Also sprach Zarathustra II

Img 20250818 113251Wir wollen die Gedanken aus dem ersten Teil nun weiterführen. Ich habe dort über die Vertreibung aus dem Paradies geschrieben. Sie wissen schon, die Sache mit Eva und dem Apfel. Gott höchstselbst übernahm laut Bibel die Vertreibung.

Wir müssen hier unterscheiden zwischen Religion für das einfache Volk und die der Denkenden. Diese ganze Apfel-Adam-Eva-Geschichte ist ein Mythos.

In Wirklichkeit geht es um die Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens. Hier kommt Darwin ins Spiel. Irgendwann in der Entwicklung entwickelte der „Affe“ ein Ich-Bewusstsein und trat ins Stadium der Dualität (Ich – Du).

„Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.“ (Genesis 3.7). Sie schämten sich. Als Affen hatten sie keine Probleme, ihren roten Bürzel herumzuzeigen.

Das bedeutet, dass mit dem Beginn des Bewusstseins das Böse und die Schuld ins Leben der Menschen traten.

Dieses Schulddenken hat sich bis in die tiefsten Winkel unseres Daseins eingegraben. Es zeigt sich in der Pädagogik, im Individuell – und Zwischenmenschlichen und gipfelt in unserem Verständnis des Begriffs Sünde.

„Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ (Gen. 3.11)

Natürlich hatten die Religionsoberen und die Herrschenden großes Interesse, das Schulddenken in ihren Untertanen zu verstärken. Wer sich schuldig fühlt, hat Angst und ist leicht zu regieren.

Es kommt jetzt noch ein weiteres Moment hinzu, nämlich die Tendenz, sich unterzuordnen und Hilfe von etwas über uns zu erwarten. Also „bastelt“ man sich Gottheiten, denen man opfert, sich unterwirft und gehorcht.

Man könnte sagen, der Mensch macht sich selbst klein. Dafür erwartet er, dass ihm geholfen wird, wenn er betet.

Wenn Menschen mit einer Psychotherapie anfangen, findet man häufig, dass sie vom Therapeuten Hilfe erwarten, denn „schließlich wird er dafür ja auch bezahlt“. Sie werden dann richtig ärgerlich, wenn er sagt, dass er ihren Erwartungen nicht entsprechen kann, ehe sie akzeptieren können, dass die Hilfe darin besteht, ihre Strukturen besser zu erkennen und sich selbst zu helfen.

Es geht ja gerade darum, Abhängigkeiten aufzulösen und autonom zu werden. Religionen haben wenig Interesse an einer Unabhängigkeit ihrer Anhänger.

Vor allem in der katholischen Kirche wird dieses Denken qua Dogma kräftig gepflegt. Im Grunde ist es ein Unding, dass ein Priester einen Menschen von Sünden freisprechen oder dass ein Papst unfehlbar sein kann.

Mir kommt es hier nicht auf religionshistorische und -psychologische Betrachtungen an. Mir geht es darum, deutlich zu machen, wie tief unser Denken und Fühlen von religiösen Lehren geprägt ist, obwohl die meisten nie in eine Kirche gehen.

Interessanterweise ist dieses Denken ausschließlich bei den drei Wüstenreligionen anzutreffen.

Ich habe in einem der letzten Streiflichter geschrieben, dass durch die Einführung des Christentums der Animismus verschwand. In früheren Zeiten war alles in der Natur beseelt. Es gab Wasser-,Wald- und Baumgeister, und man durfte sie nicht beleidigen, sondern musste ihnen Respekt zollen.

Dieses Denken verschwand und man sollte sich „die Erde untertan machen“, was man dann auch gründlich tat.

(wird fortgesetzt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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