„Es gibt nichts zu tun, es gibt nichts zu werden, es gibt nichts zu wollen. Alles, was jemals sein kann, ist schon hier und jetzt in Dir. Es gilt nur, dies zu erkennen.“
Dieses Zitat stammt aus den sogenannten Regulus-Botschaften von Bettina Büx. Welcher spirituelle Sucher könnte dem nicht zustimmen?
Bettina Büx sagt von sich, dass sie ein Medium sei, das diese Botschaften von einem Engel dieses Namens empfängt.
Wahrheiten sind universell. So ist es nicht verwunderlich, wenn wir sie auch an anderer Stelle finden.
Leben bedeutet Handeln. Es ist unmöglich, nicht zu handeln. Selbst wenn du ”nur” da sitzt und an nichts Besonderes denkst, handelst du; denn auch Denken ist eine Tätigkeit. Da Leben also ein Synonym für Handeln zu sein scheint, wäre es erstrebenswert, energetisch, klar, konzentriert und effektiv handeln zu können, d.h. intuitiv in einer gegebenen Situation das Richtige zu tun.
Nehmen wir die Philosophie des Tao. Das bedeutet soviel wie Gesetz. Die indische Entsprechung heißt Dharma.
Das Wasser ist ein beliebtes Bild, um deutlich zu machen, was Tao bedeutet. Es fließt, wo immer es eine Möglichkeit hat. Es füllt die kleinste Ritze aus. Ist das Gefälle stark, dann fließt es schneller. Ist sein Bett breit, dann fließt es langsam und majestätisch. Es erscheint mühelos, wenn wir ihm zuschauen. Es ist gleichzeitig sanft und kraftvoll. Auf die Dauer vermag ihm nichts zu widerstehen. Es fließt, weil es fließt, weil es fl… usw. Absichtslos und doch ungeheuer effektiv.
Auch hier ist dieses absichtslose „Geschehen lassen“.
„Wenn der Geist völlig still ist, sowohl auf der oberflächlichen als auch auf der tiefen Ebene; das Unbekannte, das Unmessbare kann sich offenbaren.“ — Jiddu Krishnamurti
„Alles klar“, möchte man sagen. „Klingt logisch, was denn sonst? So mach‘ ich das jetzt auch.“
Aber – der letzte Satz im Eingangszitat enthält das Wörtchen „nur“. Dieses kleine Wörtchen zerstört die Idylle brutal, denn was da steht, ist nichts weniger als der Endpunkt einer langen, sagen wir ruhig, lebenslangen Entwicklung. Man könnte es Lebensarbeit nennen.
Wie oft hören wir: „Lebe im Augenblick!“ Auch so ein Satz, den alle bejahen, bloß befolgt ihn nur einer unter einer Million – wenn es hoch kommt.
Den Grund, liebe Leser, brauche ich Ihnen nicht groß zu erklären, Sie wissen ihn selbst. Das „nur“ ist eine Illusion.
Yoga spricht nie von „geschehen lassen“ oder von „fließen lassen“, dazu ist es viel zu realistisch. Es vergleicht die Gedanken mit wilden Pferden, die durch die Kraft der Konzentration gezähmt werden. Erst dann ist der Blick auf die tieferen Ebenen, von denen Krishnamurti spricht, möglich.
Der Achtfache Pfad (Asthanga) weist den Weg dorthin.
Er beginnt mit den ethischen Grundhaltungen, die für jede positive Entwicklung nötig sind (Yamas). Dann kommen die Eigenschaften, die entwickelt werden müssen (Nyamas). Der Körper muss zur Meditation fit gemacht werden (Asana). Die Lebensenergie muss in ruhige Bahnen gelenkt werden (Pranayama). Die Sinne müssen beherrscht werden (Pratyahara). Schließlich die drei letzten Stufen der Meditation des höheren Yoga (Dharana-Dyana-Samadhi).
Diese acht Glieder (Angas) bedingen sich gegenseitig. Sie sind nicht als Reihenfolge zu sehen. Das heißt, dass sie nicht eines nach dem anderen absolviert werden. Sie fließen ineinander über und sind im Übungsprozess permanent präsent.
Nur im systematischen Üben erschließt sich das, was im Eingangszitat beschrieben ist.
Der Sinn solcher „schlauen Sprüche“ besteht darin, dass sie unser Denken mit positiven Inhalten füllen und das antizipieren, was wir uns wünschen.