Wir werden in sehr, sehr kurzer Zeit wieder erleben, dass die Bewegungsfreiheit und die Möglichkeiten des Ausgehens rigoros beschnitten werden. Die Infektionskurven steigen rapide an, die Krankenhausbetten werden knapp.
Da wir es nicht mehr lang bis Silvester haben, bietet sich der klassische Spruch: „The same procedure as last year.“ an.
Letzten Montag fand bei uns die Wiederholung eines Konzerts der Cavern-Beatles statt, welches letztes Jahr wegen Corona abgesagt wurde. Ich hatte noch Karten vom letzten Jahr und freute mich auf den Abend. Aber – ich ließ sie verfallen, weil es mir unter den gegenwärtigen Umständen nicht opportun erschien, inmitten einer kreischenden Menge zu sitzen. Aerosole usw., Sie wissen schon.
Ich will mich jetzt nicht rühmen, aber das, was ich da gemacht habe, nennt man Selbstverantwortung. Der Staat hätte (noch) nichts dagegen gehabt, aber ich habe für mich eine andere Entscheidung getroffen.
Wenn wir uns ansehen, wie sich die Menschen in den letzten Wochen verhalten haben, sehen wir, dass kaum jemand irgendwelche Vorsicht walten ließ. Clubs, Stadien und sonstige Veranstaltungsorte waren voll wie eh und je. Die Leute standen dicht an dicht. Selbst die Freitagskinder marschierten wieder fröhlich Seit an Seit durch die Städte.
Der Staat sah zu und hoffte, zusammen mit allen anderen, dass es schon gut gehen würde. Jetzt sind alle verschreckt und tagen wieder. Die altbekannten Sheriffs treten an und verkünden den baldigen Lockdown.
Die „Feinde“ stehen schon fest. Es sind die Impfgegner und -verweigerer, Querdenker und sonstiges dubioses Volk. Also das, was man heutzutage in diesem Land als Nazis bezeichnet.
Als Pädagoge und Psychotherapeut habe ich mein Leben lang das Weltbild des humanistischen Psychologen Carl Rogers vertreten. Er vertritt die Ansicht, dass nur der Klient weiß, was für ihn gut ist. Es bedarf keiner Deutung durch den Therapeuten. Dieser ist nur dazu da, dem Klienten auf seinem Weg zu helfen. Dasselbe Konzept vertrat auch die antiautoritäre Erziehung nach A.S Neil in Summerhill.
Nun ist es so, dass man als sogenannte Autorität nicht bestimmen kann, wohin die Selbstverantwortung des Klienten führt. Dessen Weg kann und wird nicht immer mit der Meinung der Autorität übereinstimmen. Das muss man akzeptieren!
Hier liegt meiner Ansicht nach das Problem mit der gegenwärtigen Coronakrise. Die Menschen sind gewöhnt, dass der Staat bestimmt, wo es lang geht. Wir haben heute eine wesentlich stärkere Einflussnahme des Staates in allen Bereichen des privaten Daseins als noch vor, sagen wir, 30 Jahren. Niemand hätte sich früher vorstellen können, dass man vorgeschrieben bekommt, welche Heizung man einzubauen hat, welche Baumaterialien man zu nehmen hat oder welches Auto man zu fahren hat. Mein VW-Bully Baujahr 1961 hatte keine Sicherheitsgurte. Wenn heute Dreijährige ohne Schutzhelm auf ihrem Dreirad fahren, geraten Eltern in den Verdacht, Rabeneltern zu sein. Ich baute mir vor 45 Jahren spontan eine offene Feuerstelle ins Haus ein. Ich wäre nie darauf gekommen, da jemanden zu fragen. Abgesehen davon, dass man heute für offene Kamine keine Genehmigung mehr bekommt, wäre mit Sicherheit ein langwieriges Zulassungsverfahren nötig.
Gestern sah ich in einem Schaufenster ein Kinderbuch mit dem Titel: „So bunt ist unser Land.“ Auf dem Cover waren Menschen verschiedener Rassen und Hautfarben. Nun gibt es bei uns Leute, die das gut finden und andere, die sich fragen, warum das Land unbedingt so bunt sein muss. Schließlich gesteht man jedem Land auf dieser Welt zu, seinen eigenen Weg zu gehen. Kein Mensch würde den Saudis vorschreiben, dass sie jetzt bunt zu werden haben.
Also artikulieren sich auch hier völlig zu Recht Menschen, die anderer Meinung sind. Wir wissen inzwischen, wie das ausging. Sie wurden und werden als Rechtsextreme, Nazis und Staatsfeinde verunglimpft.
Hier haben wir ein Paradoxon. Man kann nicht auf der einen Seite Selbstverantwortung einfordern und sie auf der anderen Seite diskriminieren, wenn sie einem nicht passt.
Eine Impfung ist ja eine höchst private Sache. Frauen sind mit dem Schlachtruf: „Mein Körper gehört mir!“ auf die Straße gegangen. Jetzt geht es wieder um den eigenen Körper und nun wird erneut versucht, Zwang auszuüben.
Ich vermute, dass es einen nicht unerheblichen Prozentsatz von Menschen in diesem Land gibt, die hier die Gelegenheit sehen, subversiven Widerstand gegen die allgegenwärtige Einflussnahme des Staates und seiner Helfer in den Medien (das sind die sogenannten Leitmedien) zu leisten.
Wir werden sehen, wie man sich ganz langsam an Zwangsmaßnahmen herantastet.