Die Insel

IMG_20191022_145420Ich habe in verschiedenen Artikeln über die Jahre hinweg die Meinung vertreten, dass nichts umsonst ist, dass nichts verschwendet wird und dass alles seinen Sinn hat.

In meinem Yogalehrbuch erwähne ich das Beispiel des Autofahrers, der inmitten der Pampa an eine Kreuzung kommt, und just in dem Moment nähert sich ein anderes Auto und er muss anhalten. Wem geht da nicht ab und zu der Gedanke durch den Kopf: „ Muss der Depp jetzt gerade hier aufkreuzen, wo ich rüberfahren will?“

Wir leben ein Leben auf verschiedenen Ebenen. Wir sind in der Welt, in der Familie und nicht zuletzt sind wir ein ganz einzigartiges Individuum in seinem ganz privaten Kosmos. Diese „Insel“ im Ozean des Universums verfolgt ausschließlich seine eigenen Ziele. Diese Insel ist umgeben von Ereignissen. Wir sind pausenlos mit Katastrophen konfrontiert. Für alles sollen wir Verantwortung übernehmen. Jeden Tag trifft sich die Welt in unserem Wohnzimmer.

 

Wir dürfen nie vergessen, dass dieses gegenwärtige Leben das ist, das wir nach bestem Wissen und Gewissen nach ethischen Maßstäben zu leben haben. Wenn wir dereinst daliegen, werden wir uns nicht fragen, ob wir jeden Abend die Tagesschau gesehen haben und informiert waren und uns für weiß Gott alles interessiert haben. Wir werden uns fragen: „Habe ich das, was ganz alleine mich betrifft gelebt?“

Niemand sollte in dem Augenblick ein bitteres Gefühl verspüren müssen.

 

Zurück auf die Kreuzung! Die Frage lautet nicht, warum der D… hier ist, sondern: „Was will mir das sagen?“

Dies ist die Standardfrage, die wir uns angewöhnen sollten und zwar in jeder Situation. Unser Leben unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht von dem aller Anderen. Warum wohl?

 

Weil jedes Leben nach der Philosophie des Yoga eine individuelle Schule ist, um Vollkommenheit, das heißt Gottesschau, zu erreichen.

Adam und Eva wurden nicht aus dem Paradies verjagt, weil Gott sauer war. Nein, sie fielen aus der Einheit, in dem „das Lamm neben dem Löwen lag“ in die Dualität und waren ab da getrennt von allem anderen. Das mit dem Engel Gabriel, der die beiden verjagte, ist eine nette Geschichte, die dieses Geschehen illustriert.

Der Sinn jedes einzelnen Lebens besteht darin, dahin zurückzukehren.

Verzetteln wir uns also nicht mit Kinkerlitzchen!

 

Einen ähnlichen Mythos gibt es in Indien. Er erzählt, dass Shiva mit seiner Parvati auf dem Berg Kailash saß. Er versuchte, ihr die Veden zu erklären, worüber sie einschlief. Sie entfernte sich also von ihm. Er steht nämlich für die Einheit. Von da an erschuf sie als Shakti die Welt. Alles, was wir sehen, symbolisiert die Distanz, die wir zur Einheit haben.

 

Tief im Innern spüren wir ein Sehnen zurück und viele wissen das nicht zu deuten, rennen von hier nach da, kaufen dieses und jenes und merken in lichten Momenten, dass es das nicht sein kann.

Was aber ist es dann?

Indem wir diese Standardfrage, die ich oben genannt habe, internalisieren, geben wir dem Wirbel an Erfahrungen um uns herum einen Sinn. Dann ist es eben nicht dieser … , der da gerade daher fährt, sondern er ist ein Bote, der uns mahnt. Vielleicht, dass wir immer mit dem Kopf durch die Wand wollen? Oder keine Geduld haben? Oder…?

 

Auch Corona enthält eine Botschaft. Diesmal nicht nur für uns persönlich, sondern für die Welt als Ganzes. Vielleicht will sie sagen: „Bleibt zuhause! Fliegt nicht die ganze Zeit in der Gegend herum! Geht raus aus eurer Wohnung und schaut euch die Kornblumen am Wegesrand an. Da findet ihr alles, was es gibt. Mehr gibt es nicht!“

In jedem Kleinen ist alles Große. Wir haben nur die Fähigkeit verloren, es zu sehen.

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