Ostern

Img 20240331 164933Wieder ist Ostern. Wieder wurde der Kreuzigung Gottes` Sohn gedacht und wieder tauchen die alten Fragen auf, die mich schon immer beschäftigten und die mir bislang kein Theologe schlüssig erklären konnte.

Warum musste Jesus sterben? Konnte Gott, sein Vater, nicht einfach sagen: O.k., ihr Menschen, Schwamm darüber, ab jetzt seid ihr sündenfrei. Warum diese ganze Blutorgie?

Was muss uns Menschen eigentlich vergeben werden? Die Erbsünde? Dass wir von dem Apfel gegessen haben? Wer bitteschön hat denn den Apfelbaum vor unserer Nase platziert? Und warum hat er denn nicht schon damals mit dem Vergeben angefangen? So etwa: „Also Kinder, ich habe zwar gesagt, ihr sollt keine Äpfel essen, und eigentlich müsste ich euch jetzt aus meinem Garten rausschmeißen, denn wer weiß, was ihr sonst noch alles hier anstellt, aber ich will heute mal nicht so sein, geht wieder spielen und wehe, ihr macht das nochmal.“

 

So oder so ähnlich hätte es laufen können. Wir könnten jetzt unendlich spitzfindige Fragen bezüglich der Religionen stellen und würden keinen Schritt weiter kommen.

Was sich da abgespielt hat, war nämlich etwas ganz anderes. Der Mensch war sich damals seiner noch nicht bewusst. Er konnte nicht sagen: „Ich bin der Adam oder ich bin die Eva.“ Er war damals noch auf der Ebene der Tiere. Die können auch nicht sagen beispielsweise: „Ich bin eine Katze und heiße Minzi.“ Sie können es auch nicht denken.

 

Philosophisch gesehen war „Apfel-Gate“ der Schritt aus der Einheit in die Dualität und damit aus der Ganzheitlichkeit oder anders gesagt aus der Gemeinschaft mit Gott.

 

Das nennt sich Erbsünde und deswegen musste Jesus ans Kreuz. Aber, hat es was gebracht? Sind wir jetzt dadurch wieder zurück im Garten Eden? Es sieht eher nicht so aus. Eine Kosten-Nutzenanalyse würde übel aussehen. Wir Menschen sind noch immer im „Ich und die Anderen“, der Wurzel allen Übels, befangen.

 

Also könnte man sagen, dass alles für die Katz‘ war. Bevor wir aber die ganze Religion auf den Müll werfen, wechseln wir mal den Blickwinkel.

 

Patanjali, der indische Weise, der Verfasser der Yoga-Sutren, sammelte vor langer, langer Zeit alles Wissen, welches über Yoga bekannt war. Sie enthalten alle Techniken, die zur Transzendierung des individuellen Ichs führen, was ja das eigentliche Ziel von Yoga ist. Die philosophische Grundlage bildet das atheistische Samkhya, eine der indischen philosophischen Schulen.

 

Bei der Sammlung dieser Techniken fiel Patanjali auf, dass noch etwas zu dieser Vereinigung mit Gott führt, etwas, was nichts mit Meditation zu tun hat.

Es ist das, was wir als Bhakti bezeichnen. Das vollkommene Überlassen allen Seins und allen Tuns an Gott. Solche Menschen sehen sich in Gottes Hand und sind zurück in der Einheit. Wie meine Oma immer sagte: „Der Herr wird’s schon richten.“

 

Deswegen finden wir imYoga Sutra I-23: „Oder durch fromme Hingabe an Ishvara (Gott als ein ideal gedachtes Wesen) kann es (die Erkenntnis) erlangt werden. Auf Sanskrit Îshvara–pranidhânâ.“

 

Da es im Samkhya keinen Gott gibt, mussten Hilfskonstruktionen geschaffen werden, um diese „Technik“ zu integrieren. Es würde hier zu weit führen, sie auszuführen.

 

Wenn wir uns von dieser Warte aus dem Wunder „Ostern“ nähern, dann treten die anfangs geäußerten exoterischen Fragen in den Hintergrund.

Wer ohne alle Zweifel glaubt, wird in die Einheit mit Gott eingehen. Die Yogis nennen es Bhakti, die Christen nennen es Glauben.

Bedauerlich ist nur, dass christliche Dogmatiker immer noch meinen, sie hätten den Stein der Weisen. Dabei kamen lange vor Christi Geburt andere schon zu ähnlichen Ergebnissen.

 

Jesus sagte ja ganz klar: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Mit Vater ist Gott in seiner für den Menschen nicht fassbaren Form gemeint. Das menschliche Denken ist so limitiert, dass es Gott in seiner Totalität nicht erfassen kann, deshalb seine für uns fassbare Erscheinung als „Sohn“.

Diese Problematik finden wir auch schon in der Erzählung von der Begegnung Moses mit Gott im brennenden Dornbusch. „… Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen…“ 2.Mose 3

Gott ist vom Intellekt nicht zu erfassen. Das gelingt nur durch ein „sich überlassen“. Dann ist auch Ostern verständlich.

 

 

 

 

 

 

Total Page Visits: 171 - Today Page Visits: 3