…sagte Galileo Galilei angeblich, als man ihn 1633 vor dem Heiligen Officium, wie die Inquisition euphemistisch bezeichnet wurde, zwang, seiner Erkenntnis abzuschwören, nämlich, dass sich die Erde um die Sonne drehe und nicht umgekehrt. Früher glaubte man sogar, die Erde sei eine Scheibe und wenn man an ihren Rand segelte, nach damaligem Verständnis die Säulen des Herakles, also Gibraltar, dann ging’s abwärts, in den Orkus.
Vor zwei Jahren kaufte ich mir ein neues E-Bike. Der Akku hat eine Kapazität von 500 Wh und der Motor leistet 70 Nm.
Heute, an diesem kühlen Tag, war ich unterwegs, der Akku vollgeladen. Ich fahre immer mit sparsamer Elektrounterstützung. Schließlich will ich ja trainieren. Nach 6,4 Kilometern stellte ich fest, dass an der Akkufüllung schon ein Strich fehlte. Damals, als ich es kaufte, waren es zwischen 10 und 11 Kilometer, die „ein Strich“ kostete.
Wir alle haben ja Handys (eigentlich müsste ich, getreu der englischen Grammatik Handies schreiben, aber dieses Wort ist im angelsächsischen Sprachraum nicht bekannt. Wir Deutschen lehren die Engländer schon noch, wie Englisch geht.)
Also, wir alle haben Handys und freudig stellten wir fest, als wir unseres kauften: „Hey, ich muss das Ding nur jeden zweiten Tag laden. Das nenn‘ ich aber Akkukapazität.“
Nun, wir wissen, wie das endet. Handys und E-Bikes sind gegenüber Autos relativ preiswert. Der Mercedes-Benz EQC 400 4MATIC kostet 66069€ neu. Dafür bekomme ich eine Reichweite von 411 Kilometern (tolle Zahl: nicht 400 oder 410, nein 411).
Das ist ein relativ großes Auto, eines, das eine junge Familie mit zwei Kindern heutzutage braucht. Wir kamen früher mit einem Opel Kadett aus, aber da hatten die Kinderwagen auch noch nicht das Format eines SUV’s und Reisebettchen gab es auch noch nicht. Geschweige denn einen Zentner Pampers mit zugehöriger Kompressionsmaschine, damit überhaupt noch alles in die Tonne passt.
Mit diesem Auto könnte ich nicht die Strecke ins Ruhrgebiet zurücklegen, um ab und zu meine Enkel zu sehen. Wie bei Handys und E-Bikes kann ich auch nur im ersten halben Jahr die 411 km fahren. Danach sind es ganz schnell 350 km und das aber nur im Sommer. Im Winter, wenn die Akkus sowieso leiden, wird das noch weniger sein. Dann wird es während der Fahrt Diskussionen wie diese geben: „Musst du die ganze Zeit die Sitzheizung anhaben? Zieh dir lieber einen Mantel an. Und die Herrschaften auf der Rückbank, ihr könnt eure Handys auch heute Abend laden.“
Der CO2-Ausstoß pro hundert Kilometer ist mit 0 g angegeben. Dabei dämmert es auch dem Dümmsten langsam, dass der CO2-Ausstoß nur vom Auspuff in die Kraftwerke verschoben ist.
Denn, leider ist es immer noch nicht so, „dass der Strom einfach aus der Steckdose kommt“, sondern er muss produziert werden. Und die großen Batterien, die ja so lange sind wie das ganze Auto, betrifft das natürlich auch. Vom Entsorgen will ich noch gar nicht reden. Glaubt jemand, dass das alles mit Windrädern und Solarpaneelen zu leisten ist? Wir reden hier schließlich von vielen Millionen Exemplaren.
Nach fünf Jahren ist ein E-Bikeakku erledigt. Dann schafft er noch 40 km und danach ist Schluss. Ähnlich wird es mir mit dem Mercedes um 66069 € auch gehen. Aber was soll’s, dann kaufe ich mir einfach einen Neuen, ich hab’s ja.
(Klarstellung: Der letzte Satz ist Satire).
Physik, liebe Leser, lässt sich nicht einfach durch Ideologie außer Kraft setzen. Das hat schon das Heilige Officium nicht geschafft. Immerhin haben das die Kirchenoberen einige Jahrhunderte später zugeben müssen.
Heute wird es wieder versucht. Ideologie bestimmt die Forschung und die Technik. Der inzwischen umweltfreundliche Diesel landet nach dem Willen der im Moment herrschenden Dogmatik auf dem Müllhaufen der Geschichte.
Bei den Landtagswahlen 2021 in Baden-Württemberg erreichten die Grünen 32,6%. Bei den Bundestagswahlen heuer im Herbst erwarten sie ein ähnlich starkes Ergebnis. Also werden sie wohl in der Regierung sitzen. „Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen“ wird verlautbart, dass es im Verkehrs-und Umweltministerium grüne Minister geben wird.
Ich wage hier eine Prognose: Langsam, aber stetig wird es in den nächsten Jahren eine immer stärkere Abstufung zwischen denen geben, die sich Mobilität leisten können und jenen, denen das dann nicht mehr möglich sein wird.
„Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber“,sagte Berthold Brecht.
Wir werden sehen.
(wird fortgesetzt)