Wer auf meiner Seite schon den Menüpunkt „Seminare“ angeklickt hat, sieht, dass ich mich auch mit Teamtraining beschäftige. Eine Schwerpunktmethode dabei ist TZI, das bedeutet Themenzentrierte Interaktion, ein Begriff, unter dem man sich zunächst wenig vorstellen kann. An dieser Stelle nur soviel: Es handelt sich um eine Methode, die Kommunikation zwischen Menschen deutlich und sichtbar macht und damit optimiert.
Die wichtigste Regel in diesem System lautet: „Sprich per ich und nicht per man oder wir.“
Wenn ich per ich spreche, mache ich mich sichtbar. Meine Meinung ist diskutierbar. Man kann mir zustimmen oder das Geäußerte ablehnen. Dies erfordert ein gewisses Maß an Mut und wird deshalb gerne vermieden. Dann kommen solche Sätze wie: „Man sollte sich doch so oder so verhalten.“ Das klingt oft wie eine Belehrung. Nur ist dabei nicht erkennbar, ob es die Meinung dessen ist, der sie geäußert hat oder ob es allgemeine Norm ist, und das ist genau der Sinn der Sache. Man kann sich prima hinter dem „man“ verstecken. Beliebt ist auch der Gebrauch von „wir“. Das klingt dann so: „Wir sind in dieser Gruppe der Meinung, dass es mehr Müsli und weniger Schweinebraten geben sollte.“ Dabei ist es vor allem die Meinung dessen, der gerne mehr Müsli hätte, sich aber scheut, seinen Wunsch deutlich zu äußern, weil er befürchtet, dass die Schweinebratenfraktion gegen ihn ist, so sucht er sich schnell scheinbare Verbündete, die aber vielleicht gar nicht seiner Meinung sind, sondern sich nur nicht äußern und gar nichts sagen, weil es ihnen möglicherweise egal ist.
Es ist offensichtlich, dass man auf diese Weise prächtig manipulieren kann.
In der DDR hieß es zum Beispiel: „Die Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik stehen geschlossen an der Seite ihrer Brüder und Schwestern der Sowjetunion.“ Das ist natürlich Unsinn, denn mindestens einer der Werktätigen war bestimmt anderer Meinung. Das Infame dabei ist, dass sich dieser Eine nicht mehr traut, den Mund aufzumachen, weil ja glauben gemacht wird, dass alle anderen Werktätigen anderer Meinung sind. So kommt er sich vielleicht klein und hässlich vor, weil er als einziger nicht an der Seite der Brüder und usw. usw. steht.
Wir erleben im Moment eine Welle der Renaissance dieser Art Meinungsmache in diesem Lande. Zum Beispiel war in Spiegel-Online zu lesen: „Die ganze Welt lacht über Donald Trump.“
Wissenschaftstheoretisch ist diese Behauptung höchst fragwürdig. Man kann eine These nur durch Deduktion, also vom Großen hin zum Kleinen verifizieren. Nur wenn wirklich die ganze Welt lacht, kann man als sorgfältiger Journalist so etwas sagen. Alles andere ist Manipulation und deutlicher gesagt Lüge, um etwas zu erreichen.
Ich bin kein Fan von Donald Trump. Ich halte ihn nicht für moralischer oder unmoralischer als seine Vorgänger. Wer in dieser Position ist, muss bereit sein, den Abzug zu drücken, auch wenn es unmoralisch ist. Staaten kennen keine Freunde, sondern nur Interessen. Ich bin aber ein großer Fan von Wahrhaftigkeit und ich erachte es als moralisch verkommen, wenn man solche Behauptungen aufstellt. Das steht dem „Satya“ des Yoga, also der Wahrhaftigkeit, entgegen. Ich bin auch dagegen, über andere zu lachen, selbst wenn sie Donald Trump heißen.
Eine Demokratie lebt von lauterer Information. Die Bürger sollten sich im Idealfall eine eigene Meinung bilden können. Das ist ja auch der Anspruch der Presse und ebenfalls ihre Legitimation. Ich bin grundsätzlich immer an denen interessiert, die „nicht mitlachen“, was ihr gutes Recht ist. Nur – sie werden eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht, denn wer traut sich denn gegen die ganze Welt anzutreten?
In den letzten Jahren wurde propagiert, dass die Deutschen eine Willkommenskultur hätten und dass Deutschland eine bunte Republik sei. Hier taucht es wieder auf, das „Wir“.
Inzwischen ist bekannt, dass diese manipulativen Aussagen die Debattenkultur bei uns gründlich zerstörten. Sie ähnelt inzwischen dem bekannten Satz: „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.“ Was heißt, dass das in sich hinein Schweigen zugenommen hat, weil viele ihre Meinung nicht mehr offen äußern wollen aus Angst vor Sanktionen. Wenn Offenheit nicht mehr möglich ist, warum sollte man sich dann für Demokratie einsetzen? Gut leben geht auch in einem autoritären Staat wie Saudi Arabien, wenn man denn dazu gehört und sich brav im Sinn der Herrschenden äußert.
Gerade wir Yoga Treibenden sollten sehr genau hinschauen und erst einmal verschiedene Standpunkte ansehen, bevor wir uns eine Meinung bilden und sie äußern.