Satire ist eine Form der Kommunikation, die es einem ermöglicht, auf scherzhafte Weise Dinge auszusprechen, bevor sie einem im Halse stecken bleiben.
Wir hatten einmal einen Bundespräsidenten namens Wulff. Den hatte man aus dem Amt gejagt, weil er Verhaltensweisen zeigte, die man eines Bundespräsidenten unwürdig erachtete. Seitdem zahlte man ihm 235 000 € steuerfrei im Jahr (lebenslänglich), damit er als Exrepräsentant Deutschlands keine dem Status unwürdige Arbeit annehmen muss.
Ab da könnte man ihn getrost vergessen. Ich auch – bis ich heute morgen auf die Meldung stieß, dass er jetzt als – auch wieder Repräsentant – einer türkischen Klamottenkette agiert. Die Katze lässt das Mausen nicht, sagt man. Einmal kein Gefühl für würdiges Verhalten, immer kein……
Natürlich kann er im Modegeschäft arbeiten. Heidi Klum tut das auch, aber – die kriegt nicht 235 000 € steuerfrei im Jahr zusätzlich, dass sie das sein lässt.
Herr Wulff hat ja auch den Islam nach Deutschland gebracht. Geschichtlich gesehen ist das Unsinn. Korrekt wäre, zu sagen, der Islam ist jetzt in Deutschland, ob er jemals dazu gehört, wird sich weisen.
Ich habe mich vor Jahren ausführlich mit dem Sufismus, dem mystischen Zweig des Islam befasst. Das Buch „Ich ging den Weg des Derwisch“ von Reshad Feild ist immer noch lesenswert. Wie alle spirituellen Traditionen hat auch der Islam Wertvolles beizutragen. Aber – das was sich heute als Islam häufig manifestiert, ist nicht der Islam, den ich hier in Deutschland haben möchte. Es ist der wahabitisch geprägte aus Saudi Arabien.
Das macht mir Sorgen, und um die zu lindern schreibe ich im Nachfolgenden die Satire, wie Herr Wulff es damals vielleicht gemacht haben mag, den Islam nach Deutschland zu holen. Aus hehren Motiven versteht sich.
Heute, ihr lieben Landsleute draußen im Land, will ich euch die Geschichte erzählen, wie der Islam nach Deutschland kam.
Wir werfen jetzt einen Blick durch einen Spalt im Vorhang eines der vielen Räume im Schloss Bellevue, dem Sitz des deutschen Bundespräsidenten. Der Raum ist in warmes Licht eines etwas gedimmten Kristallkronleuchters getaucht. Die Hausfrau im bequemen Hausanzug kuschelt sich in einen gemütlichen Sessel und ist in den neuen Rosamunde Pilcher Roman vertieft. Sie ist zufrieden, jetzt am Abend, nach getaner Repräsenta-tionsarbeit. Diese Besuche in Kindergärten und der Lebenshilfe sind halt schon recht anstrengend.
Nicht so der Hausherr. Unruhigen Schrittes durchmisst er den Raum. Die Hände sind hinter dem Rücken gefaltet. In seinem Gesicht arbeitet es immer wieder heftig, so als wenn ihn missliche Gedanken quälten.
„Wulfie setz‘ dich doch hin. Du machst mich nervös. So wichtig ist dein Job doch gar nicht, als dass du dich auch noch abends damit abquälen musst.“ (Frau Bettina spielt hier darauf an, dass manche Leute den Bundespräsidenten, den höchsten Repräsentanten unseres Landes despektierlich als Bundesgrüßaugust bezeichnen.)
