Marie hupf auf

IMG_20200815_162230Heute ist der 15. August und in den katholischen Gegenden Bayerns feiert man Mariä Aufnahme in den Himmel oder „Marie hupf auf“ (im Folgenden kurz MH), wie wir auch respektlos sagen.

 

Dieses Fest wird seit 813 in Deutschland gefeiert:
„Der früheste schriftliche Bericht über Marias Aufnahme in den Himmel kommt aus Ägypten. Geschrieben wurde er vermutlich im 4. Jahrhundert. Die Ostkirchen feiern Maria Himmelfahrt bereits seit dem 5. Jahrhundert. Allerdings unter anderem Namen, als Fest „Dormitio“, was übersetzt werden könnte mit „Entschlafung“. In der Westkirche wird der Tag erst 300 Jahre später gefeiert. Doch schließlich ist „Mariä Himmelfahrt“ in der gesamten christlichen Welt anerkannt und wird schnell zu einem der wichtigsten Feste im liturgischen Kalender der Kirche. In Deutschland wird Maria Himmelfahrt zum ersten Mal im Jahr 813 gefeiert. Es ist der oströmische Kaiser Mauritius, der schließlich das Fest auf den 15. August legt.“ (mdr. Religion und Gesellschaft)„Die biblische Lehre über Maria ist äußerst knapp, denn außer in den ersten beiden Kapiteln von Lukas und Matthäus und im Johannes Kapitel 2,1-12 (Hochzeit zu Kanaan) wird sie nur noch fünfmal kurz erwähnt (zzgl. vier parallele Berichte). Das letzte mal wird Maria beiläufig in Apostelgeschichte 1,14 beim gemeinsamen Gebet mit den Jüngern erwähnt. Man kann gar nicht von einer besonderen „Lehre” der Bibel über Maria sprechen, da über sie keine Lehre aufgestellt, sondern nur einige Szenen aus ihrem Leben berichtet werden.

Einen Hinweis auf ihre Stellung vor Gott geben uns die Worte des Engels Gabriel in Lukas 1,28-30, wo er sie „Begnadete” (die richtige Übersetzung des katholischen „voll der Gnade”) nennt, und ihr mitteilt, dass sie „Gnade bei Gott gefunden” hat.

Das lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Maria selbst Gnade und somit Erlösung braucht.

In der Bibel finden wir hingegen kein Wort von Maria als „Mittlerin aller Gnaden”, „unbefleckt Empfangene”, „Himmelskönigin”, „Miterlöserin”, „Schlangenzertreterin”, „Mittlerin zum Mittler” oder von ihrer angeblichen Himmelfahrt.

Die Bibel berichtet von der Jungfrauengeburt und Himmelfahrt Jesu. Von einer Himmelfahrt Marias sagt die Bibel hingegen nichts. Und doch wurden diese beiden Lehren 1854 und 1950 zu „unfehlbaren” Dogmen der Katholischen Kirche erklärt. Bei diesen Lehren handelt es sich jedoch ersichtlich um Behauptungen ohne jede biblische Grundlage. Indem die Katholische Kirche solche frei erfundenen Dogmen aufstellt, disqualifiziert sie sich in meinen Augen selbst und beweist schlagend, dass von einer „Unfehlbarkeit” des Papstes keine Rede sein kann.

Jesus selbst spricht Maria auch nirgendwo in der Bibel direkt mit Mutter, sondern stets mit „Frau” an, wie z.B. bei der Hochzeit zu Kanaan, Johannes 2,4: „Was habe ich mit Dir zu schaffen, Frau?”. Was für eine Distanz Jesu zu Maria spricht aus diesen Worten.“( Zitiert aus Soulsaver.de)

Wie so vieles im christlichen Glauben entpuppt sich MH als eine Mischung aus Märchen, Legenden und Dogmen. Immer, wenn wir den Glauben aus exoterischer Sicht (von außen) betrachten, dann fangen wir an zu zweifeln, denn mit historischen Fakten lässt sich nichts belegen.

Wir müssen dem Ganzen esoterisch (von innen) begegnen.

Dazu möchte ich einige persönliche Erlebnisse anführen.

Im Jahr 2005 fand in Köln der XX. Weltjugendtag mit Papst Benedikt statt. Wir befanden uns zu der Zeit auf dem Rheinradweg Richtung Rotterdam. Schon in der Gegend von Bingen trafen wir immer wieder kleinere oder größere Gruppen von Jugendlichen, die unter fröhlichem Singen gen Köln zogen. Ich habe mir diese Jungen und Mädchen gerne angesehen, denn sie strahlten in der Tat etwas Fröhliches, Zuversichtliches aus.

Abends, in den kleinen Städtchen trafen sie sich, um zu feiern. Was ich da sah, beeindruckte mich tief. Da gab es keinen Abfall, keine Bierflaschen, die auf der Straße herumlagen, überhaupt keinen Alkohol. Man sang zusammen, unterhielt sich und genoss den Abend.

Welch ein Gegensatz zu den Weltenrettern, die sich aus politischem Anliegen zusammenfinden. Als da wären Klima, Umwelt, Antifaschismus usw., usw. Oder wenn auf Festivals gefeiert wird.

