Bestimmt 10-12 Jahre lang hatten wir eine Katze. Sie hieß Minzi. Sie war keine aufgebrezelte Persianerin. Sie war eine einfache Dorfkatze, die ihre Pflicht tat, das heißt, sie schenkte Jahr für Jahr einem Wurf junger Kätzchen das Leben und säugte sie geduldig.
Minzi wusste, wie man in der Natur und auch mit den Menschen überlebt. Sie war im eigentlichen Sinne auch nicht unsere Katze. Sie gehörte sich selbst.
Sie wusste genau, wo es Milch gab und wo im Dorf ein Napf mit Trockenfutter stand. Sie war auch eine gute Jägerin und erlegte viele Mäuse.
Sie schenkte uns viel Freude und verbrachte viele Stunden bei uns auf dem Kanapee. Morgens, wenn wir die Haustüre öffneten, saß sie häufig schon da und wenn nicht, riefen wir „Minzi“ und sie kam angerannt.
Wenn wir ein paar Tage oder Wochen weg waren, sorgte sie für sich selbst. Wenn wir wieder da waren, dauerte es ein paar Tage und sie war, Gott sei Dank, wieder da.
Jetzt im Frühling sah man ihr an, dass sie alt geworden war und wir wünschten ihr keine
Schwangerschaft mehr, aber der Ruf der Natur war stärker. Wir lernten den neuen Wurf nicht mehr kennen. Aber, es war zu sehen, wie sie von Tag zu Tag weniger wurde. Da wussten wir, dass sie sterben würde.
Wobei sterben eigentlich nicht das richtige Wort dafür ist. Besser trifft es, wenn ich sage: „Sie ist gegangen“.
Es war ein Leben nach den Regeln des Katzen(dharmas). Das hat sie erfüllt. Was also blieb mehr zu tun?
Das Bild oben ist der letzte Abend auf unserer Terrasse. Sie war schon ganz schmal und ließ sich sanft streicheln, aber sie fraß nichts mehr. Ich sagte: „Mach’s gut Minzi!“, und ging ins Haus. Sie sah kurz auf.
Minzi, die Lehrmeisterin.