Es liegen drei glänzende Kugeln….

cof

ich weiß nicht woraus gemacht…sang Franz Josef Degenhardt in den siebziger Jahren. Und Heine fragte in seiner Loreley: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin.“

Heute sind wir froh, morgen sind wir bedrückt und übermorgen bersten wir vor Tatendrang und wir wissen nicht, warum.

Nach der Yogaphilosophie ist die Materie aus drei Grundingredienzien aufgemacht, die wir Gunas nennen:

Das Lebhafte, Dynamische oder Tamas

Das Träge oder Rajas

Das Erkennende, auch das Gleichgewicht zwischen den beiden anderen oder Sattva.

Es sind Prinzipien, nichts Stoffliches. Diese drei sind in ständiger Bewegung, wie es der Materie eigen ist. Alles was existiert, hat als Basis diese drei Momente. Ein Stück Blech ist fast ganz Tamas. Aber es muss auch Rajas enthalten, denn sonst würde es ewig halten und nicht rosten. Wäre für Autobesitzer nicht übel. Wenn wir aufgeregt sind, dominiert Rajas. Bei Traurigkeit führt das Tamasguna. Wir kennen aber auch Sattvazustände. In diesen Phasen sind wir einfach glücklich, wir wollen nichts, die Sonne ist unser Freund, wir spüren die Luft um uns herum und sind ganz im Hier.

Keiner dieser Zustände hält an, weil die Gunas, wie gesagt, in ständiger Bewegung sind. Das ist auch der Grund, warum kein Gemütszustand anhält. Wir können uns sicher sein, dass wir morgen schon wieder anders gelaunt sind.

Das ist beruhigend, aber auch verstörend, denn es bedeutet, dass das, was wir als gut und angenehm empfinden, wieder verschwindet.

Ich sagte in einem anderen Essay schon, dass die Yogis und nicht nur die, die Ansicht vertreten, dass das Leben eine Schule ist, die uns zu der uns innewohnenden Vollkommenheit führt. Dahinter verbirgt sich ganz unbemerkt der Sinn des Lebens.

Glaubt jemand wirklich, dass der Sinn darin besteht, viele Häuser zu erwerben und Milliardär oder Weltmeister im Dart zu werden? Das alles ist nicht schädlich. Geld zu haben, Reisen machen zu können usw. ist angenehm, kann aber nie der Sinn sein.

Es kommt stets auf das „Wie“ an. Gelingt es immer besser, gelassen zu bleiben, das Geschehen der Welt als Drama, als Spiel der wechselnden Gunas zu sehen? Bewältige ich den Tag wie ein wütender Stier oder sanft wie ein Kätzchen? Habe ich an diesem Tag etwas mehr Liebe ins Universum gebracht? Das ist der Sinn, warum wir hier sind.

Wie jeder gute Pädagoge behandelt uns auch das Dasein individuell. Wenn Sie, lieber Leser, darauf achten, werden Sie feststellen, dass Ihnen immer wieder dieselben Schwierigkeiten begegnen. Sie werden erkennen, dass Sie Probleme haben, die Andere überhaupt nicht wahrnehmen.

Die Yogis sind der Ansicht, dass sich die Gunas in Ihrem Leben genauso gruppieren, dass Sie die Anreize zur Entwicklung Ihrer Persönlichkeit bekommen, die sie brauchen. Wenn Sie dann irgendwann feststellen, dass eine Sache gelöst ist, das heißt, dass Sie sie mit Liebe und Gelassenheit bewältigen, ist das Problem nicht mehr existent.

Ich sehe immer eines dieser Sandbilder vor mir. Da sind drei verschiedenfarbige Sände zwischen zwei Glasscheiben. Wenn man das Bild bewegt, fließen die drei Farben und bilden unterschiedliche Muster. Wenn das Bild ständig bewegt wird, ergeben sich ständig neue Muster. Nichts ist stabil, nichts ist bleibend.

Es ist als Mensch schwer zu akzeptieren, dass nichts dauerhaft ist. Wir versuchen, unsere Sicherheit im Äußeren zu finden und schlagen unsere Zähne wie ein Hund voller Vehemenz in einen trockenen Knochen, in der Hoffnung, saftiges Fleisch und nahrhaftes Mark d.h. Beständigkeit, immer währende Liebe, Frieden usw.zu finden. Aber der Knochen als Symbol für die Welt der äußeren Erscheinungen ist trocken!

Yoga ist der Versuch, in einem sattvischen Zustand zu sein, in dem der Geist ruhig ist. Dazu dienen alle Methoden, die das Yoga anbietet.

Franz Kafka hatte eine Ahnung, worum es geht und drückte es so aus:

„Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst.
Bleib bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur.
Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird
sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders,
verzückt wird sie sich vor dir winden.“

 

 

 

 

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