Dharma, so verstanden, ist wie Wasser für einen Fisch. Es ist nicht etwas, was man ablehnen oder annehmen könnte. Man kann sich nur möglichst elegant d.h. bewußt ”darin” bewegen. Wenn wir leiden, ist das immer ein Signal, daß wir nicht in unserem Dharma sind.
Daraus ergibt sich, daß sich jede Aktivität, sei es Gehen, Essen, Spielen, eigentlich alles, vor dem Hintergrund dieses Dharmakonzepts abspielen sollte. Es geht also nicht um von außen an uns herangetragene Pflichten, sondern um unser Leben und wie wir es leben. So gesehen hat alles, was wir tun einen Wert und einen inneren Sinn.
Jede Aktivität, die wir ohne diese innere Einstellung tun, ist wertlos. Wir spüren dann eine innere Leere, die ein Signal für ein ”außerhalb des Sinn seins” darstellt.
Wenn wir Pflicht so verstehen, dann ergibt das ein Gefühl von Selbstverantwortung für das eigene Handeln, welches wiederum mehr Freude und Zielgerichtetheit ins Leben bringt – eine wesentliche Voraussetzung für Entwicklung. Die Richtung muß von innen kommen. Was ist für mich selbst wichtig? Welche Aufgaben habe ich gegenüber meinem Kind und meinem Gatten? Die selben Fragen stellen sich in Bezug auf den Beruf, die Gesellschaft und die Nation. So könnte eine Hierarchie des persönlichen Dharmas aussehen.
Aus dieser inneren Einstellung heraus also kommt es zum Handeln. Dies wiederum erfordert eine gewisse Disziplin.
Auch diese Disziplin kommt von innen und entspringt einer Werthaltung, einer Überzeugung. Es stellt sich eine Aufgabe (wie zum Beispiel abwaschen). Nachdem das klar ist, bringt man die Tätigkeit mit Konzentration und Freude hinter sich. Das ist Disziplin.
Diese prinzipiellen Einstellungen hat ein Mensch zu verinnerlichen. Wenn das geschehen ist, wird einsichtig, daß jedes Handeln aus einer positiven Haltung heraus erfolgt.
Das bedeutet, daß man sich bei seinem Tun freuen und nicht erlauben soll, daß negative Gedanken sich einschleichen. Disziplin also heißt, aus sich selbst heraus bei der Sache bleiben. Was immer wir auch tun , sollte mit ganzer Persönlichkeit und mit ganzer Kraft geschehen. Daraus wird Konzentration, aus der wiederum Einsicht in das Wesen der Dinge entsteht.
Disziplin heißt auch, in der Gegenwart zu bleiben und das Denken nicht in der Vergangenheit und der Zukunft herumdriften zu lassen. Wir können aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen, aber nicht in Ersterer verweilen. Auch in der Zukunft haben wir eigentlich nichts verloren, denn es kommt doch alles anders, als wir denken.
Was also ist zu tun, wenn uns vergangene Erlebnisse und Gefühle das Leben vergiften? Gehen lassen, nicht darüber brüten. Das ist eine Frage der Disziplin und der Übung.
Sehen wir uns noch ein bißchen weiter an, was in deinem Dharma gegeben sein könnte. Vielleicht hast du Kinder. Dann hast du die Aufgabe, für sie zu sorgen, sie glücklich zu machen und ihnen die besten Startchancen zu geben, die dir möglich sind.
Im folgenden Beispiel wird dieser Bereich deines Dharmas noch deutlicher. Du gehst mit deiner kleinen Tochter spazieren. Sie läuft etwas entfernt von dir und plötzlich springt ein großer Hund, der bisher friedlich neben seinem Herrchen ging kläffend auf sie zu und springt vielleicht sogar an ihr hoch. In diesem Moment gehört es zu deinem Dharma, dafür zu sorgen, daß ihr nichts geschieht. Das ist deine Pflicht die du erfüllen mußt, und zwar mit allen Mitteln und wenn du dem Hund dafür an die Gurgel gehst und er dich verletzt oder du ihn verletzen mußt. In solchen Momenten werden Gewaltlosigkeitskonzepte nach denen du sonst vielleicht lebst zweitrangig.Wenn du nicht entschlossen handelst, und deinem Kind passiert etwas, wirst du dir immer Vorwürfe machen. Auch hier wieder die negativen Folgen für dich, wenn du deinem Dharma nicht folgst. Es gibt da kein Ausweichen.