Um jemanden diskriminieren zu können, muss man seine Persönlichkeit herabsetzen. Das gilt für Menschen und für Tiere. Um Tiere in Massen halten und schlachten zu können, muss man sie als „dumme Säue und blöde Kühe“ bezeichnen. Man darf ihnen keine Individualität und vor allem keine Seele zubilligen.
In den Zeiten, als die Europäer die beiden Amerikas und andere Weltgegenden unterwarfen, galt es als ausgemacht, dass die Indianer, Aborigines und Andere keine Seele haben. Dies war Voraussetzung dafür, dass man sie massenhaft versklaven, massakrieren und ihnen ihr Land wegnehmen konnte.
Am deutlichsten zeigte sich das während der Zeit des Sklavenhandels. Das waren keine Menschen, mit denen man handelte, sondern Ware.
Noch heute geißeln sich die Europäer dafür. Am Rande sei bemerkt, dass dieser sogenannte Dreieckshandel ohne die Mithilfe der afrikanischen Despoten nicht funktioniert hätte. In Bezug auf die Ausbeutung Afrikas hat sich da auch nichts verändert.
Pikant ist, dass man selten den Arabern, die ja schon viel früher mit Sklaven aus Afrika handelten, diesen Vorwurf macht. Ich sehe das als eine Art Rassismus an, denn „die“ und „deren“ Kultur sind nach Meinung einiger sowieso anders.
Durch die Tat dieses Polizisten in Minneapolis ist das Thema Rassismus wieder ins Blickfeld gerückt. Trotz Lincoln und Martin Luther King sind die Schwarzen in den USA immer noch Menschen zweiter Klasse. Daran hat auch die Präsidentschaft Obamas nichts geändert. Wir in Deutschland kennen das aus der Nazizeit, als Juden und Osteuropäer ganz offiziell als Untermenschen und lebensunwert galten.
Meine Definition von Rassismus ist simpel. In dem Moment, wo eine Rasse eine andere als nicht so hochstehend, wertvoll oder auf gleicher Ebene befindlich erklärt, ist das Rassismus.
Rassismus ist nicht, wenn man nicht alle als gleich ansieht. Ostasiaten, Inder, Ugander, Engländer und Yanomamiindianer sind verschieden, aber nicht mehr oder weniger „wertvoll“, sondern nur anders als alle anderen.
Woran liegt es nun, dass in den USA immer noch Afroamerikaner diskriminiert werden? Der amerikanische Bürgerkrieg endete 1865 mit dem Sieg des Nordens. Er wurde nicht wegen der Sklavenbefreiung geführt, sondern wegen der sich immer deutlicher abzeichnenden unterschiedlichen Gesellschaftssysteme. Die Sklavenhaltung war ein Teil der südlichen Lebensart. Zu Beginn des Bürgerkrieges 1860 gab es ca. 3,5 Millionen Sklaven, die 1865 plötzlich frei waren. Das ist jetzt ungefähr 160 Jahre her. Das ist nicht viel, um im Denken und Fühlen der Menschen etwas zu verändern. Amerikaner bezeichnen sich zwar als Amerikaner, sind aber immer noch stolz auf ihre Herkunft als Iren, Italiener oder Engländer. Zeichen dafür ist zum Beispiel die jährliche St. Patrick Parade in New York. Wohingegen alle Schwarze Abkömmlinge ehemaliger Sklaven sind, die man ja als Ware ansah.
Zum Ende des Bürgerkriegs erhielten sie zwar etwas Land, das sie aber geschenkt bekamen und nicht eroberten, wie die stolzen Siedler, die den Westen eroberten, was ja in Film und Literatur glorifiziert wird, denken wir nur an die Cowboyromantik.
Weiterhin fehlten nach Kriegsende Millionen Arbeitskräfte. Dafür erfand man das System des Convict-Leasings (Häftlingsvermietung). Schwarze erhielten wegen geringer Vergehen hohe Haftstrafen. Die Gefängnisse vermieteten ihre Insassen massenweise an die weißen Plantagenbesitzer. Sie waren quasi wieder Sklaven, nur unter anderem Namen.
Obwohl die meisten Amerikaner Rassendiskriminierung ablehnen, sitzt der kleine Funke der Herablassung noch in vielen Gehirnen. Prüfe sich auch bei uns einmal jeder selbst.
Für uns in Deutschland ist auch 75 Jahre nach Kriegsende die Erinnerung an das Naziregime lebendig. Das ist ja eine lange Zeit, und trotzdem…
Da wir den Amis ja immer alles nachmachen, gab es auch bei uns wegen des Mordes an George Floyd Antirassismusdemos, obwohl bei uns keine vergleichbaren Zustände vorliegen. Da wird wieder munter alles vermischt, wie es immer üblicher wird. (Vergleiche „Wider die Verwahrlosung der Begriffe“ vom 13. März 2017 in „Zeitgeschehen).
In Regensburg gab es in den Asylunterkünften vermehrte Coronaerkrankungen. Die dortige Tafel beschloss daraufhin, 14 Tage zu schließen. Die Oberbürgermeisterin fühlte sich bemüßigt, auf die Gefahr der Diskriminierung hinzuweisen. Das ist einfach dumm! Die Tafel wird von Ehrenamtlichen betrieben und denen darf man doch nicht vorwerfen, rassistisch zu sein, weil sie Angst um ihre Gesundheit haben.
Bei den Demonstrationen gegen Rassismus in verschiedenen Städten geht es auch nicht um Rassismus, sondern um die Propagierung einer multikulturellen Gesellschaft, was aber etwas ganz anderes ist. Warum man da, natürlich in Berlin, wieder Autos anzünden und Schaufenster einschlagen muss…?
Macht halt auch Spaß und die Gelegenheit ist günstig. Vielleicht sollte man dagegen einmal eine Hundertschaft amerikanischer Polizisten ausleihen, damit wahrer Rassismus erfahrbarer wird?