht dir nicht gut, wenn du deinen Vorgesetzten imnmer wieder erklärst, warum irgenwas nicht so gut läuft weil der und der in deiner Abteilung sich so oder so verhält. Dazu haben sie dich nicht eingestellt. Vorgesetzte wollen in erster Linie ihre Ruhe und gute Ergebnisse. Wie du das machst, ist deine Sache.
Du mußt also immer weiter an dir arbeiten und deine Fähigkeiten ausbauen, um diesen Teil deines Dharmas zu erfüllen. Auch privat hast du deine ”Landkarte”.
Wenn du als Mann mit einer Frau zusammenlebst, wird dein Leben anders ablaufen als vorher als du allein warst. Du mußt dich auf Kompromisse einstellen und dich damit vertraut machen, daß Frauen in manchen Dingen anders funktionieren als Männer. Das ist ja auch gut so, und gefällt dir auch, aber eben nicht immer. Je besser du jetzt lernst, mit deinem Partnerschaftsdharma umzugehen, es zu erforschen und zu entwickeln, desto schöner ist es für dich in deiner Beziehung. Wenn du stur bist und versuchst, diesen Teil der Landkarte ausschließlich nach deinen Vorstellungen zu gestalten, dann kriegst du sehr viel Ärger und wirst oft den Wunsch haben, wieder alleine zu leben. Aber das willst du ja eigentlich nicht. Also mußt du irgendeine Lösung finden. Auch hier ist eine Entwicklung von dir verlangt.
Dharma hat auch was mit Pflicht zu tun. Vielleicht wirst du bei diesem Wort innerlich zusammenzucken, weil man dir früher alle möglichen Pflichten einzureden versuchte.Yoga sieht das alles anders. Pflicht ist etwas, das von innen kommt. Sie basiert auf Werten und Zielvorstellungen. für die sich eine Person entschieden hat. Sie ist folglich nicht von außen auferlegt, sondern ist unmittelbar eins mit dem jeweiligen Menschen und seinem Lebenskonzept.
Die Grundidee, die dahintersteckt ist, daß jeder Mensch seinen Part im Gesamtkonzert des Lebens spielt. Wir haben dazu unseren Körper mit all seinen Fähigkeiten, auch der des Denkens. Damit können wir sozusagen für eine bestimmte, uns vorgegebene Zeit arbeiten. Wir müssen also herausfinden, was aufgrund unserer Fähigkeiten (und auch Begrenzungen) unsere Lebensarbeit ist und sie dann innerhalb der gesetzten Spanne leben. Das ist, was wir unter unserem ganz persönlichen Dharma zu verstehen haben.
Es versteht sich, daß dieser Prozeß eine möglichst große Bewußtheit und Reflexionsbereitschaft erfordert.
(wird fortgesetzt)