Zurück bleiben Tonnen von Abfall. Es gibt nicht selten Randale und offensichtlich fällt keinem auf, welch eine Diskrepanz zwischen dem eigenen Verhalten und dem propagierten Anliegen herrscht.

Im Stufenmodell der Persönlichkeitsentwicklung des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard finden wir eine Erklärung:

„1.Ästhetisches Stadium:

Auf der ursprünglichsten Stufe, dem ästhetischen Stadium, lebt der Mensch ganz in der Unmittelbarkeit der sinnlichen Empfindung, die Motiv und Ziel seines Handelns ist. Er existiert gänzlich unreflektiert, ohne sich über sich selbst im Klaren zu sein, obwohl er spürt, dass er nicht er selbst ist, sondern in Äußerlichkeiten gefangen. Der Mensch hat sich noch nicht als ein Selbst erkannt, das nicht nur rein immanent, sondern auch transzendent existiert, indem sich der Mensch zu dem faktischen Verhältnis bewusst in ein Verhältnis setzt, das zwischen Körper und Geist besteht. Der Mensch ist hier verzweifelt, weil er mit sich selbst nicht im Reinen ist. (Stangl, 2020).

2.Das ethische Stadium

Der Mensch erkennt sich im ethischen Stadium als ein sowohl immanentes als auch transzendentes Wesen, indem er sich nun zu dem Verhältnis zwischen Körper und Geist reflektiert in ein Verhältnis setzt und dessen bewusst wird. Er verhält sich nun vernünftig und erkennt seine Verantwortung vor sich selbst und der Welt. Dadurch aber erkennt er, dass er als zunächst rein immanentes Wesen nicht imstande ist, den transzendenten Teil seines Wesens zu begründen, der nicht aus der Welt stammen kann. Wenn der Mensch sich nicht in ein Verhältnis zu seinem wahren Grund, zu Gott, setzt, sondern aus sich selbst heraus existieren will, setzt er sich wiederum in Widerspruch zu seinem wahren Wesen, indem er verzweifelt er selbst sein will, oder aber er leugnet sich selbst als auch sein transzendentes Selbst, indem er verzweifelt nicht er selbst sein will, und beides führt ihn wieder in die Verzweiflung. (Stangl, 2020).

3.Das religiöse Stadium
Hier nun akzeptiert der Mensch sein Gesetzt-Sein von Gott und seine Existenz vor Gott. Er begreift sich als ein Selbst, dem nur von Gott als dem Unendlichen Existenz zukommt. Daher ist das Ziel des religiösen Menschen, in ein existenzielles Verhältnis zu Gott zu treten. Dies kann allein im Glauben geschehen. Gott als der Absolute ist nicht der Kausalität der Welt unterworfen und entzieht sich daher als der Unbekannte dem menschlichen Verstand, er ist rational nicht erkennbar. Der Glaube fordert als Bedingung daher die „Kreuzigung des Verstandes“, wobei der Verstand nicht gänzlich unnötig ist, sondern dient als Korrektiv des Glaubens, indem Unvernünftiges nicht geglaubt werden kann, und er ist Voraussetzung der Selbstreflexion, ohne die der Aufstieg in den Stadien nicht erreicht werden kann. Der Mensch muss sich des Scheitern des Verstandes bewusst werden, denn erst so steht der Weg in den Glauben offen, der aus dieser Erkenntnis der eigenen Begrenztheit hervorgehen kann. Im Glauben nun wagt der Mensch den Sprung weg vom Verstand hin zum eigentlich Unmöglichen. Nur in diesem Augenblick des Glaubens befindet sich das Selbst im richtigen Verhältnis zu sich und zu seinem Existenzgrund und existiert daher momenthaft ohne Verzweiflung. (Stangl, 2020).“

(Verwendete Literatur
Stangl, W. (2020). Moralische Entwicklung nach Søren Kierkegaard. Werner Stangls Arbeitsblätter-News.)

Wir alle fühlen, in manchen Momenten mehr, in anderen weniger, dass hinter dem dinghaft-sinnlichen Erleben „noch etwas Anderes“ existiert.

Kierkegaard zeigt auf, dass wir dieses „Andere“ nur realisieren können, wenn wir uns auf eine Instanz außerhalb unserer selbst, nennen wir es Gott, beziehen. Das ist Glaube, nämlich das ganze Leben als Gottesdienst anzusehen. Dann ist inneres Erleben und äußeres Verhalten kongruent.

Wenn wir MH in diesem Licht sehen, dann ist die historische Dimension gleichgültig. Vielmehr ist es eine Erinnerung an die mögliche größere Wirklichkeit.

Die Eindrücke, die ich auf der Radtour gewann, zeigen, dass das Hinausgehen über den eigenen Verstand und das sich Beziehen auf etwas Größeres eine Transzendenz der eigenen egoistischen Verhaltensweisen möglich macht, denn alles ist Gottes‘, sowohl innerhalb, als auch außerhalb und das vermüllt man nicht.

Diese Wirkungsweise ist in allen Religionen dieselbe. Man könnte auch das „Große Kaninchen“ verehren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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