Lockdown

IMG_20200623_110246Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?

Math.16.26

Wir hören in dieser Zeit viel über Lockdown.

Hier einige Gedanken dazu:

Jeder Bereich oder auch jedes Gebilde oder Feld, neuerdings kommt auch der Begriff Narrativ immer mehr in Mode, entwickelt seine eigene Dynamik.

Nehmen wir einen Weinliebhaber als Beispiel. Normalmenschen gehen in einen Laden und kaufen sich eine Flasche Wein. Im Lauf der Zeit entdecken sie, dass ihnen der oder auch ein anderer schmeckt und dabei bleiben sie dann. Nicht so der WL. Er vertieft sich in die Materie, liest den Falstaff, geht zu Weinproben und studiert die Parker – Empfehlungen. Er liest sich in die Materie ein, studiert die verschiedenen Lagen der Weinregionen und lernt alles über Mineralität und Rebsorten.

Kurzum, er klinkt sich in ein Feld ein und – wird in gewissem Sinne auch davon abhängig.

Oder nehmen wir einen anderen Bereich. Nehmen wir die Kunst. Der Normalo steht manchmal davor und denkt an die Worte jener Putzfrau: „Is dat Kunst oder kann dat wech?“ Es ist eine ganz eigene Welt, die ihren eigenen Hype generiert und sich über Dinge erregt, die ein außenstehender Beobachter nicht nachvollziehen kann. Wer versteht schon, dass für irgendein Werk zwanzig Millionen Euro bezahlt werden, wo doch ein anderes genauso schön, wenn nicht schöner aussieht?

Mit Begriffen wie „schön“ darf man da sowieso nicht mehr operieren, um nicht als Banause zu gelten.

Aber ist das nicht schade, wenn man so ein ursprüngliches Gefühl nicht mehr einfach so aussprechen darf? Ist man da dann nicht schon wieder gefangen in gewissen Konstrukten, die einem die Spontaneität nehmen?

Den größten Sog auf unser Gemüt übt das Feld der sogenannten Politik aus. Wir werden täglich mit einer Fülle von Informationen überschwemmt, die die menschliche Psyche oft nicht verarbeiten kann, ohne in negative Zustände zu geraten.

Fragen wir uns doch einfach: „Was nützt mir ganz persönlich dieses Wissen? Bringt es mich weiter? Bringt es etwas Positives in mein Leben oder schadet es mir? Verändert es etwas, wenn ich mich gefühlsmäßig engagiere und mich aufrege über dies oder jenes? Die Herren – und Damenschaften Von der Leyen, Scholz, Draghi, Putin und wie sie alle heißen, werden sich um kein Jota anders verhalten, ob ich jetzt ihre Wege verfolge oder nicht.

Wir sollten bei dem Ganzen auch nicht vergessen, dass hier gewaltige Interessen im Spiel sind. Da geht es um Quoten und Verkaufszahlen. Stellen wir uns so einen Schreiberling in seiner Redaktion vor. Er ist in den meisten Fällen nicht daran interessiert, objektiv zu informieren. Er will zuvörderst eine knallige Schlagzeile produzieren, um die Aufmerksamkeit seines Chefredakteurs auf sich zu lenken. Der Kollege vom Konkurrenzblatt liest das dann und will es toppen. Kurz – es ist in gewissem Maße ein Inzuchtbetrieb, der sich immer wieder auch an seiner eigenen (scheinbaren) Wichtigkeit delektiert.

Die Frage an uns lautet, ob wir uns dabei als Statisten missbrauchen lassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Welt sehr schön alleine weiterdreht, ohne dass ich diesen Drehungen immer folge. Wenn mich etwas wirklich betrifft, dann erfahre ich es sowieso und erst dann stellt sich die Frage, wie ich darauf reagieren sollte.

Mal ganz ehrlich, ist es nicht völlig bedeutungslos für uns, wenn sich eine kleine Gruppe von Journalist:innen darüber die Köpfe heißreden, ob sie in Zukunft einen Schluckauf zwischen die Silben einfügen oder nicht?

Wir sollten immer wieder reflektieren, ob wir uns irgendwo „einklinken“ oder lieber Abstand halten.

Die Zeit, die uns gegeben ist, ist zu kostbar, als dass wir sie mit Unnötigem vergeuden.

Fazit: Ein Lockdown kann auch heilsam sein.

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