Also sprach Zarathustra Teil III

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Religionen können immer missbraucht werden. Da sie neben der spirituellen auch eine gesellschaftliche Funktion haben, kommen Herrschaftsinteressen ins Spiel. Es gibt ja nicht nur die Reichen und die Schönen, sondern auch Arme und Entrechtete.

Um sie „ruhigzustellen“, müssen sie getröstet werden, indem man sie glauben macht, dass die Unterdrücker nach dem Tod in die Hölle kommen und dort ihre gerechte Strafe bekommen.

Psychologisch gesehen ist dieses Konzept hierarchisch und damit nicht emanzipatorisch. Einer straft, der andere wird bestraft.

Nun kann man Religionen nicht einfach wechseln wie seine Kleider. Es gibt ganz tiefe archetypische Bindungen und Erfahrungen, die uns zum überwiegenden Teil gar nicht recht bewusst sind. Ich habe in meinem Buch „Jenseits von Benares“ meinen eigenen Weg durch die religiöse Welt des Westens und des Ostens beschrieben.

Die Hindus sehen das vollkommen klar, indem sie sagen, dass man nicht Hindu werden kann. Man muss kraft Karma hineingeboren werden.

Viktoria Satyr hat mit ihrer systemischen Familientherapie gezeigt, dass sich unser Verhalten und unsere inneren Strukturen bis zurück zu den Urgroßeltern verfolgen lassen. Das zeigt die tiefe Bindung an die Vergangenheit, sei es die individuelle oder auch die gesellschaftlich-religiöse.

Nur die Hybris und Ignoranz der deutschen Linken glaubt, aus einem zwanzig Jahre alten afghanischen Moslem einen abendländischen Deutschen machen zu können.

In „aufgeklärten“ Kreisen wird heutzutage gerne mit dem Begriff Karma um sich geworfen. Das kann ganz lustig sein, wie in dem Buch „Mieses Karma“, in dem geschildert wird, wie eine Ameise wieder auf höhere Ebenen kommen will.

Karma bedeutet nicht, dass man als Ameise geboren wird, wenn man Schweinebraten isst. Neulich las ich irgendwo, dass am Himmelstor die Tiere Spalier stehen, die einer im Laufe seines Lebens gegessen hat und entscheiden, ob derjenige Zutritt erhält.

Da schimmert ganz deutlich das alte Schuldsystem durch.

Karma, richtig verstanden, ist das Gesetz des Daseins und ist in allen Religionen zu finden, wiewohl nicht unter demselben Namen.

Der Fehler, dem die Religionsdogmatiker aufsitzen, liegt darin, die Existenz eines personalen Gottes anzunehmen. Daraus kommt unweigerlich die Vorstellung von Schuld und Strafe, wenn man nicht gehorcht.

Baruch de Spinoza spricht von Gott als „unendliche Substanz“, die sich aus sich selbst heraus erschafft. Das gleicht dem „Logos“ der Griechen. Alles was „ist“, sind Emanationen dieser Substanz, auch wir Menschen, also auch die „großen“ Menschen, wie Jesus, Krishna oder Buddha.

Die zentrale Botschaft Jesu ist Liebe. Karma-Yoga spricht von Handeln, ohne nach den „Früchten“ zu fragen. Buddha redet von selbstlosem Handeln.

Wer diese Seinsebene verlässt, schafft sich seine eigene Hölle des Getrenntseins. Diese ist in ihrer radikalsten Ausformung der Hass.

Anders formuliert ist das schlechtes Karma. Wenn der Leidensdruck dann zu stark wird, kehrt der Mensch wieder zurück zur Inklusion, oder wie das Neue Testament sagt, zur Liebe.

Wahre Freiheit besteht darin, die Gesetzmäßigkeiten der Natur und der menschlichen Existenz zu verstehen und zu akzeptieren. Spinoza lehrte, dass alles in der Natur mit Notwendigkeit geschieht, und dass Freiheit in der Erkenntnis dieser Notwendigkeit liegt, was zur Beherrschung von Leidenschaften und zur Erlangung von innerem Frieden führt.

