Verleugnung

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Die Bhagavad Gita, das heilige Buch der Hindus, ist auf dem sagenhaften Schlachtfeld von Kurukshetra entstanden, auf dem sich die Pandavas und die Kauravas, zwei mächtige Adelsgeschlechter, bekämpften. Als Arjuna, der Führer der Pandavas, vor Beginn der Schlacht Skrupel bekam, das Blutbad zu beginnen, weil in den gegnerischen Reihen viele Bekannte und Verwandte kämpften, erklärte ihm sein Wagenlenker, niemand anderes als der Gott Krishna, das Folgende:

„Höre, oh mächtiger Held! Du bist der Führer dieser Armee und Lenker des Reiches. Sieh, aller Augen ruhen auf dir. Es ist deine Pflicht zu kämpfen. Chaos würde ausbrechen, wenn du Schwäche zeigtest. Wohl an, nimm dein Schwert und erfülle dein Dharma, denn wisse, nichts stirbt wirklich. Der Tod ist nur ein Wechseln der Kleider von einer Existenz zur nächsten. Handle, ohne an die Früchte des Handelns zu denken. Jede Pflicht wird ausgeführt, oh Arjuna, einzig und allein nur deshalb, weil sie getan werden muss, und Verhaftung und der Wunsch nach Lohn werden aufgegeben; diese Entsagung wird als sattwig (rein) angesehen.“

Szenenwechsel! In Syrien gibt es noch eine letzte Bastion der Rebellen, nämlich Idlib. Dazu hörte ich ein Interview mit dem Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger. Dabei wurde zunächst der Begriff „Rebellen“ geklärt. Nach seinen Worten handelt es sich um eine Bande von üblen Verbrechern, Islamisten und Terroristen, die eine ganze Stadt in Geiselhaft nähmen. Wenn in unseren Medien von syrischen Rebellen die Rede ist, klingt das immer so nach Freiheitskämpfern. Die Einnahme dieser Enklave wird viele Menschenleben kosten, wie der bisherige Syrienkonflikt insgesamt.

Erinnern wir uns: Als die Kämpfe 2011 dort begannen, waren es Bürgerrechtler und säkulare Rebellen. Sie baten den Westen, wobei vor allem die USA gemeint war, um Unterstützung. Später ging es darum, eine Flugverbotszone einzurichten. Beides wurde verwehrt. Die säkularen Rebellen verschwanden langsam und wurden von Islamisten abgelöst, die von Iran und Saudi-Arabien unterstützt werden. Eine Flugverbotszone hätte die Bomber Assads davon abgehalten, die Städte zu zerstören. So was muss man durchsetzen können und dazu wären nur die USA in der Lage gewesen, vielleicht auch mit Unterstützung von Frankreich und England. Deutschland hätte wohl kaum mitmischen können, weil bei uns meines Wissens nur drei oder vier Kampfbomber einsatzfähig sind. Damals war der Friedensnobelpreisträger Barack Obama amerikanischer Präsident. Um die USA vor einem neuen Nahostkonflikt zu bewahren, verweigerte er damals seine Unterstützung, im Gegensatz zu seiner Außenministerin Hillary Clinton. Ein amerikanischer Präsident ist nicht zu vergleichen mit anderen Staatslenkern, wie denen Schwedens oder Deutschlands. Die USA verstehen sich als Weltpolizist und Global Player. Sie sind das einzige Land, das die ganze Welt in Militärzonen eingeteilt hat und dort auch Truppen stationiert hat, die in der Lage sind, sofort einzugreifen.

Ich wage zu behaupten, dass Obama einen Teil Schuld trägt, dass der Syrienkonflikt eskalierte, dass der IS Fuß fassen konnte, dass Syrien Tummelplatz von radikalen Islamisten wurde und die Städte zerbombt werden konnten. Leider hatte er keinen Krishna als Chauffeur seiner Staatskarosse, der ihm gesagt hätte, dass Chaos ausbrechen würde, wenn er seinen Job nicht machte. Aus Gründen der Gewaltlosigkeit ist es sicher nicht geschehen, denn kein Präsident vor ihm hat so oft

Drohnen eingesetzt wie er.

Jeder von uns ist, entsprechend seines Dharmas, zum Handeln gezwungen. Nichts tun bringt Unordnung. Es bringt auch nichts, die Realität zu verleugnen. Wir sehen die Folgen in Deutschland zur Zeit immer deutlicher. Weil man über Jahre alle Hilferufe von Betroffenen bezüglich Konflikten mit sogenannten Asylsuchenden nicht angehört hat, haben wir jetzt zunehmend die Situation auf unseren Straßen, dass Neonazis mit Hitlergruß und besorgte Bürger sich mischen. Wir beobachten eine zunehmende Radikalisierung von allen Seiten. Verantwortungsvolle Politiker hätten den Dialog gesucht und die Klagen der Bürger ernst genommen.

Man mag sich jetzt fragen, was Artikel dieser Art auf einer Yogaseite zu suchen haben. Nun, ich bin kein Yogi, sondern ein Mensch, der versucht, die Werte des Yoga zu praktizieren. Ich stehe mitten im Leben wie meine Leser auch und werde mit einer Vielzahl von Ereignissen konfrontiert. Es ist unvermeidlich, dass sich dadurch Meinungen und Gedanken mit den damit einhergehenden Gefühlen bilden. Diese gilt es täglich zu reflektieren und zu hinterfragen.

Ein Yogi hat der Welt entsagt. Und das ist ganz wörtlich zu nehmen. Er hat auch das große Gelübde abgelegt, das die Anwendung von Gewalt immer und unter allen Umständen verbietet. Er würde sich nicht verteidigen, wenn er angegriffen wird. Er hat auch keine Angehörigen und Kinder, die in die Schule gehen usw.

Das alles trifft auf mich nicht zu. Ich werde äußerst misstrauisch, wenn ich höre, dass die äußere Welt doch unwichtig sei und Zeitgeschehen eines Yogaaspiranten unwürdig.
Das kann man ganz leicht testen. Wenn man nämlich von einem äußeren Geschehen direkt betroffen ist, dann merkt man sehr deutlich, auf welcher Bewusstseinsebene man wirklich ist. Zum Beispiel, wenn man seinem Yogalehrer nicht die Kursgebühr bezahlt und den das nicht kümmert. Denn was ist schon Geld?!

Es geht nicht darum, sich als „ordinary man“ aus dem Geschehen heraus zu halten, sondern darum, wie man damit umgeht, nämlich im Sinne des Karma Yoga. Jedes Ereignis ist ein Lernfeld, das einem sagen kann, wie weit man ist und wo man steht.

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