Kühe

IMG_20230725_104031Das Bild, das Sie hier sehen, ist der Titel des neuesten Greenpeace-Heftes, das mir zugesandt wurde. Es ärgert mich und das in mehrfacher Hinsicht:

Wenn Frauen niedergekommen sind, können sie stillen (vielleicht können Männer das auch bald, wenn man den Genderprofis glaubt). Bei allen Säugetierweibchen ist das so, auch bei Kühen.

Offensichtlich wendet sich Greenpeace von den Walen und Delfinen ab und beschäftigt sich mit einer Materie, von der sie nichts verstehen. Das haben sie aber gemein mit Cem Özdemir.

Wenn man Milch mit all ihren Weiterverarbeitungsprodukten haben will, muss die Kuh ein Kalb geboren haben, sonst gibt sie keine Milch. Dann gäbe es die meterlangen Kühlregale mit all den Quark-Joghurt-Kefir-Ayran – und Käseprodukten nicht, vor denen sich gerne gesundheits- und schlankheitsbewusste Leute aufhalten.

Das ist von der Natur so eingerichtet, ob uns das passt oder nicht. Dies bedeutet natürlich, dass das Leben der Milchkühe aus einer Reihe von Schwangerschaften besteht. Wenn es nach dem Willen des Papstes in Rom ginge, wäre das bei den Menschenweibchen auch nicht anders. Mein verstorbener Schwiegervater hatte 15 (überlebende) Geschwister und das war früher kein Einzelfall. Man kann sich unschwer vorstellen, was das für die Frauen bedeutete.

Auch für die Kühe ist das nicht schön und für die Kälbchen auch nicht. Sie werden den Müttern weggenommen und zwar innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt. Der Hauptgrund dafür ist, dass dadurch eine Bindung zwischen Muttertier und Kalb verhindert wird und somit kein Trennungsschmerz entsteht. Nach vierzehn Tagen wäre das viel schwieriger. Zudem sprechen hygienische Gründe dafür.

Eine ideale Welt sähe so aus, dass Kühe nicht trächtig sein müssten, um Milch zu geben. Die Milch würde auch so fließen und die Kälbchen fröhlich um die Mütter herum springen. Alles spielte sich natürlich auf saftigen grünen Weiden ab.

Da ich zwischen Bauern lebe, weiß ich, wie die Realität aussieht. In der Regel wird ein Hof mit allem, was dazu gehört, von zwei, höchstens drei Familienmitgliedern bewirtschaftet. Damit sich Milchwirtschaft lohnt, müssen heutzutage mindestens 60 Kühe im Stall stehen. Die müssen früh und abends pünktlich gemolken werden. Das Leben ist in diesen Rhythmus eingespannt, auf Jahrzehnte hinaus. Im Alpenvorland gibt es überwiegend Einzelgehöfte oder Weiler. Hier können die Kühe auf die Weide, die um die Höfe herum sind. In Nordbayern ist das anders. Hier sind die Höfe im Dorf und die Weiden weiter entfernt. Eine Weidewirtschaft ist deshalb schwierig. In der norddeutschen Tiefebene in Westfalen und in Schleswig-Holstein sind die Gegebenheiten wieder günstiger.

Wir haben, gerade im südlichen Deutschland, noch eine kleinteilige Landwirtschaft, die von Familien betrieben wird. Das bedeutet, dass die Arbeitsabläufe schon in annehmbarer Zeit möglich sein müssen. Der eine Bauer kann nicht morgens und abends hinaus vors Dorf und die Kühe zum Melken treiben. Ein bisschen Feierabend sollte sein.

In vergangenen Jahrzehnten gab es vor allem düstere Ställe mit Anbindehaltung. Diese Haltungsform läuft aus – zugunsten großer, luftiger Laufställe. All das ist nicht ideal, aber das ist Nutztierhaltung nie.

Fakt ist, wenn keine Kühe zum Melken gehalten würden, gäbe es keine Milchprodukte und sehr sicher auch keine Kühe.

Manche glauben, Soja wäre eine Alternative. Diese Pflanze aber wächst bei uns nicht. Soja kommt von weit her, von sehr weit. Es wird in riesigen Monokulturen in Thailand, Brasilien und den USA angebaut. Ich glaube nicht, dass die Ökobilanz besser ist als bei kleinteiliger Milchwirtschaft.

Der Pecorino für die Antipasti oder der Camembert fürs Baguette mit Rotwein kommen von Tieren. Die Nutztierhaltung ist eine Folge der Sesshaftwerdung. Es gibt kein zurück zum Nomadendasein.

Auf dem Bild wird nach Freiheit fürs Vieh gerufen. Da denkt man mal wieder nicht zu Ende, denn gleichzeitig wird die Einwanderung von Wölfen gefördert. Das passt nicht zusammen. Im Gegenteil wird die Weidewirtschaft dadurch eher zurückgehen. Ich habe mich in drei Aufsätzen damit auseinandergesetzt.

„Wölfe mitten im Mai“ 1.Mai 2018

„Wölfe“ 22. Oktober 2020

„Tierschützer oder psychisch Kranke?“ 18. März 2023

 

 

 

 

 

 

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