Im japanischen Shintoismus geht es um ein Dasein im Einklang mit der Natur, das heißt, allem was existiert. Wer nicht im Einklang lebt, ist unglücklich und wird, um wieder mit indischer Terminologie zu sprechen, mittels schlechtem Karma, zurückgeführt.

Manche Menschen lernen schnell, manche brauchen länger. Da muss der Druck „schlechten Karmas“ erst ein gewisses Maß erreichen.

Das Tempo bestimmt man selbst. Der Aufenthalt in der „Hölle“ oder im „Himmel“ ist der eigenen Entscheidung überlassen.

Die vorliegende „Zarathustra-Trilogie“ ist keine religionsphilosophische Abhandlung. Mir ging es darum, wie wir aus dem abendländischen Schuld-Strafe-Denken aussteigen können.

 

 

 

Also sprach Zarathustra II

Img 20250818 113251Wir wollen die Gedanken aus dem ersten Teil nun weiterführen. Ich habe dort über die Vertreibung aus dem Paradies geschrieben. Sie wissen schon, die Sache mit Eva und dem Apfel. Gott höchstselbst übernahm laut Bibel die Vertreibung.

Wir müssen hier unterscheiden zwischen Religion für das einfache Volk und die der Denkenden. Diese ganze Apfel-Adam-Eva-Geschichte ist ein Mythos.

In Wirklichkeit geht es um die Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens. Hier kommt Darwin ins Spiel. Irgendwann in der Entwicklung entwickelte der „Affe“ ein Ich-Bewusstsein und trat ins Stadium der Dualität (Ich – Du). „Also sprach Zarathustra II“ weiterlesen

Die Geschichte der Lotosblüte

Oznor
oznor

Manchmal nerven mich die schlauen Sprüche, die uns allenthalben von mehr oder weniger weisen (meistens) Männern um die Ohren gehauen werden.

Da lesen wir dann, dass man sich nicht von Widrigkeiten beeinflussen lassen sollte.

Wer kann da nicht zustimmen?

Eine andere Aussage ist, dass nur Nahrung, Sex, Schlaf und Tod zwanghaft sind. Das heißt, diesen Vieren kann man nichts entgegensetzen, die setzen sich immer durch.

Alles andere aber liegt in unserer Verantwortung und kann verändert werden. „Die Geschichte der Lotosblüte“ weiterlesen

Himmel oder nicht Himmel, das ist hier die Frage

Img 20250601 210153Es gibt Sprüche, die sind einfach gut.

Hier ist einer davon:

„Schau mal nach, ob noch Bier da ist!?“ Die Kühlschranktüre wird geöffnet. „Ja, is‘ noch da!“

Das ist wissenschaftliches Vorgehen.

Es fängt an mit der Fragestellung, führt über die Versuchsanordnung (Türe öffnen) zur Beweisführung und zur Verifizierung.

Einschub: Man kann über einen simplen Vorgang ziemlich gelehrt daher quatschen. Überprüfen Sie mal die täglichen Meldungen aus den Medien dahingehend.

„Schau mal nach, ob noch Bier da ist!?“ „Ich glaub‘ schon.“

Das ist Glaube.

„Schau mal nach, ob noch Bier da ist!?“ Die Kühlschranktüre wird geöffnet. Es ist kein Bier zu sehen, aber es wird trotzdem behauptet, es sei noch was da.

Das ist Esoterik.

O.K. ich geb’s zu, das Beispiel ist in Teilen etwas bösartig, aber es führt uns zu einer nicht ganz unwichtigen Fragestellung.

Morgen ist Pfingsten. In meinem alten Religionsbuch aus Kindertagen schwebte der heilige Geist in Form einer Taube über den Jüngern. Über deren Köpfen wiederum schwebten kleine Flämmchen, die signalisierten, dass der Geist angekommen sei. Ab da konnten sie „in allen Zungen“ sprechen und die frohe Botschaft verkünden.

Wenn Sie das glauben, dann glauben Sie auch an die zentrale christliche Botschaft, nämlich dass Sie nach dem Tod bis zum Jüngsten Tag im Grabe liegen (wobei es sein kann, dass aufgrund des zu erwartendem langen Zeitraums weder das Grab, noch Ihre Knochen vorhanden sind) und dann komplett mit Geist und (jungem oder altem??) Körper erweckt werden und, sofern Sie das geglaubt haben, in den Himmel berufen werden. Die Ungläubigen bleiben liegen und kommen in die ewige Verdammnis.

