Der Himmel auf Erden

IMG_20221215_171542Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen den sogenannten Wüstenreligionen und den Religionen des Ostens.

Zu ersteren zählen das Judentum, das aus ihm hervorgegangene Christentum und der Islam. Alle drei sind monotheistisch. Alle drei kennen den strafenden, richtenden und auch liebenden und verzeihenden Gott.

Wer an ihn glaubt, sei es nun, dass man ihn Allah, Jahwe oder Christus nennt, wird belohnt und ins Himmelreich aufgenommen. Dies kann, je nach Glaubensrichtung sehr verschieden aussehen. Alle drei kennen die ewige Verdammnis. „Der Himmel auf Erden“ weiterlesen

Das Gute im Schlechten

IMG_20230505_165338Wir leben in einer Zeit, in der die Aufspaltung der Gesellschaft immer weiter voranschreitet und von politischen Interessen sogar gefördert wird.

Jede dieser Interessengruppen wähnt sich im Besitz der Wahrheit und streitet erbittert um ihre Durchsetzung. Man selbst vertritt das Gute, die Anderen sind die Bösen.

Es ist dieses ewige Aufteilen in Gut und Böse, welches nur zum Negativen führen kann.

Aber – wer wären wir, wenn wir den Weltenlauf ändern könnten, das heißt, Yin und Yang werden sich bis zum Ende der Zeit abwechseln. Wie das Symbol zeigt, ist das Gegenteil des gerade Herrschenden auch dann vorhanden, wenn dieses am stärksten gegenwärtig ist, was durch den andersfarbigen Punkt dargestellt ist.

Im Yoga nennen wir diesen Wechsel Prana, die Lebensenergie. Sie zirkuliert in den beiden Hauptnadis Ida und Pingala: Mond und Sonne, kühl und heiß, essen und ausscheiden. Erst wenn durch die Kraft des Yoga diese Energie im zentralen Nadi Susumna aufsteigt, ist der Yogi Herr über die Materie. „Das Gute im Schlechten“ weiterlesen

Folgt eurem Herzen

IMG_20221006_133712Von den Dogmatikern der Religionsgemeinschaften war in der Vergangenheit immer wieder der Vorwurf zu hören, dass sich jeder seine eigene Religion zurechtlege. Es werde unbekümmert der Glaube an Karma mit den Weisheiten der Hopis und den Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter gemischt, garniert mit dem tausendjährigen Mayakalender.

Das alles widerspreche der wahren Lehre, wie sie in der Bibel so deutlich zum Ausdruck kommt. Dabei wird gerne verschwiegen, dass Jesus Christus kein einziges geschriebenes Wort hinterlassen hat und die Evangelien der Herren Matthäus, Markus, Lukas und Johannes beileibe nicht von diesen geschrieben wurden, sondern von ganz anderen – Jahrzehnte später.

Ich hatte kürzlich das Vergnügen einer Nilkreuzfahrt und kam so etwas intensiver mit den religiösen Vorstellungen der alten Ägypter in Berührung. Wir haben hier mit einem vollkommen anderem und mit nichts zu vergleichendem Götterpantheon zu tun. Ihr ganzes Leben war auf das Jenseits ausgerichtet. Es war immens wichtig, eine Grabstätte zu haben. Die Leiche sollte unversehrt sein. Deshalb entwickelten sich ausgefeilte Techniken zur Mumifizierung. Da die Sonne im Westen verschwand, war das Westufer des Nils der Ort der Grablegung. Alle Königsgräber sind dort. Die Arbeiter, die sie anlegten, durften nie auf das von den „Lebenden“ bewohnte Ostufer übersetzen.

Im Christentum finden wir nicht weniger seltsame Vorstellungen. Vielfach wird geglaubt, dass sich unmittelbar nach dem Tod die Seele auf die Reise Richtung Himmel macht, während der Körper im Grab ruht. Davon ist in der Bibel nicht die Rede. Eine Trennung zwischen Seele und Körper gibt es nicht.

Wer stirbt, ist tot! Nur die Gläubigen werden am Jüngsten Tag erweckt. Über die anderen wird Gericht gehalten.

In den Berichten über sogenannte Nahtoderfahrungen tauchen Bilder von hellem Licht am Ende eines Tunnels auf, Jesus erscheint, verstorbene Angehörige erscheinen usw.

Wir wissen nicht, ob das nicht alles chemische Reaktionen des immer noch aktiven Gehirns sind.

