Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, höre ich meistens eigene Musik aus der Konserve. Manchmal ist aber der Akku leer und ich entschließe mich, nach einigem Zögern, das Radio einzuschalten. Ich weiß genau, wie das endet. Nach spätestens zehn Minuten kehrt in meinem Auto wieder Stille ein, weil dieses unerträgliche Geschwätz und dieses banale Gedudel meine durch eiserne Yogapraxis gestählten Nerven überbelastet.
Zudem erfüllt das Gehörte meinen Geist mit Gram und Sorge und zwar in Bezug auf das Bildungsniveau des bayerischen Volkes. Wie anders ist es zu erklären, dass nach jedem dieser banalen Liedchen die Ansage:„Bayern eiiiiins oder Bayern draaaaiii“ kommt? Offensichtlich misstraut man im Staatsrundfunk der Merkfähigkeit der Landeskinder, sodass man ihnen in relativ kurzen Abständen sagen muss, was sie gerade hören. „Pädagogik Teil 1“ weiterlesen
Wider die Verwahrlosung der Begriffe
Als Gesprächspsychotherapeut bin ich schon von Berufs wegen auf präzisen sprachlichen Ausdruck geeicht.
Leider nimmt die Verwahrlosung der Begriffe und der Gebrauch von Euphemismen (beschönigenden Ausdrücken für etwas) immer mehr zu.
Da gibt es Wohnparks für eine Ansammlung von Wohnhäusern. Auch die Bezeichnung Seniorenresidenzen für Altersheime ist beliebt. Eine Müllkippe, für was auch immer, ist ein Entsorgungspark usw.
Was mich mit Sorge erfüllt, ist, dass diese Tendenz auch im politischen Diskurs zunimmt. Die Anhänger des einen Flügels bezeichnen die Anhänger des jeweils anderen gerne als Links – bzw. Rechtsfaschisten. Auch der Begriff „Nazi“ für die Anhänger des eher konservativen Lagers ist beliebt.
Der Gebrauch dieser Begriffe für Bürger, die, ungeachtet ihres politischen Standpunkts, immerhin alle dem demokratischen Spektrum angehören, ist eine Diskriminierung all derjenigen, die wirklich unter dem Faschismus oder der deutschen Spielart, dem Nationalsozialismus, gelitten haben. „Wider die Verwahrlosung der Begriffe“ weiterlesen
To speak or einfach reden?
Neulich bummelten wir mal wieder durch die Stadt und stellten fest, dass eine Galerie, deren Bilder uns immer angesprochen hatten, „temporarely under construction“ ist. Zwanzig Meter weiter passierten wir einen Laden mit offensichtlich gebrauchten Klamotten, der unter dem Label Redistribution lief. Früher sagte man dazu halt auf gut deutsch Second Handladen. Entsprechend des nahen Frühlingsausbruchs machten auch etliche Läden Sale, um die Wintersachen raus zu hauen. Ab und zu tauchte ein Point auf, z.B. Frisuren Point oder Nail Point. Ich machte mal einen Point und schlug meiner Frau vor, die langweiligen Begräbnisinstitute in Himmels Points umzutaufen. Wobei sich die Frage stellt, inwieweit auch Hell Point in manchen Fällen gerechtfertigt sein könnte. „To speak or einfach reden?“ weiterlesen
Lob der Krankheit
Yoga ist schon immer der Ansicht, dass Zeiten der Krankheit auch ihren Wert haben, nicht zuletzt deswegen, weil sie einen an die Verletzlichkeit des Körpers erinnern und uns darauf aufmerksam machen, pfleglich damit umzugehen.
Ich hatte neulich mal etwas gegessen, was mir nicht bekam. Die Folge war eine Nacht lang Pendeln zwischen Bett und Toilette und eine bleierne Mattigkeit.
Da sitzt man dann am späten Vormittag, wenn man sich denn mal zum Aufstehen gezwungen hat, am Frühstückstisch, kaut an seinem Zwieback und nippt an seinem Tee. Jeder Bissen findet bewusst statt. Draußen ziehen die Wolken vorbei und man hat unendlich viel Zeit. Das ganze Planen und Hin – und Hergerenne, was man noch alles zu erledigen hat, das alles findet in diesem Zustand nicht statt. Eigentlich ist es genau so, wie man es sich immer gewünscht hat. Bewusstes Tun, Gelassenheit, Gedanken über sich und das Universum. „Lob der Krankheit“ weiterlesen
Was ist wirklich?
Wir erleben täglich den erstaunlichen Vorgang, dass wir uns in äußere Vorgänge verstricken und den damit verbundenen Gefühlen nicht entkommen können. Am deutlichsten wird das, wenn wir uns im Negativen festbeißen. Dann plötzlich, vielleicht ausgelöst durch einen positiven Sinneseindruck wie dem Zwitschern eines Vogels, ist alles anders. Das, was uns vorher so fesselte, erscheint plötzlich als nicht existent.