Einschub: Ich bin weit davon entfernt, blasphemisch zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein göttliches Momentum gibt und ich glaube auch, dass es einen Erleuchteten namens Jesus gab, der eine fundamentale Botschaft hinterließ, die uns, falls wir ihr folgen, zur Erleuchtung führt, mithin zu Gott.

Aber ich habe auch einen Verstand und bin über das Alter hinaus, in dem man an Märchen glaubt. Außerdem glaube ich, dass dieser Erleuchtete alles andere im Sinn hatte, als das, was eine Horde von sogenannten Theologen daraus gemacht haben.

Andere, weiter im Osten, ich spreche von Buddhisten und Hindus, haben auch ihre „Märchen“. Die operieren mit Karma. Damit ist das Ursache-Wirkungs-Gesetz gemeint. Ein simples Beispiel zeigt, was damit gemeint ist: „Jemand sagt etwas Böses zu mir und ich antworte ähnlich. Darauf er wieder, dann wieder ich usw. Ursache-Wirkung, Ursache-Wirkung, das kann ewig gehen. Ich kann es auflösen, indem ich auf eine andere Ebene gehe, indem ich ihn z.B. umarme.

Man kann mit Karma aber auch eine Menge Unsinn erzählen. Wenn du nicht, dann… Also zum Beispiel alle Fleischesser werden zu Schweinen, die im nächsten Dasein im Schlachthof von Kalkutta enden (der ist schrecklich, ich hab‘ ihn gesehen).

Wo ist jetzt die Verbindung zwischen dem Bier, dem Jüngsten Tag und dem Schlachthof?

Wir sind darauf programmiert, dass wir hauptsächlich an die Zukunft denken. „Komme ich in den Himmel?“ „Werde ich im nächsten Leben eine Ameise?“

Vielleicht vergeuden wir mit derlei Ängsten und Gedanken unser Leben? Könnte es sein, dass wir schon „im Himmel“ sind? Könnte es sein, dass wir einfach von Moment zu Moment ganz in der Gegenwart leben sollten, um zu erfahren, dass jeder dieser Momente ein Glück (Ananda) sein kann? Dass jeder Augenblick, so er denn ganz erlebt wird, weder Angst noch Schrecken enthält?

Furcht, Unsicherheit, Ängste und all der Ballast, den wir mit herumschleppen, entsteht, wenn wir unsere Gedanken Amok laufen lassen.

Yoga heißt Konzentration. Aus Konzentration entsteht unmittelbares Erleben. Aus höchster Konzentration entsteht die Schau auf das Sein, wie es wirklich ist. Es ist die Erkenntnis des Logos, des Göttlichen. Das hat nichts mit Glauben zu tun, nichts mit Religion und schon gar nichts mit Kirchen, Moscheen oder Tempeln.

Wir können in jedem Augenblick entscheiden, ob wir unser Leben zum Himmel oder zur Hölle machen.

Die Gleichung lautet:

Konzentration = „hier sein“ = Ananda

 

 

 

 

 

 

Und wenn es dir nicht passt…

Img 20241215 1454491992 „wandelte“ ich ehrfürchtig im Schatten der alten Bäume durch die Gefilde des „heiligen Esalen“ an den Gestaden von Big Sur in Kalifornien. Jahrelang lagen dann einige Eukalyptusblätter, die ich „ in den heiligen Hainen “aufgelesen hatte, auf meinem Fenstersims.

Natürlich klingt dieser Satz recht pathetisch. Das soll er auch, denn Esalen war ein Zentrum der Human Potential-Bewegung, in der verschiedene philosophische und psychologische Ansätze zur Steigerung des Selbstbewusstseins und der menschlichen Potentiale erforscht wurden.

Für uns, die wir in dieser therapeutischen Tradition arbeiteten, war es sozusagen Mekka.

Hier eine Auswahl von Leuten, die dort gewirkt haben oder wie ich Besucher waren. „Und wenn es dir nicht passt…“ weiterlesen