Freunde des Buddhismus reden vom Nirvana, in das sie eingehen. Das ähnelt dem Glauben an den Himmel. Dabei handelt es sich um etwas ganz anderes. Nirvana bedeutet schlicht und einfach verlöschen. Das Feuer des Karmas erlischt mangels Brennstoff in Form von neuem Karma. Der Buddhismus kennt keine Seele oder Geist. Wenn alles Karma aufgearbeitet ist, bleibt einfach – Nichts.

Das Erstaunliche an all dem ist, dass alle glauben, sie haben recht und die anderen nicht. Die Indianer Nordamerikas erkannten in den Mondkratern ein großes Kaninchen. Die Inkas verehrten die Sonne. Sie sind in guter Gesellschaft mit den Japanern und den Ägyptern.

Die Verehrung der Sonne erscheint vernünftig, ist sie doch das Mächtigste, was wir jeden Tag wahrnehmen. Wenn sie nicht scheint, geht es mit der Stimmung bergab. Ihr Licht und ihre Wärme sind der Inbegriff für Leben.

Kein Mensch weiß, was richtig ist. Niemand ist bisher zurückgekommen, um zu berichten. Jede Kultur hat ihre eigenen vielfältigen Vorstellungen von der Macht, die wir Gott nennen. Wenn man die Frühgeschichte des Christentums ansieht und das Wirken der Kirchenväter betrachtet, wird sehr deutlich, wie da eine Religion zusammengebastelt wurde. Es gab viele verschiedene Meinungen, die sehr erbittert gegen die der Anderen vertreten wurden. Es gab Treffen, Meetings – wie wir heute sagen, bei denen dann endgültig festgelegt wurde, was hinfort geglaubt werden sollte. Basta hieß es, das ist jetzt wahr und wer anderer Meinung ist, ist ein Ketzer und den verbrennen wir mal vorsorglich. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder glauben könnte, was ihm passt.

Das alles erscheint sehr willkürlich und insofern ist es nur vernünftig, wenn man für sich aus dem Herzen heraus eine Vorstellung von Gott entwickelt. Manche sind berührt, wenn sie einen uralten Baum sehen. Bei anderen ist es das Meer oder die Berge des Himalayas.

Das ist auch völlig egal, weil es darum gar nicht geht. Ehrlicherweise müssten alle Menschen mit der Behauptung übereinstimmen, dass keiner recht haben kann, denn sonst müssten ja alle anderen unrecht haben, aber die sind ja auch nicht blöd.

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard brachte klar zum Ausdruck, worum es wirklich geht: Die Überwindung des eigenen Egos, das heißt eine erweiterte Wahrnehmung des Seienden, ist nur möglich, wenn man sich einer Instanz außerhalb seiner selbst überlässt. Im Islam heißt das „Inshallah“, die Alten sagten: „Der Herr wird es schon richten.“ Im Hinduismus nennt man es Bhakti. Im Karma-Yoga heißt es, seinen Teil zu tun und nicht nach den Ergebnissen zu fragen. Es geht nur darum, die Grenzen des Egoismus zu sprengen und Kontakt zum „großen Generator“, von dem niemand weiß, was es wirklich ist, aufzunehmen.

Jeder Weg dahin ist individuell und alle Religionen, Philosophien und Ismen sind nur Angebote, die man sich anschauen kann, um zu entscheiden, ob sie für einen passen.

Vertrauen statt Machtlosigkeit

IMG_20220810_212755Die Wege des HERRN sind unergründlich!
Die Weisheit Gottes und die Erkenntnis Gottes sind für uns Menschen unbegreiflich und unerforschlich. Es gibt gar keine höhere Instanz als den allmächtigen Gott. «… so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken» (Jes. 55,9). Wir können uns nur in Ehrfurcht vor dem Allmächtigen beugen. «Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge» (V. 36).

Zwei Dinge lehren uns die Zeitläufe gegenwärtig: „Vertrauen statt Machtlosigkeit“ weiterlesen

Tot oder lebendig?

Digital StillCamera
Digital StillCamera

Unter Menschen meiner Altersklasse gibt es das geflügelte Wort: „Wenn du morgens aufwachst und es tut dir nichts weh, dann weißt du, dass du tot bist.“

Alt sein hat eine ganze Menge Nachteile. Ich brauche mich darüber nicht groß auszulassen. Jeder kann sich das selbst ausmalen.