„Du hast leicht reden meine Liebe. Die Leute erwarten etwas von mir. Ich bin jetzt ungefähr ein Jahr im Amt und tingle immer noch so durch die Lande. Mal hier ’ne Einweihung, da mal eine Laudatio. Mir würde das ja reichen. Aber da wollen mir welche ans Bein pinkeln und sagen, ich hätte kein Profil, ich sei zu glatt und stromlinienförmig.“
„Aber Wulfie, lass‘ dir doch von ein paar solchen Typen nicht die Laune verderben. Die finden immer was zu meckern. Uns geht’s doch gut.“
„Das stimmt schon, aber ich will auch, dass die Leute sagen, der Wulff hat ein kantiges Profil. Der reiht sich nahtlos ein in die Reihe seiner Vorgänger. Du musst ja bedenken, jeder von denen hatte was ganz Eigenes. Der Heuss war der Papa Heuss, der Vater der Nation. Der Lübke konnte gut Englisch. Wer erinnert sich nicht an sein „ Equal goes it loose“ anlässlich des Besuchs der Queen? Der Scheel war bekannt für seinen gelben Wagen. Der Rau kannte die Bibel auswendig. Der Herzog hielt seine Hauruckrede. Der Köhler kannte sich gut aus in Afrika. Und der Wulff, was wird man mal vom Wulff sagen?“
Nun wurde auch Frau Bettina nachdenklich. „Du hast recht Wulfie. Wir müssen uns was einfallen lassen.“
Beide verfielen in düsteres Schweigen. Plötzlich sprang Frau Bettina freudig erregt auf und eilte auf ihren immer noch umherwandernden Mann zu. Sie packte ihn an den Händen und rief: ,,Ich hab’s. Sag doch einfach, der Islam gehört zu Deutschland. Auf so was ist noch keiner gekommen.“
Herr Wulff hielt inne, dachte kurz nach und sagte dann: „Das könnte klappen, das könnte klappen“ , und strich Frau Bettina zärtlich über das blonde Haar.
So könnte es geschehen sein, liebe Landsleute, denn am nächsten Morgen rauschte die Nachricht durch den deutschen Blätterwald. Einer schrieb es vom anderen ab. Ein Raunen ging durch die Redaktionsstuben: „Habt ihr es schon gehört? Der Bundespräsident hat den Islam nach Deutschland geholt.“
Natürlich gab es wie immer Nörgler und Miesepeter, die dagegen hielten, dass Karl Martell und Ferdinand und Isabella von Kastilien und Aragon die Mauren aus Europa hinaus warfen. Und zuletzt der wackere polnische König Jan Sobieski, der am 12.9.1683 das christliche Abendland rettete, als er noch rechtzeitig in Wien eintraf, um die Türken zurück- zuwerfen, auch deutsche Kaiser, die über Jahrhunderte das „Heilige römische Reich deutscher Nation“ repräsentierten.
Aber diese Schwarzseher wurden bald zum Schweigen gebracht. „Endlich zeigt der Präsident Profil.“
Seitdem freuen sich alle, wenn über die fortschrittliche Rolle der Frau im Islam gesprochen wird: „In Saudi Arabien müssen die Frauen nicht mal selbst Auto fahren. Und ich muss jeden Tag die Kinder zum Ballett und zum Fußballtraining fahren und einkaufen auch noch. Zum Repräsentieren zwingst du mich auch, wenn deine Freunde oder Geschäftspartner kommen. Die Muslimfrauen brauchen da gar nicht erscheinen und dürfen in ihren Zimmern bleiben.“ Das ging landauf landab durch deutsche Familien.
In den Medien und in den Talkshows wurden die kleinkarierten Kritiker bald zum Schweigen gebracht.
So sehr, ihr Lieben, freute sich das Land, dass der Präsident endlich Profil hatte. Einziger Wermutstropfen. Er ist inzwischen gar nicht mehr in seinem schönen Schloss. Sie haben ihn hinaus geekelt, die Korinthenkacker, die. Dabei hat er an jenem Abend seinem Land ein Geschenk gemacht, an das es noch lange denken wird.
So oder so ähnlich, liebe Landsleute, könnte es gelaufen sein – oder auch ganz anders.