Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen den sogenannten Wüstenreligionen und den Religionen des Ostens.
Zu ersteren zählen das Judentum, das aus ihm hervorgegangene Christentum und der Islam. Alle drei sind monotheistisch. Alle drei kennen den strafenden, richtenden und auch liebenden und verzeihenden Gott.
Wer an ihn glaubt, sei es nun, dass man ihn Allah, Jahwe oder Christus nennt, wird belohnt und ins Himmelreich aufgenommen. Dies kann, je nach Glaubensrichtung sehr verschieden aussehen. Alle drei kennen die ewige Verdammnis.
In den östlichen Religionen, dazu zählen der Hinduismus, der Buddhismus, der Shintoismus und der Taoismus, ist das etwas anders.
Sie sind nicht monotheistisch und folglich gibt es auch keine Strafe durch den Gottvater bei Nichtbefolgung der Regeln.
Sowohl bei den einen als auch bei den anderen gibt es die „Kindergartenebene“ und die Ebene der Eingeweihten. Die einen folgen ihren Regeln, ohne diese groß zu hinterfragen. Sie gehen in die Kirche, die Moschee oder den Tempel, verrichten ihre Gebete, gehen zur Beichte, bringen Opfer dar
und hoffen, sich durch Glaube und gute Taten die Fahrkarte ins Himmelreich zu erwerben.
Auf der Ebene der Eingeweihten dominiert das mystische Element. Während auf der „Kindergartenebene“ Zweifel als negativ angesehen wird, ist bei den Mystikern der Zweifel als perpetuierendes Moment der Praxis eine Bedingung.
Mystik in allen Religionen bedeutet: Es wird nicht geglaubt, sondern Gott wird individuell erfahren. Dafür gibt es in den einzelnen Traditionen diverse Methoden, wie das Yoga, das Zazen, den Tanz der Sufis oder das Herzensgebet der Christen.
Generell aber ist es so, dass der östliche Mensch, auch auf der Ebene der einfachen Leute, eher in der Selbstverantwortung steht, Stichwort Karma.
Aber auch hier haben wir den Blick auf ein wie auch immer geartetes Jenseits oder zukünftiges Dasein.
Diese relativ groben Unterscheidungen müssen an dieser Stelle aus Platzgründen genügen.
Wie aber wäre es, wenn es überhaupt kein Jenseits gäbe? Wie wäre es, wenn wir schon im Himmel lebten und es nicht merkten, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, uns das Leben zur Hölle zu machen?
Jesus sagte: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich!“ Die Begriffe esoterikos (nach innen gerichtet, der allgemeinen Öffentlichkeit nicht zugänglich) und exoterikos (auswärtig, für Laien verständlich) bedeuten in diesem Zusammenhang, dass, wer an Jesus glaubt, das ewige Leben hat. Der Esoteriker weiß, dass es darauf ankommt, Jesus‘ Zentralbotschaft, die Liebe, für sich und sein Leben zu verwirklichen. Der Exoteriker geht einmal in der Woche in die Kirche und lebt ansonsten so dahin, während der andere vielleicht nie in die Kirche geht, aber versucht, dass sein ganzes Dasein ein Gottesdienst ist.
Das Tao hat als zentrales Symbol das Wasser. Es fließt absichtslos. Niemand würde einem Fluss unterstellen, ein Ziel anzuvisieren. Wenn wir das als Beispiel nehmen, heißt das, dass wir alles, was uns begegnet, annehmen, den permanenten Wandel akzeptieren und somit völlig unbeleckt von scheinbaren Widrigkeiten leben.
Wir interpretieren Himmel als Freude, und Hölle als Leid. Im Lebensmodus des Taos oder der von Jesus propagierten Liebe gibt es diese Unterscheidung nicht.
Die Crux ist, dass unser Ich darauf trainiert ist, abzulehnen, was ihm nicht gefällt und anzunehmen, was ihm angenehm ist. Die Yogis und alle anderen Esoteriker sagen, dass diese Unterscheidung nicht real ist. Wir können das zu jeder Zeit ganz einfach bestätigen, indem wir uns auf scheinbar Ungeliebtes voll einlassen. Ungezählte Menschen machen die Erfahrung, dass sich dadurch das Negative ins Positive verwandelt. Dadurch wandelt sich Leid in Freude. Sinngemäß wird Hölle zu Himmel.
Aus dieser Sicht könnte man sagen, dass sich die meisten Menschen auf den Himmel freuen, der vielleicht so gar nicht existiert, während sie in Wirklichkeit schon im Himmel sind und ihn nicht wahrnehmen.
Diese Lebenssicht kommt nicht von alleine. Sie bedarf eines konstanten Bemühens und Übens.
Es gibt viele Übungswege. Keiner ist so fein ausgearbeitet wie der des Yoga. Ich kann ihn hier natürlich nicht in ein, zwei Sätzen beschreiben.
Wer ihn wirklich kennenlernen will, möge mein „Das Yogalehrbuch“lesen, dort ist er beschrieben.
Falls jetzt jemand denkt, Eigenwerbung – pfui Teufel, dem sei gesagt, dass man mit den paar Cents, die man erhält, nicht reich wird. Yogaliteratur ist nicht Tolkiens „Herr der Ringe“.