Zyklen

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Wer Kinder hat, weiß, dass man ziemlich vorsichtig sein muss, wenn man versucht, ihnen Ratschläge zu geben. Ab der Pubertät wissen sie alles besser und halten die Weisheiten des Alters für antiquiert oder überholt. Man kommt sich dann manchmal vor, wie sich früher Onkel Heinrich gefühlt haben könnte, als er wieder einmal erzählte, wie sie „damals bei Smolensk vierzehn Tage unter Wasser marschiert sind. Und keiner hat gejammert!“

Also schweigt man lieber – und das ist auch gut so, denn es liegt eine tiefe Sinnhaftigkeit darin. Man stelle sich vor, dass die nachfolgenden Generationen genauso handelten wie die Altvorderen. Nein, die später Geborenen wollen und müssen offensichtlich ihre eigenen Erfahrungen machen. Da nützen alle Ermahnungen und Gedenkveranstaltungen nichts. Wenn dem so wäre, gäbe es ja schon lange keine Kriege mehr. Streitereien würden ebenso wegfallen wie Hohn und Spott gegenüber den lieben Nächsten, denn, wie jeder schon erfahren hat, auf den kurzen Moment des Triumphs folgt das sich schuldig Fühlen und das unvermeidliche aufeinander Zugehen.

Was für die Entwicklung der Individuen sinnvoll erscheint, gilt auch für politische Parteien, zum Beispiel für die SPD. Damals, zu Zeiten ihrer Gründer Wilhelm Liebknecht, August Bebel und Ferdinand Lassalle gab es ein Industrieproletariat, das in unsäglichen Lebensumständen vegetierte. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich die SPD zur Kanzlerpartei. Sie stellte drei Kanzler. Der letzte der drei, Gerhard Schröder, wollte allerdings ganz besonders staatstragend sein und landete mit seiner Agenda 2010 einen Coup, der das Arbeitgeberlager zum Frohlocken brachte. Durch seine Harz IV-Politik entwickelte sich ein Niedriglohnsektor, in dem sich seitdem Millionen Menschen befinden. Die Konsequenz, die sich daraus ergibt, ist, dass wir einer gigantischen Altersarmut entgegen gehen. Durch die niedrigen Löhne ergeben sich kaum genügend hohe Rentenzahlungen, geschweige denn die Möglichkeit, private Vorsorge zu betreiben.

Was macht jetzt die SPD? Nachdem sie Millionen in die Armut getrieben hat, kehrt sie wieder zu ihren klassenkämpferischen Wurzeln zurück und verlangt eine steuerfinanzierte bedingungsfreie Grundrente und die Vermögenssteuer für Reiche. Zudem steht sie mit an vorderster Front bei der ebenfalls bedingungslosen Aufnahme von Migranten aus aller Welt, die sich vorwiegend dort ansiedeln, wo die traditionelle SPD-Wählerschaft wohnt. Die fühlt sich zurecht bedroht, denn preiswerte Wohnungen in Mittelstandswohngebieten sind rar.

Gegenwärtig ist sie wieder ganz revolutionär, das heißt, sie liegt bei 10% und spielt mit Gedanken, sich mit der Linken zusammenzutun, die auch auf dem Niveau herum krebst.

Den Deutschen geht es nicht schlecht genug, dass sie Sozialismusexperimente mögen. Die SPD wird das erneut herausfinden und sich langsam wieder dahin bewegen, wo sie vor 15 Jahren schon einmal war. Wir hatten das in den 50er Jahren, wo das Volk Konrad Adenauer mit seinem „Keine Experimente“ dem SPDler Erich Ollenhauer vorzog.

So geht alles immer wieder seinen Gang.

In unzähligen Varianten sehen wir im täglichen Leben das Yin-Yang-Zeichen. Jeder kennt es und…keiner beachtet es. Dabei zeigt es so anschaulich, dass immer dann, wenn der Bauch des einen am dicksten ist, das andere schon ganz dünn beginnt.

Während meiner Ausbildung am Yogainstitut in Bombay hatten wir das geflügelte Wort: „Der Yogi lernt von den Erfahrungen anderer und muss nicht alle selbst machen.“ Hat das geklappt? Nein, wenigstens nicht bei mir!

Wir dürfen ja nie vergessen, dass Yoga die totale Abkehr vom Auf und Ab des Daseins ist. Das zeigt sich in den Meditationshaltungen und in den Asanas. Sie sind im Ursprung statisch und werden über lange Zeit durchgehalten. Valmiki war ein indischer Weiser und Schöpfer des Epos Ramayana. Sein Name bedeutet „der aus dem Ameisenhaufen Geborene“. Er meditierte so lange und tief, dass die Ameisen ihn mit ihrem Bau unter sich begruben.

So ein Mensch braucht nicht mehr alle Erfahrungen selbst zu machen. Das Feuer seiner Meditation verbrennt alles vergangene, gegenwärtige und zukünftige Karma.

Aber es ist möglich, sich durch stetes Beschäftigen während eines langen Zeitraums mit dieser Materie eine gewisse Fähigkeit der Reflexion anzueignen, sodass man die um einen herum ablaufenden Ereignisse zuweilen gelassener er-oder überleben kann.

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