Geben ist seeliger denn Nehmen

P1060232Das Leben ist gewalttätig, in einem nicht moralisch zu sehendem Sinn. Wer nicht um sein Überleben kämpft, das heißt, seine Interessen wahrt, geht unter. Das betrifft die Maus, die sich vor dem hungrigen Bussard schützt, genauso wie dich in deiner Arbeitswelt. Auch hier musst du deine Position behaupten. Das sieht auf dem ersten Blick nicht immer gewalttätig aus. Grundsätzlich ist es aber ein Gegeneinander. Das „Ich” gegen die Anderen. Dies birgt im Kern immer Gewalt. Indem der Yogi aus diesem Spiel aussteigt, setzt er der Welt der Phänomene bewusst einen Kontrapunkt entgegen. Diesen Gedanken des sich bewusst aus dem Leben, so wie es ist, Herausziehens, finden wir auch in allen anderen Yogatechniken. Das ist zwangsläufig so, will sich der Yogi doch auf die Suche einer Realität hinter der sinnlich wahrnehmbaren Welt begeben. Dies ist mit ”normalen“ Mitteln nicht möglich. Da das Überleben also immer Gewalt mit sich bringt, ist es das oberste Ziel des Yogi, nicht mehr geboren zu werden. Kurz gesprochen dient die Praxis von Ahimsa der Unterdrückung der grausamen und gewalttätigen Tendenzen in uns Menschen; denn nur ein aggressionsfreies Denken ist zur Meditation fähig.

Wenn ein Mensch in der Lage ist, seine Negativität zu überwinden, dann wird er dafür mit einer gewaltigen Akkumulation von Energie belohnt. Das heißt, er besitzt eine Ausstrahlung, die von anderen Lebewesen wahrgenommen wird. Sie empfinden keine Bedrohung und greifen ihrerseits nicht an, sondern verhalten sich zutraulich. Wir finden dieses Phänomen zum Beispiel in der Person des Franz von Assisi. (Das Yogalehrbuch, G. Pflug)

Es gibt viele Geschichten von Heiligen und Einsiedlern, die keinerlei Angst selbst vor Raubtieren hatten, weil diese keine Bedrohung spürten.

Spontan möchte man bei diesen Ausführungen sagen: „Ja aber, das geht doch nicht, wenn der mich… und wenn ich dann…, dann halten die mich…“ „Geben ist seeliger denn Nehmen“ weiterlesen

Neu geboren

IMG 20251224Weihnachten ist vorbei. Die Geschenke sind ausgepackt und teilweise schon wieder vergessen, wie das bei Geburtstagen eben so ist. Denn eigentlich handelt es sich bei Weihnachten um einen Geburtstag. Dieses Fest wird in anderen Weltgegenden oft viel fröhlicher als bei uns begangen.

Der Geburtstag 0 symbolisiert einen vollkommenen Neubeginn, alle weiteren zumindest ein Fortführen des Begonnenen.

Aber was führen wir eigentlich fort? Oft doch nur das Bisherige. Wir bekommen Glückwünsche: „Weiter so! Glück und Gesundheit! Alles Gute… usw.“

Und so gehen die Jahre dahin. Manchmal regt sich ein Unwohlsein oder auch eine gewisse Leere. Wir wissen meist nicht, was es ist und versuchen es schnell zu vergessen. Es fühlt sich nicht gut an. „Neu geboren“ weiterlesen

Hiob

IMG 20251130Hiob lebt ein gottesfürchtiges Leben. Er ist der reichste Mann im Ort mit großen Viehherden, und er ist glücklich inmitten seiner Familie und seiner Freunde.

Mit einem Schlag wird ihm alles genommen und er findet sich, „mit Schwären bedeckt“ im Staub liegend.

Seine Freunde reden auf ihn ein und versuchen, ihn zu überzeugen, dass er eine Schuld auf sich geladen hätte und Gott ihn dafür bestrafe. Die aber weist er von sich und erträgt sein Leiden, wiewohl er immer die Frage nach dem „warum“ stellt und Antworten von Gott fordert.

In der Geschichte über Hiob drängt sich die Sinnhaftigkeit auf, warum Leid in der Welt ist und zwar Leid, das Unschuldige überfällt, die es offensichtlich nicht verdient haben. „Hiob“ weiterlesen

Einfach mal das Denken kontrollieren Teil IV

IMG 20251107Beim Achtfachen Pfad handelt es sich um eine ganzheitliche Schulung des physio-psychischen Systems, um dieses in die Lage zu versetzen, das Denken in einen durch nichts unterbrochenen Konzentrationszustand (Dhyana) zu bringen.

Samkhya heißt Zahl. Wir hatten bisher fünf Tattvas (Seinszustände), nämlich Purusa, Prakrti und die drei Gunas. Nun kommen zehn dazu, nämlich Fähigkeiten, um Informationen aufzunehmen: (Jñānendriyas) und fünf Handlungsorgane ( Karmendriyas). Darin steckt das Wort Karma für handeln.

Fünf Jñānendriyas – Sinnesorgane: Hören, Tasten, Sehen, Schmecken, Riechen.
Fünf Karmendriyas – Handlungsorgane: Sprechen, Greifen, Gehen, Ausscheiden, Fortpflanzen.

Diese zehn Attribute versetzen uns in die Lage, uns in der materiellen Welt zu behaupten. Sie füttern uns pausenlos mit unzähligen Informationen, auf die wir dann in irgendeiner Form reagieren.

Sie halten uns aber fest in der Materie, also der wechselnden Realitäten. Die jedoch wollen die Yogis überwinden.

Jeder Sinneseindruck führt zu einem Gedanken oder einem Gefühl. Dadurch werden die im Unterbewusstsein gespeicherten Eindrücke (Samskaras) auch wieder aktiv und wir versinken in einem Wirbel von Denkprozessen. „Einfach mal das Denken kontrollieren Teil IV“ weiterlesen

Einfach mal das Denken kontrollieren Teil III

Img 20251101 170313Der „dumme“ Lahme bietet dem „funkelnden“ Blinden so lange Erfahrungen an, bis dieser sich nicht mit allem identifiziert, sich also „selbst erkennt“. So lautete der letzte Satz von Teil II.

Dies ist das Ziel des Samkhya. Wenn wir verstehen wollen, wie das zu erreichen ist, müssen wir uns  mit drei weiteren Tattvas (Prinzipien), den drei Gunas, befassen:

 

Sattva
Reinheit, Licht, Erkenntnis
führt zu Klarheit und Harmonie
Rajas
Bewegung, Leidenschaft, Energie
führt zu Aktivität und Veränderung
Tamas
Trägheit, Dunkelheit, Unwissenheit
führt zu Schwere und Verhüllung

Das sind die drei Tattvas, aus der die Materie (Prakrti) besteht. Wir sagten, dass auch das Denken (Chitta) zur Materie gerechnet wird.

Warum? Weil es sich ständig verändert! Nur was unveränderlich ist, ist Geist. „Einfach mal das Denken kontrollieren Teil III“ weiterlesen