Hiob

IMG 20251130Hiob lebt ein gottesfürchtiges Leben. Er ist der reichste Mann im Ort mit großen Viehherden, und er ist glücklich inmitten seiner Familie und seiner Freunde.

Mit einem Schlag wird ihm alles genommen und er findet sich, „mit Schwären bedeckt“ im Staub liegend.

Seine Freunde reden auf ihn ein und versuchen, ihn zu überzeugen, dass er eine Schuld auf sich geladen hätte und Gott ihn dafür bestrafe. Die aber weist er von sich und erträgt sein Leiden, wiewohl er immer die Frage nach dem „warum“ stellt und Antworten von Gott fordert.

In der Geschichte über Hiob drängt sich die Sinnhaftigkeit auf, warum Leid in der Welt ist und zwar Leid, das Unschuldige überfällt, die es offensichtlich nicht verdient haben.

Am Ende wird ihm alles in noch größerem Maß zurückgegeben und er lebt weiter glücklich bis an sein Ende, möchte man in Märchendeutsch sagen.

Er erkennt nicht, warum ihm das widerfahren ist.

Der Mensch ist nicht in der Lage, die ganze Dimension göttlichen Handelns zu erkennen. Das Universum funktioniert nicht nach dem einfachen Muster Schuld und Sühne oder Belohnung und Strafe.

Die Quintessenz ist, dass er sich Zweifeln und Fragen stellt, aber in stetem Glauben in sein Schicksal fügt.

Wie anders in Kleists Michael Kohlhaas, der die ihm widerfahrene Ungerechtigkeit nicht annehmen kann und um nicht zu erlangende Gerechtigkeit bis zur Selbstzerstörung kämpft.

Buddha hatte erkannt, dass Leid durch Anhaften an die materiellen Phänomene entsteht und durch den „Edlen Achtfachen Pfad“ überwunden werden kann.

Im Yoga kennen wir das Karma-Yoga, das Yoga der Tat. Im Kern geht es auch hier um ein Freiheitskonzept. Wer handelt, ohne anzuhaften, ist frei und hat das Leiden überwunden.

Überwindung von Leiden heißt immer, sich bewusst zu sein, dass eigenes Handeln nur ein Beitrag zum Gesamtgeschehen des Universums sein kann. In dem Moment, in dem die Handlung abgeschlossen ist, ist sie wie ein Lufthauch, der im Ganzen aufgeht.

Diese Haltung sollten wir anstreben.

Wir sind dann energetisch und in der Lage, Stress und Härten auszuhalten, wenn wir einen Sinn darin erkennen. Dies ist sozusagen die „Erste Klasse“ der Schule.

In den „höheren Klassen“ ist das Lernziel, den Sinn in der scheinbaren Sinnlosigkeit zu anzunehmen.

Dies geht nicht ohne Vertrauen. Wobei es hier um Vertrauen als Lebenskonzept geht. Das Universum ist grundsätzlich wohlwollend. Dies ist nicht umsonst eine der zentralen Annahmen in allen Philosophien und Religionen.

Solange wir in Misstrauen verhaftet sind, werden wir gegen alles, was wir nicht als definitiv positiv erkennen, Abwehr entwickeln, siehe Watzlawicks Hammerbeispiel.

Jeder Blick an uns vorbei, jedes kleine „Versäumnis“ uns gegenüber muss dann als Angriff interpretiert werden.

Anders ausgedrückt: Wir schneiden uns von der Welt ab und verharren im misstrauischen Egozentrismus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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