Ich weiß nicht warum, vielleicht liegt es daran, dass wir in letzter Zeit so viele Nazis im Land haben, sogar mehr als damals, als sie wirklich noch die Macht hatten. Jedenfalls kommen mir in den letzten Tagen immer wieder die Geschwister Scholl in den Sinn.
Es waren junge, idealistische Menschen, die die Terrorherrschaft damals nicht ertragen konnten und ihr Leben riskierten, um dagegen zu kämpfen. Sie nannten sich die weiße Rose. Weiß für die Reinheit und die Unschuld.
Es endete mit der Hinrichtung.
Die Naziherrschaft wurde durch ihren Tod um keine Sekunde verkürzt und kein einziger Mensch mehr blieb durch ihren Einsatz verschont.
War ihr Kampf und ihre Selbstopferung also sinnlos? Im herkömmlichen Sinn schon. Die Terrorherrschaft blieb bestehen.
Nach dem Karmagesetz wurden aber doch Wirkungen erzielt, denn, wie wir wissen bleibt keine Handlung ohne Folge. Der springende Punkt ist, dass wir keinen Einfluss auf die Konsequenzen unseres Handelns haben. Die Naziherrschaft wurde durch die Tat der Geschwister nicht im mindesten gestört, aber Generationen seither wurden durch ihr Handeln inspiriert, sich uneigennützig für etwas einzusetzen. Auch sie selbst werden in der Zeit ihres Widerstands von edlen Gedanken und Gefühlen beseelt gewesen sein, was zweifellos dazu beigetragen hat, sie über die normale Ebene menschlichen Bewusstseins zu erheben. In der Yogaterminologie sagen wir, dass sie gutes Karma für sich erworben haben.
Wir finden hier die zentrale Aussage des Karma-Yogas bestätigt: Handle, aber frage nicht nach den Früchten. Wie wir an dem oben aufgeführten Beispiel sehen, sind die Früchte ganz andere als die, die geplant waren.
Hier kommt noch etwas anderes ins Spiel. Wer kennt nicht den Spruch: „Der Weg ist das Ziel.“ Im Yogasinn ist Handeln sinnlos, wenn der Weg und das Ziel nicht übereinstimmen. Es ist eben gerade nicht so, wie die Jesuiten sagen: „Das Ziel heiligt die Mittel.“
Falls wir uns zum Beispiel für Frieden und Gleichberechtigung einsetzen und dabei Gewalt anwenden, ist das ein Widerspruch und vom spirituellen Standpunkt her sinnlos.
Wenn wir zeitgeschichtlich zurückblicken, wird uns klar, welch unendliche Anzahl an Handlungen und Taten jeglicher Couleur stattgefunden haben. Menschen haben gekämpft, sich für etwas eingesetzt, Dinge bewirkt, gesiegt und auch verloren.
Zweifellos wurden viele Verbesserungen auf materieller Ebene erreicht. Zumindest in den europäischen Ländern finden wir eine Lebenssituation, wie sie noch nie vorher bestand. Menschen aus dem Arbeiterstand können sich heute Bildung und Reisen etc. leisten, was noch vor hundert Jahren undenkbar war. Die Masse der Leute musste damals 16 Stunden am Tag arbeiten ohne Aussicht, dass sich das je ändern würde.
Man kann also nicht sagen, dass sich nichts verändern würde.
Was uns aber am meisten interessiert, ist das Bewusstsein, mit dem etwas geschieht. Selbst wenn wir im Äußeren etwas Positives erreichen, es aber innerlich mit negativen Gefühlen und Gedanken einhergeht, ist das Erreichte vom Yogastandpunkt her wertlos.
Unser Ziel sollte kongruentes Handeln sein. Wir sollten versuchen, mit liebevollen Gefühlen zu agieren. Besser ist es, von einem bestimmten Handeln Abstand zu nehmen, wenn abzusehen ist, dass es bei uns Gefühle der Wut und der Gewalt zeitigt.
Vor diesem Hintergrund war das Handeln der Scholls nicht umsonst.