Und Shiva tanzt…

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Eine der bekanntesten Figuren des Hinduismus ist Shiva Nataraja, der tanzende Shiva. Er tanzt seinen kosmischen Tanz der Schöpfung und des Vergehens. Nichts bleibt wie es war. Ewig entsteht Neues. Geburt und Tod sind eins. Freundschaften entstehen und zerbrechen. Kriege zerstören und das Land wird wieder aufgebaut. Freude und Leid sind die zwei Seiten einer Medaille.

Wenn wir im Kino sitzen, verfolgen wir gebannt die Szenen auf der Leinwand. Wir freuen uns und leiden mit den Protagonisten. Unsere Gefühle werden geweckt. Wir hassen den Schurken und lieben die Schönen – aber es ist alles nur Shivas Tanz.

Wir sind ständig in der Versuchung, uns in den Wirbel des Wandels hineinziehen zu lassen und nicht selten verlieren wir uns darin. Manchmal entwickeln wir so starke Gefühle und Gedanken, dass es großer Mühe bedarf, wieder zu einem klaren Denken zurück zu kommen.

Wir engagieren uns für dies oder das. Wenn wir etwas als richtig erkannt haben, dann kämpfen wir dafür und hassen die, die nicht unserer Meinung sind. Später stellen wir manchmal fest, dass alles gar nicht so wichtig war und es noch ganz andere Aspekte gibt, die auch nicht falscher oder richtiger sind.

Da wir leben, sind wir zum Handeln gezwungen. Wir können nicht untätig sein. Wir sollten uns allerdings immer bewusst sein, dass wir und alles Handeln relativ sind. Alles ist Teil von Shivas Tanz. Unser Wissen über die wahre Natur der Dinge ist begrenzt. Im Grunde wissen wir sehr wenig und tun so, als hätten wir den Überblick.

Natürlich können und müssen wir immer wieder Stellung beziehen, uns entscheiden. Aber wir sollten aufpassen, dass wir es aus einer Haltung der Liebe heraus tun. Negative Gefühle tun uns nicht gut. Man kann für oder gegen etwas sein und trotzdem innerlich ausgeglichen bleiben. Die einen sind fest davon überzeugt, dass wir einen Klimawandel aufhalten können, die anderen sagen, dass nicht mal der Wetterbericht für die nächsten drei Tage stimmt.

Wir können unsere Meinung äußern, aber es ist immer das Wie, worauf es ankommt.

Hier sind wir bei der Frage, was uns in unserem Leben wirklich wichtig ist. Wir sollten immer wieder darüber nachdenken. Eine spirituelle Übung ist es, sich den eigenen Tod vorzustellen. Wenn der Tod fragt: „Was hast du mit deinem Leben gemacht?“, sollten wir guten Gewissens antworten können, dass es des Handelns wert war.

„Ich war für die CDU, ich für die AfD.“ Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht im Hass auf die Anderen verlieren. Wenn die Antwort lautet: „Ich habe immer andere Meinungen bekämpft und das mit List und Tücke, für den Erfolg war mir jedes Mittel recht“, dann fragt sich, ob das unserer Seele gut getan hat.

Schauen wir auf unser Gefühl. Wir haben ein feines Gespür für Wichtiges und Unwichtiges. Trauen wir ihm. CDU und AfD vergehen, SPD und FDP auch. Was bleibt? Die ewigen Werte: Liebe, Treue, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit etc… Auch in Shivas Tanz bleiben sie unangetastet. Frage an jeden von uns: „Bist du bei diesen Werten mit dabei gewesen, in deinem Tun?“

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