Wegschauen gilt nicht!

Img 20250901 wa0000Ein Freund von mir weilte kürzlich einmal wieder in Berlin. Ich fuhr früher auch immer wieder mal hin, auch zu jährlichen Klassenfahrten mit Bundestag und KZ-Gedenkstätten, was halt so dazu gehört.

Jetzt war ich schon ein paar Jahre nicht mehr da, weil es mir vor dem meisten, was von dort kommt graut.

Ich fragte ihn, wie denn so sein Eindruck war und er sandte mir ein paar schöne Bilder, unter anderem auch die, die Sie hier sehen. Das nebenstehende ist direkt neben dem Bundestag aufgenommrn.

Zunächst ein kleiner Einschub. Ich habe Sozialarbeit studiert, weil ich den Menschen helfen wollte und weil ich, soweit es mir möglich war, für mehr Gerechtigkeit eintreten wollte. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert. Eine der Yamas, der Ethik des Yoga, ist Satya, das bedeutet Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit oder auch Authentizität. Verlogenheit macht mich auch heute noch krank! „Wegschauen gilt nicht!“ weiterlesen

Wir haben uns geirrt!

Img 20210629 143512Wir schreiben das Jahr 1968. Ich war mit meinem Freund Peter per Anhalter auf einer Tour durch England, Schottland und Irland (mit 400 DM für vier Wochen). Im August, es war heiß, wir glaubten unseren Augen nicht trauen zu können, aber es war wahr: Die britischen Zeitungen meldeten, dass der Warschauer Pakt (das Pendant zur NATO) in die Tschechoslowakei einmarschiert war. Panzer in Prag!

Es war das Ende des sogenannten Prager Frühlings. Der damalige Sekretär der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Alexander Dubcek, wollte „einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ schaffen. In den Augen der Machthaber im Kreml war das gefährlich, denn es gefährdete die Prämisse: „Die Partei hat immer recht!“ „Wir haben uns geirrt!“ weiterlesen

The Age of Aquarius

Img 20231224 131311 EditVor fünfzig Jahren wurde in New York das Musical „Hair“ uraufgeführt. Auch bei uns schlug das wie eine Bombe ein. Wir fuhren damals mit meinem Fiat 600 (Kaufpreis 250 DM!) nach München, um auch was von dem Feeling der Freiheit mitzukriegen. Das kann sich ja heute keiner mehr vorstellen, wie das damals war. Wenn wir zum Beispiel mit unseren kostbaren Levi’s in die Schule kamen, wurden wir angepflaumt: „Seit wann kommt man denn mit Arbeitshosen in den Unterricht?“

Der Anfangssong heißt „Age of Aquarius“. Das bezieht sich auf den Beginn des Wassermannzeitalters, in dem „harmony and understanding, sympathy and trust abounding“ herrschen sollen. „The Age of Aquarius“ weiterlesen

Das Dumme und das Böse

Img 20210926 121737Man spürt es geradezu im Gespräch mit einem Dummen, dass man es gar nicht mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagwörtern, Parolen etc. zu tun hat.

Er ist in einem Banne, er ist verblendet… So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen.

Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Machtmissbrauchs.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)

 

Was heißt dumm? Darf man das überhaupt sagen? Ist das nicht eine Diskriminierung eines Mitwesens auf dem Weg zur Erleuchtung? Es gibt für mich einen Unterschied zwischen dumm und doof. Letzteres assoziiere ich mit einer gewissen Einfältigkeit. Ich empfinde da eher Bedauern, verbunden mit einem gewissen Wohlwollen.

Dumm aber ist ein anderes Kaliber. Bei diesem Begriff kommt mir das Wort Sünde in den Sinn. Im Stadium der Sünde sein heißt, sinngemäß gesprochen, hingefallen zu sein und nicht wieder aufzustehen.

Wir sind ja alle nicht perfekt, aber die tägliche Lebensleistung besteht darin, immer wieder aufzustehen, weiterzumachen.

Der Dumme dagegen verharrt in seiner Blase, obwohl er erkennen sollte, dass er sein Handeln reflektieren müsste. „Das Dumme und das Böse“ weiterlesen

Die dummen „Guten“

Img 20240422 103513Vor einigen Jahrzehnten hatte ich während eines Yogakurses ein berührendes Erlebnis. Einer der Teilnehmer war ein älterer Herr, der schon ziemlich steif war und nur mit Mühe Asanas ausführen konnte.

Ich sprach ihn natürlich darauf an und so kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er pensionierter Hauptkommissar war. Wir gingen einige seiner Erinnerungen durch, die er während seiner Dienstzeit erlebte, und es zeigte sich, dass er am 28.9.1969 den Befehl über eine Polizeieinheit hatte, der die Wasserwerfer unterstanden.

Es ging um eine Anti-NPD-Demonstration in Nürnberg.

Die Nürnberger Nachrichten betitelten das damals als „Hexenkessel auf dem Egidienplatz“. Tausende demonstrierten damals gegen „rechts“, unter anderem auch ich. Damals machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Wasserwerfer, den der freundliche ältere Herr in meinem Kurs befehligte.

Wir lachten herzlich über unser gemeinsames Abenteuer! „Die dummen „Guten““ weiterlesen