Im Namen Gottes

IMG_20140704_152828Es heißt, dass nichts so viele Kriege oder auch Tote verursacht habe wie Religion. Wir denken an die Religionskriege in Europa und an die Conquista in Südamerika. Die Inquisition tötete, um die Seelen der Häretiker zu retten. Nicht besser ging es den Hexen. Heute haben wir den islamistischen Terror, der in der ganzen Welt im Namen Gottes mordet.

Vor langer, langer Zeit, als sich die Menschen noch nicht sehr weit von ihren Vettern, den Affen, entfernt hatten, herrschte die Angst, denn die Natur und die in ihr Lebenden, waren allesamt stärker und geschickter als die Menschenwesen. Man kroch in den eiskalten, dunklen Höhlen zusammen, wenn ein Gewitter niederging und der Hagelsturm tobte. Die Tierwelt war übermächtig und furchteinflößend. Ein Höhlenbär war fast drei Meter hoch, wenn er sich erhob. Nahrungsbeschaffung war schwierig und gefährlich. Jederzeit konnte ein Raubtier die Beeren pflückenden Frauen überraschen. Das Wild war schnell und schwierig zu erlegen. Wenn die Menschen in Zeiten der Stürme und Unwetter zum Firmament empor sahen, werden sie inständig gehofft haben, dass sie am Leben bleiben. Von da ist es ein kleiner Schritt, die Hände flehentlich gen Himmel zu strecken, dass es aufhören möge. Wenn man sich gegenüber einer Macht „ohnmächtig“ fühlt, ist es ratsam, sich mit ihr zu verbünden, ein Teil von ihr zu werden und so an ihrer Macht teilzuhaben.

Alles begann mit der Verehrung von Naturphänomenen: Agni, der indische Gott des Feuers, Thor, der Gewittergott der Germanen, Helios und Selene, Götter der Sonne und des Mondes der Griechen. Bonifatius fällte die Donareiche, denn auch mächtige Bäume sind Ausdruck von Macht. Der Inka nannte sich Sohn der Sonne. Die Japaner sehen sich heute noch als Sonnenabkömmlinge. Es lag nahe, dass man etwas dafür hergab, um die Macht gnädig zu stimmen. Je wertvoller das Opfer war, desto mehr glaubte man sich erhoffen zu können. Abraham war bereit, Isaak zu opfern. Die Azteken schnitten das Herz, als Motor des Lebens, aus den Geopferten. Durch hohes Trinkgeld erhofft man sich auch heute noch eine Vorzugsbehandlung durch den Kellner beim Restaurantbesuch.

Natürlich konnte man nicht einfach so vor die Macht treten wie zum Nachbarn in der Hütte nebenan. Da musste ein bisschen Brimborium gemacht werden. Das war die Geburtsstunde des Ritus.Wer einmal ein orthodoxes Osterfest miterlebte, weiß um die Macht der Zeremonie. Sie erhebt das Individuum über den Alltag.

Da die normalen Menschen den Hauptteil ihrer Zeit damit verbrachten, das Lebensnotwendige herbeizuschaffen, erboten sich andere, die sich dafür geeignet fühlten, mit der Macht in Verbindung zu treten. So entwickelte sich der Priesterstand. Da dieser sich sozusagen als „next door“ zu Gott empfand, gewann er immer mehr Macht über die gewöhnlichen Menschen. Wer Macht hat, neigt dazu, sie zu missbrauchen. Das liegt in der Natur der Sache. Denkmäler entstanden, um die Menschen ständig zu erinnern, dass über ihnen etwas Größeres sei.

Wer skeptisch war, stellte eine Gefahr für das System dar. Dem musste entgegen getreten werden. Das war der Kampf gegen die Kräuterweiblein und gegen die Hexen, die es auch noch wagten, in teuflischer Lust auf den Blocksberg zu reiten und es mit dem Teufel in immerwährendem Orgasmus zu treiben.

Aber, es musste etwas her, das von Dauer war. Das war die Idee der Erbsünde. Ab da war der Mensch per se schuldig, weil er vom Apfel gekostet hatte.

Die Religion hatte immer auch eine gesellschaftliche Funktion.

Wir kennen alle die Geschichte vom Ackerbauern Kain und seinem Bruder, dem Hirten Abel. Beide opferten, aber nur Abels Opfer fand Gnade bei Gott. Ich fand das schon immer ungerecht, denn Kain brachte bestimmt kein verfaultes Gemüse zum Altar, sondern nur makelloses.

Warum also dann Gottes Ablehnung, die zudem auch noch den ersten Mord nach sich zog, was ja irgendwie verständlich ist, wenn man sieht, wie der eigene Bruder vorgezogen wird.

Die Israeliten zogen vierzig Jahre in Richtung des gelobten Landes Kanaan. Sie waren Vieh treibende Nomaden und hausten in Zelten mit geringem Komfort. Da gab es keine Bäder und Gemächer, denn man musste ja alles wieder abbauen und zu den nächsten Weidegründen transportieren. Das Be- und Entladen sollte schnell gehen, denn in der Steppe konnte es aufziehende Unwetter geben und wohl auch Überfälle feindlicher Stämme.

Mancher wird des ewigen Umherziehens müde geworden sein und sich mit Bedauern nach den „Fleischtöpfen“ Ägyptens gesehnt haben. So wird wohl mancher neidvoll auf die Sesshaften geblickt haben, die in festen Häusern lebten und trocken und warm im Nest saßen.

Da musste ein anderes Selbstbild entwickelt werden. Die nomadischen Viehzüchter sollten mehr gelten als die sesshaften Ackerbauern. Deshalb musste Gott das geopferte Lamm den Mohrrüben und dem Blumenkohl vorziehen.

„Seht her, selbst Gott schätzt euch mehr als die Bauern, also hört mit dem Gejammer auf!“

 

(wird fortgesetzt)

Total Page Visits: 1066 - Today Page Visits: 2