Im Sog Shaktis

IMG_20220826_171018Das Wesen der materiellen Welt ist die ständige Bewegung und der Wechsel. Es gibt nie Stillstand. In dem Maße, in dem wir uns in diesen Wirbel begeben, in dem Maße machen wir uns abhängig und sind ihm ausgeliefert. Es liegt in der Natur des menschlichen Denkens, dass wir mehr oder weniger insgeheim ein Ende oder eine Lösung erwarten. Diese geheime Sehnsucht drückt sich auch aus, wenn wir uns in einem Film über das Happyend freuen.

Im wahren Leben gibt es aber kein Ende.

In der indischen Mythologie ist dies sehr schön dargestellt in der Gestalt des Shiva Nataraja, des tanzenden Shiva. Shiva repräsentiert den göttlichen Aspekt des Vergehens und Neuentstehens. Als Nataraja durchtanzt er die Schöpfung, zerstört und erschafft fortwährend neu und bleibt selbst, ein ewiges Lächeln auf den Lippen, unberührt davon. Er symbolisiert den Purusa, ewig, in sich selbst ruhend. Seine weibliche, tanzende Seite, Shakti, ist vergleichbar mit Prakrti, der Materie. Sie ist in immerwährender Bewegung, dem Tanz des Erschaffens und Ersterbens. In diesem Bild ergänzen sich das männliche und weibliche Moment.

Shakti ist die Schöpferkraft. Sie kann nicht aufhören, zu erschaffen. Es liegt wiederum im Wesen des Erschaffenen, dass es früher oder später einem Anderen weichen muss.

Das menschliche Denken ist in der Regel linear. Wir neigen zum Festhalten. Wechsel und Veränderung macht uns Angst. Insofern liegen wir in ständigem Konflikt mit der Natur des Daseins. Gleichzeitig ist da die ständige Sehnsucht nach Frieden.

Wir müssen uns damit vertraut machen, dass wir diesen Frieden nur in der Hingabe an den Fluss der Dinge erringen.

Manchmal, in stillen Momenten, fühlen wir ein Sehnen, ganz tief innen. Wir fühlen, dass wir uns in den Wirbeln von Shakti verlieren. Wir merken, dass der Frieden und das Glück wo ganz anders zu finden sind als im Materiellen. Allzu oft gehen wir dann über solche Momente hinweg und kehren in unser altes Schema zurück.

Prakriti, die Materie, ist gesteuert von Karma. Ihre Grundbausteine, die Gunas, gruppieren sich entsprechend. Das ist im Individuellen genauso wie im Großen. Das, was außerhalb unserer selbst passiert, hat mit unserem Karma nichts zu tun. Es folgt eigenen Gesetzen. Wenn wir uns an dieses Geschehen zu sehr binden, ist das „the road to hell“.

Ein kleines Beispiel mag das verdeutlichen. Heute war auf BR24 zu lesen: „Experte: Es ist kein Wunder, dass Hitler Karl May mochte.“

Was war passiert? Der Verlag Ravensburger hatte ein Jugendbuch „Der junge Winnetou“ herausgebracht. Daraufhin shit-stürmte die linke Szene und brandmarkte Karl May als rassistisch. Der vorgenannte „Experte“ rückte die Karl May Leser in die Nähe Hitlers, und das ist ja der Supergau. Der Verlag zog das Werk zurück.

Ich, und Millionen Kinder und Jugendliche haben Winnetou gelesen. Ich sehe mich noch heute, Tränen unterdrückend, in unserer Küche sitzen, als in Band III der edle Häuptling von der Hand des Schurken Santer sterben musste.

Natürlich ärgert mich das Ganze, denn wenn wir anfangen, die Literatur vergangener Jahrhunderte umzuschreiben, dann bliebe von unserem kulturellen Erbe nichts mehr über. Am Ende wird noch verlangt, dass alles im Gendermischmasch neu geschrieben wird. Dabei kommt es darauf an, das Literatur aus vergangenen Zeiten im Kontext eben dieser Zeiten gelesen werden muss. Aber – das verlangt natürlich eine gewisse Geschichtskenntnis und auch sonst ein bisschen Denken.

Viele solcher Ereignisse stürmen auf uns ein. Wir würden aus dem unglücklich Sein nie mehr herauskommen, wenn wir uns nicht distanzieren könnten. Wir müssen uns geistig disziplinieren und die Dinge ins rechte Licht rücken. Der „Experte“ zieht sein Ding durch. Vielleicht ist er froh, auch mal wieder zu Wort zu kommen, nachdem in den vergangenen Jahren kein Hahn nach ihm krähte? Wer weiß es? Die linken „Aktivisten“ shit-stürmen alles, was nicht in ihr kleines Weltbild passt. Das ist deren Karma. Was hat das mit mir oder Ihnen zu tun?

Nichts!

Ziel des Yoga ist, in der absoluten Erkenntnis Shivas zu verharren. Sich inmitten des Wandels zu jedem Augenblick bewusst zu bleiben, dass das alles nur ein Spiel Shaktis ist.

Dies gelingt aber nur, wenn wir die letzte Stufe des Achtfachen Pfades, Samadhi, erreicht haben. Für die meisten von uns wird dies nicht passieren.

Uns bleibt „nur“, durch Jnana (Wissen, Erkenntnis, Weisheit) die Dinge immer wieder in die richtige Perspektive zu rücken. Dabei ist es hilfreich, im Erleben des Hier und Jetzt zu bleiben. Das wird ohne die Kerndisziplin des Yoga, Konzentration, nicht gehen, denn unsere Sinne sind wie wilde Pferde, die an die Zügel genommen werden müssen (so gut es eben geht).

 

 

 

 

 

 

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