Neben diesen Nachteilen, gibt es aber einige nicht zu verachtende Vorteile. Wir kennen alle die berühmten guten Vorsätze am Silvesterabend. Die meisten sind schon eine Woche später wieder vergessen. Trotzdem versuchen wir es guten Mutes im nächsten Jahr wieder. Es geht dabei mehr oder weniger darum, sogenannte Schwächen, die wir haben, los zu werden. Das berühmteste Beispiel ist das Rauchen. Wenn man das fünf Jahre hintereinander mit magerem Ergebnis versucht hat, können sich schon mal Gefühle von Resignation einstellen.

Wenn man es aber fünfzig Jahre versucht hat und immer noch nicht ganz clean ist, dann stellt sich diese Problematik, wenn wir sie denn so nennen wollen, anders dar.

Aus der Resignation der jungen Jahre ist dann vielleicht so was wie Demut geworden. Demut ist etwas, was man in jungen Jahren schlecht nachvollziehen kann. Wenn man älter ist, ist das leichter, denn das Leben und der eigene Organismus zwingen zu der Einsicht, dass nicht alles machbar ist und dass wir das Wenigste, was uns passiert unter Kontrolle haben.

Manches von dem, was wir gerne verstecken, das was C.G. Jung als Schatten bezeichnet, wird dann vielleicht anders gewertet. Es geht nicht mehr nur um diese ungeliebte Eigenschaft allein, sondern um die Bedeutung und um die Hintergründe. Jeder „Schatten“ hat auch eine „sonnige“ Seite.

Das Eine gibt es nicht ohne das Andere. Im Lauf der Jahrzehnte kommt man dann vielleicht zu der Einsicht, dass diese oder auch mehrere Dinge zu einem gehören, ja, dass man das ist, dass es das ist, was einen ausmacht.

In jungen Jahren ist man viel mehr im Kampfmodus. Das ist, zumindest was die eigene Person anbelangt, zum Scheitern verurteilt, denn man kann sich nicht selbst bekämpfen, es sei denn um den Preis der Selbstzerstörung.

Ich will hier beileibe nicht sagen, dass man als Alter schlauer ist als ein Junger. Nur, wenn man etwas ein halbes Jahrhundert praktiziert, dann hat es eine andere Qualität als wenn man damit erst angefangen hat.

Jedoch – Alter allein bringt es auch nicht. Es gibt genug Alte, die genau so dumm und eingeschränkt in ihren Strukturen sind wie in jungen Jahren.

Ohne einen philosophisch-psychologischen Bezugsrahmen geht es nicht. Man muss schon „dran bleiben“.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Bergpredigt. Sie wissen schon, die mit den berühmten Aussagen wie: „Wenn du eine auf die linke Backe bekommst, dann halte auch die rechte hin.“

Das ist schwierig für uns Menschen. Wohl kaum einer schafft es gänzlich, wie Jesus zu werden. Nein, es geht darum, einen Kompass in sich zu tragen, dem man folgen kann, auch wenn er manchmal aussetzt. Hingefallen, aufgestanden, weiter gemacht! Darum geht es.

Als ich 1978 das erste Mal aus dem Yogainstitut zurück kam, dachte ich allen Ernstes, jetzt seien alle Probleme gelöst. Jetzt bin ich ja Yogi. Haha, sag ich da nur!

Es ist diese Gelassenheit, die vielleicht ein Privileg des Alters ist. Die darin besteht, dass man eher sehen kann, dass „Leben passiert“, aber auch, dass „Shit happens“.

Indem man, wenigstens soweit es mich betrifft, eher zulassen und vertrauen kann als zu versuchen, alles zu kontrollieren, nähert man sich ein bisschen dem Ideal des Tao, das vom fließenden Wasser spricht, welches einfach fließt, weil es fließt, weil…

Als ich jung war, wusste ich das alles auch schon, aber zwischen wissen und Wissen ist ein Unterschied.

Absolute Kontrolle und Sicherheit ist nur im Tod zu finden, nicht im Leben.

Wer also leben will, der verliert immer wieder einmal den Kompass aus den Augen, aber er findet ihn dann auch wieder und segelt weiter.

Yoga zum Beispiel ist so ein Kompass.

Übrigens: Es muss nicht so ausgehen wie das, was wir gemeinhin als „gut“ ansehen. Wenn einer sechzig Jahre vergebens das Rauchen aufgeben wollte, dann kann er auch daran sterben. Aber – an irgendwas muss man sterben und vielleicht weiß derjenige dann auch, was es mit dem Rauchen bei ihm auf sich hat und das ist, karmisch gesehen, von hohem Wert.