Junge, Junge

Vor ein paar Wochen zogen vier sogenannte Asylsuchende im Alter zwischen 17 und 19 durch Amberg und verletzten dabei 12 Leute. Die 19-jährige Subwayverkäuferin Angela Chirtos wurde zur Heldin, weil sie einer Gruppe von ca. acht Jugendlichen „Asyl“ gewährte, indem sie hinter den panisch Hereinstürmenden die Türe verschloss.

Die Fragen, die für mich in diesem Zusammenhang auftauchen, interessierten in der ganzen Berichterstattung niemanden, ja sie wurden überhaupt nicht gestellt. Wie ist es möglich, dass vier Jugendliche eine ganze Innenstadt terrorisieren konnten, ohne dass einer auf den Gedanken kam, sich zu wehren? Waren da nur schwache Frauen und alte Greise oder Mütter mit Kindern unterwegs? Saßen die Männer alle daheim vor dem Fernseher? Waren diese geretteten Jugendlichen nur Mädchen?

Mit einem Wort, sind die Jungen und Männer in diesem Land nur noch Schwächlinge und Weicheier?

Die Diskussion über die Sozialisation der Jungen wird schon einige Jahre geführt. Wir wissen, dass Mädchen stetigere und bessere Leistungen in der Schule erbringen, während die Jungen viel „Unsinn“ im Kopf haben und über die Stränge schlagen. Woraus besteht dieser Unsinn? Sie raufen und verhalten sich wie die jungen Hunde. Das sollten sie nicht tun, sondern sich ruhig auf dem Pausenhof unterhalten, nicht all zu laut, versteht sich.

Wenn ich meine jungen Katzen beobachte, sehe ich, dass sie herumrennen und spielerisch miteinander kämpfen. Später werden sie das im Ernstfall brauchen.

Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten eine Verschiebung von sogenannten männlichen hin zu sogenannten weiblichen Werten erlebt. Also von Werten wie Tapferkeit, Mut, Kampfbereitschaft, Ritterlichkeit hin zu Kommunikationsfähigkeit, miteinander reden, sanftes argumentieren usw.

Dagegen ist nichts einzuwenden, solange sich alle darin einig sind, dass wir so zusammen leben wollen, wenn also ein gesellschaftlicher Konsens besteht. Diese Werte jedoch nützen überhaupt nichts, wenn Menschen aus Kulturkreisen einwandern, deren Werte noch die vormals auch bei uns geltenden Männerregeln sind.

Ich habe während meiner pädagogischen Praxis immer wieder erlebt, dass Erzieherinnen während der Hort – und Kindergartenzeit den Jungen ganz mechanisch ein: „Hört auf zu raufen“ zuriefen. Das passierte, ohne dass sie hinterfragten, ob das jetzt einfach spielerisch oder ernst war. Die Mädchen spielten währenddessen „brav“ vor sich hin. Jungen erfuhren also, dass ein für sie ganz natürliches Verhalten stigmatisiert wurde. In der anschließenden Reflexion sagte ich dann immer: „Jungen müssen raufen, Ihre Aufgabe dabei ist es, ihnen Regeln beizubringen, etwa dass man am Boden Liegende nicht mit Füßen tritt.“

Obwohl schon seit Jahrzehnten ein androgynes Menschenbild favorisiert wird, ist es doch so, dass sich Männer und Frauen sehr unterscheiden. Ich bin in dem Artikel „Animus und Anima“ vom 27. September 2018 schon ausführlich darauf eingegangen.

Es geht nicht darum, aus Jungen grobschlächtige Berserker und aus Mädchen sanfte Maiden zu machen. Vielmehr müssen beide Wertekategorien nebeneinander existieren können. Das ist auch für Frauen nützlich, denn wie konnte es sein, dass eine Horde moslemischer Männer zu Silvester

Hunderte von Frauen auf der Domplatte in Köln belästigten, ohne dass deutsche Männer eingriffen? Kein Wunder, dass da Verachtung den westlichen Werten gegenüber bei diesen Leuten aufkommt.

Wenn ich mir vorstelle, was passiert wäre, wenn ich mich bei Reisen in arabischen Ländern despektierlich gegenüber einer Frau verhalten hätte…

Frauen machen zwar jetzt Selbstverteidigungskurse, das ist aber nicht ungefährlich. Als ich als Jugendlicher Karate trainierte, warnte man uns vor Selbstüberschätzung. Gegen einen Kneipenschläger sei schwer anzukämpfen, weil der keine Hemmungen kennt, was bei uns anders ist.

Frauen können kein Identifikationsobjekt für Jungen sein und vice versa. Die Crux ist, dass Jungen in vielen Fällen die ersten sieben bis acht Jahre nur von Frauen erzogen werden. Eine alleinerziehende Mutter schickt ihren Jungen zu einer Erzieherin in den Kindergarten und von da in die Grundschule mit einer Lehrerin. Zwar gibt es männliche Erzieher. Ich habe in meinen 25 Jahren als Pädagogiklehrer einige in der Klasse gehabt. Zum überwiegenden Teil aber waren sie Softies, die sich im Verhalten nicht sehr von ihren Kolleginnen unterschieden und von den Jungen auch nicht respektiert waren.

Jedoch hörte ich immer wieder von Erzieherinnen und Lehrerinnen, dass Jungen ein kooperatives Verhalten an den Tag legten, wenn sie mal mit einem Kollegen zusammen kamen, der ein „richtiger“ Mann war.

Um beide Wertesysteme in der Pädagogik vermitteln zu können, müssten Männer und Frauen im „Pädagogikbetrieb“ annähernd gleichwertig vertreten sein. Dafür wären die Kultusbehörden zuständig. Wichtiger aber wäre, dass trotz weiblicher Wertedominanz das männliche Moment zumindest nicht so diskriminiert wird, wie es jetzt der Fall ist. Das tut den (zukünftigen) Männern nicht gut – und den Frauen auch nicht.

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