Heute ist der 15.11.2010. Die Weltbevölkerung beträgt laut Zähler aus dem Internet jetzt um 18.40 Uhr 7.001.943.622 und wächst in einer Minute um ca. 160. Wer Lust hat, kann ausrechnen, um wie viele die Weltbevölkerung morgen beim Frühstück angewachsen sein wird. Zwar sterben auch einige, trotzdem übersteigen die Lebenden die Toten. Mit diesem Wachstum steigt alles andere mit. Da wäre zu nennen der Fleischverbrauch. Nie gab es so viele Nutztiere, die für den Verzehr bestimmt sind. Tendenz ist stark ansteigend, weil vor allem große Länder wie Indien und China mit ihrer stark anwachsenden Mittelschicht hinzukommen. Dasselbe gilt für Autos, Kühlschränke, elektrische Zahnbürsten, Handys, ferngesteuerte Spielzeugautos, Klimaanlagen, Teddybären, die Mama sagen können usw. usw. Der geneigte Leser registriert, dass ich das mit einiger Ironie schreibe. Hinzu kommt, dass all diese zum Verzehr bestimmten Nutztiere jede Menge Gülle und damit Methan produzieren. Wer im Sommer durchs Münsterland oder durchs Emsland fährt, riecht es.
Der Haken an der Sache ist, dass der Planet nicht mitwächst. Wenn man genau hinschaut, dann verkleinert er sich sogar, indem die nutzbare Fläche zum Beispiel durch Versteppung, Verwüstung, Abschwemmen des Humus durch Abholzung der Wälder usw. sinkt.
1950 standen für jeden Menschen 5000 qm zu Verfügung. 2025 werden es nur noch 1800 qm sein. Dabei geht es bei dieser Prognose nur um Menschen. Was ist mit den Hasen, Igeln, Blindschleichen, Tigern usw.? Werden wir ihnen ein Lebensrecht zubilligen?
Ich könnte hier jetzt seitenlang Fakten über die Endlichkeit von Ressourcen einerseits und den Anstieg von Maßlosigkeit andererseits anführen, spare mir das aber, da ich davon ausgehe, dass meine Leser das alles selbst wissen, da sie zweifellos zum intelligenten Teil des Bevölkerungsspektrums zählen.
Es heißt, dass jedes System versucht, im Gleichgewicht zu bleiben bzw. dies wieder zu erreichen, wenn es verloren gegangen ist. Wenn Viren, Bazillen und Bakterien in den Körper gelangen, so vermehren sich alle möglichen Abwehrzellen, man bekommt Fieber und der Kampf wird aufgenommen, bis der Feind besiegt ist und der Normalzustand wieder erreicht ist. Ich glaube, dass dieses Prinzip durchgängig ist, auch wenn es über lange Zeiträume so aussieht, als könnte kein Gleichgewicht mehr hergestellt werden.
Die Crux bei uns Menschen ist ja, dass wir in Zeitdimensionen denken, die unserer Lebensspanne angemessen sind. Alles darüber Hinausgehende nehmen wir nicht wahr. Wenn wir die Erdgeschichte betrachten, dann haben immer wieder gewaltige Veränderungen stattgefunden, die sich über unglaublich lange Zeiträume erstreckten und die jedes mal etwas vollkommen Neues hervorbrachte und das Alte eliminierte.
Ich glaube, dass wir Menschen in unserer Anzahl reduziert werden müssen.
Da wir das natürlich nicht freiwillig tun werden, wird sich die Natur oder der Logos oder auch Gott, wie immer wir das hinter den Erscheinungen stehende System auch bezeichnen, etwas überlegen, um die Homöostase wieder herzustellen. In Anbetracht der gewaltigen Ausmaße des sich immer mehr vergrößernden Ungleichgewichts, werden die Mittel, die zum Einsatz kommen nicht angenehm sein, können es gar nicht sein.
Es wird im Moment viel über den Klimawandel gesprochen und wie man ihn verhindern könnte. Es wird geforscht, um Krankheiten zu besiegen usw. Vom individuellen Standpunkt aus ist das alles sehr löblich und zutiefst humanistisch. Aber – wenn uns diese Vorhaben gelingen würden, was wäre dann? Würden wir uns dann nicht noch mehr auf Kosten aller anderen Daseinsformen ausbreiten?
Wir kennen im Yoga den Begriff Isvarapranidhana. Es bedeutet Hingabe an Gott. Ist Gott nicht der Vater aller Geschöpfe? Leserinnen mögen mir hier die männliche Form nachsehen, aber irgendwie muss ich das, was ich sagen will zum Ausdruck bringen. Es sind sowieso nur Worte, die das Unermessliche nur ungenügend beschreiben können.
Ich meine, wir sollten uns auch angewöhnen, hinter den sogenannten Katastrophen einen Sinn zu erkennen. Selbstverständlich sind wir heilfroh, wenn es uns nicht erwischt, schließlich sind wir Menschen. Viele, mich eingeschlossen, denken insgeheim, wenn der Klimawandel wirklich kommt, bin ich ja schon tot. Vielleicht aber auch nicht. Wenn die Karmatheorie und die Reinkarnationslehre stimmen, dann sind wir wieder dabei. Wir wissen es nicht.
„Handle so, dass die Maxime (= subjektive Verhaltensregel) deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Der kategorische Imperativ ist die oberste und allgemeinste Handlungsanweisung in der Philosophie Immanuel Kants, das höchste Prinzip der Moral. („Kritik der praktischen Vernunft“ 1788)
Ein spiritueller Mensch sollte sich an diese universelle Ethik halten. Das heißt, wenn ich mir einen Porsche Cayenne mit um die 20 l Verbrauch im Normalverkehr kaufen würde, müsste ich das auch allen Anderen zugestehen. Wenn wir diesen Gedanken zur Maxime unseres Handelns machen, dann werden wir auch verantwortlich handeln und den Rest Gott überlassen. Es bleibt uns sowieso nichts anderes übrig, aber das ist schon wieder ein falscher Gedanke.
G.Pflug
November 2010
Katastrophen
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