Die Spirale des Schweigens

Neulich hatte sich im Nachbarstädtchen die AfD zu einer Versammlung in einem Gasthof angesagt. Man nennt das Wahlveranstaltung. Nun spielte sich vor der Türe ebendieses Gasthofes ein Zirkus ab, wie wir ihn in vielen anderen Gemeinden, unlängst auch in Chemnitz, beobachten durften. An sich intelligente Menschen, es waren Doktores darunter, der Bürgermeister und noch ein paar Dutzend andere, sich etwas auf ihr Gehirn Einbildende, führten mit Rasseln, Pfeifen und Trommeln einen kindischen Ringelreihen auf. Besser wäre es gewesen, sich mit in die Versammlung zu setzen und Argumente auszutauschen.

Die Urmutter der deutschen Meinungsforschung, Elisabeth Noelle-Neumann, sprach einmal von der Spirale des Schweigens. Damit ist gemeint, dass aus sogenannter politischer Korrektness bestimmte Dinge nicht ausgesprochen werden dürfen. Da sie aber trotzdem gedacht und auch ausgesprochen werden, werden die „Täter“ diskriminiert. In der Neuen Zürcher Zeitung findet sich heute ein Kommentar mit dem Titel:„Ich bin Oma und kein Nazi.“

Natürlich kann das Schweigen nicht erzwungen werden. So sucht sich das Unterdrückte andere, nicht mehr offene und anerkannte Kanäle. Es ist wie beim Wasser. Es drückt immer irgendwo durch. So kommt in eine an sich nötige demokratische Auseinandersetzung etwasVerdruckstes. Die, denen man einen Maulkorb verpasst, schweigen öffentlich und freuen sich klammheimlich, wenn ihre Anliegen dann doch nicht aufzuhalten sind.

Der Journalist Gabor Steingart prognostiziert, dass die AfD 2021 drittstärkste Partei sein wird. Die SPD verschwindet in der Bedeutungslosigkeit.

Das passiert, wenn man sich mit Tröten anstatt mit der Stimme artikuliert. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD und ihren Wählern hat bis heute nicht stattgefunden. Stattdessen wird mit Begriffen wie Nazis, Pack, Dunkeldeutschland usw. um sich geworfen und alle, die mit der gängigen Politik nicht einverstanden sind, finden sich in diesem Topf wieder.

Der Artikel 5 des Grundgesetzes lautet: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Dieses Grundrecht ist im Moment quasi außer Kraft gesetzt. Wer sich gegenwärtig auch nur kritisch gegenüber der offiziellen von Regierung und Mainstreammedien verordneten Migrationspolitik äußert, findet sich im oben genannten Topf wieder. Die Toskanafraktion der deutschen Linken, die sushierprobten Grünen können sich gar nicht genug tun in ihrem Abscheu Andersdenkenden und gerade den Ostdeutschen gegenüber.

„Wir haben sie aufgenommen, Milliarden an Steuergeldern rübergeschaufelt, sie hochgepäppelt und jetzt werden sie Nazis. Dabei haben sie fast keine Ausländer bei sich ,verglichen mit dem Ruhrgebiet.“

Diese Haltung zeugt von Ignoranz gegenüber historischen Prozessen. Die ostdeutsche Bevölkerung zahlte fast ein halbes Jahrhundert die Rechnung für die Verbrechen des Hitlerregimes. Während sich Westdeutschland zum Wohlstands- und Reisestaat entwickelte, herrschte dort Meinungsunterdrückung und Mangel. Als diese Deutschen 1989 die Wiedervereinigung erreicht hatten, wollten sie in ein, nun wieder, ganzes Deutschland und nicht in ein Land, dessen politische Führung alles daran setzt, die deutsche Identität auszulöschen. Sie hatten auch gründlich die Zensur kennengelernt und reagieren insofern sehr sensibel, wenn man ihnen jetzt wieder die eigene Meinung zensieren will. Dies betrifft auch die osteuropäischen Staaten, die jahrzehntelang unter sowjetischer Kuratel standen. Sie wollen nun endlich, nach einem halben Jahrhundert Unterdrückung, selbst über ihr Schicksal bestimmen. Und da kommen jetzt nicht gewählte Apparatschiks aus Brüssel und die deutsche Kanzlerin und wollen ihnen wieder etwas aufzwingen.

Mit diesen unterschiedlichen Meinungen muss man sich aus einer Haltung der gegenseitigen Akzeptanz heraus auseinandersetzen. Dazu hat der Mensch sein Hirn und seine Stimme mitbekommen.

Tröten, Pfeifen und Trommeln sind dazu ungeeignet und sollten dort bleiben, wo sie hingehören, nämlich in den Kindergarten.

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