Danken, wofür?

oznor

In dem von mir schon mehrmals zitierten Buch:„Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ geht es mal wieder um die Arbeit mit dem Schraubenschlüssel und dabei wird anschaulich beschrieben, wie alles so locker flockig dahin geht, bis man an eine Schraube kommt, die sich nicht lösen lässt, weil sie fest gerostet ist. Jeder, der schon mal an einer Maschine herumgeschraubt hat, kennt das. Alles konzentriert sich auf diese eine Schraube. Wenn sie sich nicht lösen lässt, geht es nicht weiter. Das ganze Sein oder Nichtsein ist darauf konzentriert. Alles andere ist in diesem Augenblick vollkommen unwichtig.

Auch wenn bisher alles befriedigend verlaufen ist, war im Grunde doch alles umsonst, weil es nun nicht weiter geht.

Manchmal ist die geschilderte Situation symptomatisch für unser Leben. Eigentlich ist alles in Ordnung. Eigentlich könnten wir zufrieden sein, vor allem, wenn man den berühmten Blick nach Afrika wirft. Man ist gesund, die Beziehung läuft, die Verdauung auch. Der Job ist o.k. Man kann in den Urlaub fahren, hat ein paar Freunde, mit denen man sich immer wieder treffen kann und die Familie macht auch nicht zu viel Ärger…

Aber – da ist eine Sache im Leben (oder auch zwei), mit der man nicht glücklich ist. Man hat an sich gearbeitet, wie man so schön sagt. Man hat gute Vorsätze gefasst und trotzdem…!

Es ist immer wieder so, als wenn sich alles auf diese eine Sache fokussieren würde, die nicht so klappt, wie sie soll. Es ist wie der Versuch zu jedem Silvester, das Rauchen aufzugeben. Es ist zwar nur eine Sache im Gesamtspektrum des Daseins, aber keine Kleinigkeit. Man weiß und fühlt es auch, dass es nicht gesund ist und man ahnt, dass es einem eines Tages das Genick brechen könnte in Form von Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Andererseits ist Keith Richards neulich fünfundsiebzig geworden und raucht auch noch. So what?

Wenn wir in der Karmatheorie verwurzelt sind, ist die Sache klar: Das ist ein langfristig wirkendes Karma und hat seine Ursache in einem vorherigen Leben. Es muss gelebt und ertragen werden. Nun kann das sehr verschieden aussehen. Man kann das so hinnehmen, wie es ist. Man kann auch versuchen, es als eine Aufgabe zu betrachten, die sich in diesem Leben stellt. Nichts ist zu hundert Prozent schwarz oder weiß. Es ist immer das ganze Spektrum in verschiedenen Anteilen vertreten.

Wenn wir uns an das Beispiel mit der Schraube erinnern, so kann es sein, dass wir in diesem Spektrum immer wieder an einer „Schraube“ landen. Alles andere ist befriedigend, aber hier bildet der sonst ruhige Strom des Lebens Wirbel, die das Schiffchen immer wieder in Turbulenzen stürzen.

Damit muss man klar kommen! Laut Karma hat man sich das selbst eingebrockt und muss es auch auslöffeln. Es ist immer gut, eine Situation positiv zu sehen: Wenn man sich mit unerwünschtem Verhalten über lange Zeit herumschlagen muss, wenn es einen immer wieder einholt, zwingt es auch zum genauen Hinsehen. Vielleicht ändert sich doch etwas, wenn auch langsam? Vielleicht war es früher schlimmer? Vielleicht hat man früher mehr gelitten, war mehr beeinflusst? Veränderungen können langsam vor sich gehen. Wir neigen dazu, sie nicht wahrzunehmen, weil wir nur das Endziel, nämlich die totale Lösung vor Augen haben.

Man kann es auch so sehen, dass uns das Schicksal oder Gott hier eine Aufgabe gegeben hat. Es heißt ja, dass er einem nur das aufbürdet, was man tragen kann. Warum nicht einfach daran glauben? Es ist ein bisschen wie mit der berühmten Pascalschen Wette. Wobei sie schon recht theoretisch ist, setzt sie doch voraus, dass man willentlich glauben kann, was nicht wahrscheinlich ist.

Glauben in Bezug auf eine Lebensaufgabe kann ein Annehmen sein. Daraus können sich andere, für das eigene Leben positive Wirkungen ergeben. Vielleicht kann man durch diesen Lernprozess auch anderes leichter annehmen?

Ich sehe vor meinem inneren Auge einen Klumpen Lehm, der mir immer wieder vor die Füße rollt und mich stört. Ich habe ihn schon oft durchgeknetet. Er hat dadurch immer wieder neue Formen angenommen, die interessant waren, aber offensichtlich ist da noch mehr „drin“, sonst würde er nicht immer wieder erscheinen.

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