Indianer, Mohrenköpfe, Zigeunerschnitzel und Rassisten

Img 20241101 151454Guten Morgen, heute wird es einiges zu lachen geben. Das ist schön und ja auch gut für die Gesundheit.

Vor einigen Tagen war zu lesen, dass der Text von „Sonderzug nach Pankow“, mit dem Udo, die alte Nöle, den Oberindianer Honnie besuchen wollte, geändert werden muss, weil man nicht mehr Indianer sagen darf. Das ist richtig gemein, weil Udo, zusammen mit anderen Aufrechten auf einem Sterntitelblatt tapfer zum Kampf gegen Rechts aufgerufen hat, und Rechts, das weiß mittlerweile jeder, ist alles, was rechts von Böhmermann ist.

So frisst die Revolution ihre Kinder. Aber das ist nicht schlimm, weil es betrifft nur Udo allein. Aber ich finde es trotzdem lustig.

Weniger lustig, aber irgendwie doch, weil es Kabarett mit Ansage ist, ist der nächste Punkt. Es geht um VW, den größten deutschen Autokonzern, der jetzt drei Werke in Deutschland schließen und die Beschäftigungsgarantie kündigen will. Oh Gott, das darf nicht sein. Wie nur konnte es soweit kommen? Manche erinnern sich noch an Herbert Diess, den verflossenen CEO. Der hat alles getan, um VW den Garaus zu mache, indem er rigoros auf E-Autos setzte.

Dumm ist nur, dass die Leute sie nicht kaufen wollen. Die sind nämlich nur so lange beeinflussbar, solange es ihnen nicht ans Geld geht. Dann hört der Spaß auf, denn genauso wie ein E-Bike-Akku nach drei Jahren merklich nachlässt, geht es auch einem E-Auto-Akku. Und was macht man dann? Und wie kriegt man die Kiste wieder los?

Mir fallen bei dem Thema immer lange Straßen in Vorstädten von München, Frankfurt, Nürnberg usw. ein, bebaut mit vierstöckigen Häusern und entlang der Gehsteige sind all die E-Autos geparkt, die die Leute kaufen sollen. Aus jeder Wohnung geht dann eine Strippe nach unten zum Auto, um es zu laden. Manche bekommen aber nur einen Parkplatz zwei Häuser weiter. Dann muss mit Verlängerungen gearbeitet werden. Nachts, zur Winterszeit oder bei Windstille bringt das zusätzlichen Spaß.

Na ja, jedenfalls ist jetzt auch die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von VW, Daniela Cavallo, aufgeschreckt. Sie hat sich bislang stark im Kampf gegen Rechts engagiert und jetzt kommen diese blöden Werksschließungen dazwischen und erinnern sie an ihr Kerngeschäft, nämlich, sich um ihre Kollegen und deren Arbeitsplätze zu kümmern. Die letzte Äußerung, die ich von ihr vernahm, war, dass das E-Auto-Geschäft nicht zurückgefahren werden darf.

Also: Autos bauen, die keiner haben will, trotzdem voll produzieren und volle Beschäftigung. Das ist wie im Märchen, wo plötzlich eine Fee aus dem Wald kommt und Wünsche erfüllt, die eigentlich nicht möglich sind.

Wenden wir uns den Indianern, den Mohrenköpfen und den Zigeunerschnitzeln zu.

Zuvor noch eine kleine Geschichte aus dem alten Indien: Ein Mann kam zu einem Weisen mit der Bitte, ihn zu erleuchten. „Kein Problem“, sagte der Weise, „setz‘ dich einfach eine Nacht unter den Baum da drüben und am Morgen bist du erleuchtet. Du darfst allerdings nicht an Affen denken!“

Das Ergebnis ist klar.

Aber so funktioniert das Denken eben. Früher kaufte man Mohrenköpfe und dachte sich nichts dabei. Heute kauft man Schaumküsse und denkt unwillkürlich daran, dass man jetzt nicht mehr Mohrenkopf sagen darf, weil das die Schwarzen beleidigt und dann ist es nicht mehr weit zum No Go Begriff „Neger“.

Verbote bewirken immer das Gegenteil.

Als Kind ging ich gerne, wenn ich mal fünfzig Pfennige hatte (was selten genug vorkam), in den kleinen Laden von Frau Zeissler um die Ecke – mit dem Schild „Milch, Käse, Butter, Eier“ und erstand einen Mohrenkopf. Die mag ich immer noch. Zigeunerschnitzel mochte ich nie, wegen der Paprika. Millionen von Zeitgenossen ging es genauso. Wir sind aber keine Rassisten. Ich glaube, die wenigsten wissen, was Rassismus ist. Rassismus ist, wenn einer sagt: „Du bist minderwertiger als ich, weil du lilablassblau bist.“ Nazis waren Rassisten, weil sie sich als Herrenrasse verstanden.

Und diejenigen, die mit einem Verbot nach dem anderen kommen, sind ebenfalls Rassisten. Denn sie wähnen sich im Besitz der Wahrheit und halten alle anderen, die ihnen nicht zustimmen, für minderbemittelt.

Es gibt den Begriff Herzensbildung. Der besagt, dass man aus Empathie und Güte ein Verhalten an den Tag legt, das anderen gegenüber Respekt zeigt.

Davon entfernen wir uns immer weiter.

Unter dem Nationalsozialismus diskriminierten dessen Anhänger „die Anderen“. Heute haben wir dasselbe in grün (im wahrsten Sinn des Wortes) aber anders herum.

Zum Schluss ist der Artikel doch nicht mehr so lustig. Das Lachen bleibt einem etwas im Halse stecken. So geht’s.

 

 

 

 

 

 

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