Leichter leben!

Mit Genehmigung von BVB Bombay

Neulich fiel mir das Buch „In the vision of God“ von Swami Ramdas in die Hand. Ich hatte es vor ca. 40 Jahren in Bombay bei Bharatiya Vidya Bhavan gekauft. Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Ich fuhr damals mit fünf Kilo Büchern durch die glühend heiße Stadt zurück zum Yogainstitut.Ramdas war Bhaktiyogi, einer der Wahnsinnigen Gottes. Bhaktiyoga ist das Yoga der Verehrung. Philosophische Grundlage dieser „Technik“ ist das Vedanta, welches davon ausgeht, dass das Brahman, das unfassbar Göttliche, in jedem Partikel der Materie ist.

Auch Shri Ramakrishna war Bhakta. Warum die Bezeichnung „Wahnsinnige Gottes“? Bhaktas sind in einer ständigen Verzückung. Für sie ist Gott immer anwesend. Sie sehen in jedem Gott. Sei es eine Katze, ein Mensch oder eine Kuh. Es kann passieren, dass einer von diesen Verzückten vor einem Hund auf die Knie fällt und ihn als Inkarnation Gottes anbetet. Für Umstehende ist das alles schwer einsehbar und es liegt nahe, sich mal mit dem Finger an die Stirn zu tippen.

Es gibt inspirierende Geschichten über diese Leute von Begegnungen mit der Gottheit zu lesen und ich wünschte manchmal, ähnliches zu erleben. Obwohl ich nicht undankbar sein sollte, ist es mir doch zweimal in meinem Leben gewährt worden. Aber der Mensch ist ein flatterhaftes Wesen und vergesslich.

Für einen Bhakta ist Gott Freund, Geliebter, Gebieter. Er ist ständig gegenwärtig. In dem Buch, das ich oben erwähnte, ist Ramdas neben vielem anderen auf dem Weg zu einem abgelegenen Ashram hoch im Norden zu Füßen des Himalaya. Der Weg geht durch dichten Dschungel, sofern man überhaupt von Weg sprechen kann. Oft muss er umkehren, weil es nicht weiter geht. Dabei behält er immer seine gute Laune, denn er sieht alles als von Gott gesandt. „Du spielst mit mir Ram“. „Ich weiß schon, was du mir zeigen willst“. „Du glaubst, dass ich die Nacht in der Kälte, ohne Feuer verbringen soll? Gut, ich spiele deine Streiche gerne mit.“ Bei einer anderen Gelegenheit werden ihm von einem Dieb all seine Habseligkeiten gestohlen. Seine Reaktion: „Wie wundervoll du für mich sorgst und mich um all diesen Plunder erleichterst.“ Es gibt eine Redensart, die das Verhältnis des Bhakta zu seinen Mitmenschen gut zum Ausdruck bringt: „Menschen sind Inkarnationen Gottes, wenn er den Narren spielt.“

In der Bhagavadgita spricht Krishna zu Arjuna: „Wenn du all dein Tun mir darbringst, wirst du am schnellsten zu mir (zur Erleuchtung) kommen. Es ist der leichteste Weg.“

Voraussetzung für diese Art Yoga ist natürlich, dass man an die Existenz Gottes glaubt. Nennen wir es wie wir wollen, Gott oder höhere Realität oder Logos. Im Sanskrit wird es als Brahman bezeichnet, nicht zu verwechseln mit Brahma, dem schöpferischen Aspekt der hinduistischen Dreifaltigkeit.

Das menschliche Denken ist schwerlich in der Lage, das unfassbar Göttliche zu begreifen. Wir brauchen Namen, Gestalten. Ramdas sprach mit Rama, einer Inkarnation Vishnus. Ramakrishnas Verehrung galt Kali, der göttlichen Mutter. Beiden erschien in einer Vision auch Jesus. Wenn jemand mit der Gestalt der Jungfrau Maria etwas anfangen kann, gut! Jesus Christus, Buddha, der heilige Sebaldus. Es spielt keine Rolle, in welcher Form das Göttliche verehrt wird. Es ist alles nur Ausdruck des Unfassbaren. Das dürfen Dogmatiker nicht erfahren. Also nicht weitersagen!

Was können wir für uns entnehmen? Das Leben konfrontiert uns täglich mit tausend Situationen. Gefallen sie uns, überfällt uns gute Laune. Passt uns was nicht, schimpfen wir wie die Rohrspatzen. Das Leben kümmert unsere Reaktionen überhaupt nicht. Wenn wir uns das klar machen, erscheint uns unsere Bejahung oder Verneinung doch reichlich lächerlich. Eleganter wäre es, wir würden es wie Ramdas machen und sagen: „Na lieber Gott, heute spielen wir aber mal wieder ein interessantes Spielchen, aber bitte, wenn es dich freut, mache ich halt mit. Schließlich bin ich kein Spielverderber.“

Was durch diese Art Weltsicht passiert, ist, dass alle Negativität, die uns das Dasein vergällt, radikal verschwindet und wir auf der „sunnyside of life“ sind. Das wär’s doch, oder?

 

 

 

 

Total Page Visits: 1215 - Today Page Visits: 1