Glück

    oznor
  1. WayVor ein Paar Jahren hörte man überall den Song von Bobby McFerrin: „Don`t worry, be happy“. Ein kleines Liedchen, das so vor sich hin plätscherte und dem man gerne gefolgt wäre, wenn – ja wenn es so einfach wäre.

Man kann nicht so ohne weiteres sagen: „Ich bin jetzt glücklich.“

Glück ist eine Funktion von verschiedenen Parametern. (Oh Mann, was habe ich da wieder geschrieben, das versteht ja kein Mensch.) Also nochmal: um glücklich sein zu können, müssen wir ein paar Voraussetzungen beachten.

Zu der Zeit, als McFerrins Song modern war, es war die Zeit des Neuen Marktes, spekulierte ich ein bisschen an der Börse. Es war faszinierend, wie man durch ein wenig Nachdenken etwas verdienen (und verlieren ) konnte. Wenn ich bei meiner Bank anrief, ertönte, wie passend: „Don`t worry…“ Nach einigen Monaten bemerkte ich zunehmende Veränderungen im Denken. Wenn zum Beispiel große amerikanische Firmen Angestellte entließen, war mir das nicht unrecht, da sich das positiv auf die Kurse auswirkte. Ich fragte mich: „Sag` mal, spinnst du, wo bist du da gelandet?“ Also hörte ich damit auf und beschränkte mich wieder auf ein Sparbuch. Dabei ist es geblieben.

Wir sind das, womit wir uns beschäftigen!

Man muss sich entscheiden. Wenn ich mich mitten ins Gewühl stelle, dann ist es schwierig, Stille zu erleben. Im Pali Canon, einem Standardtext des Buddhismus, sagt der Buddha: „ Erziehe dich rigoros dazu, inneren Frieden zu erlangen.“ Also müssen wir uns fragen, was uns hindert, Frieden zu erleben. Die Angebote der Außenwelt, die zu Unfrieden führen, sind verlockend und unzählig. Ich zum Beispiel halte mich über lange Phasen von politischer Berichterstattung fern. Ich lese keine Zeitung, höre keine Nachrichten und, vor allen Dingen, halte mich von Twitter fern. Schon nach sehr kurzer Zeit merke ich, welch positiven Einfluss das auf mein Gemüt hat. Das innere Geschimpfe hört auf und ich fühle mich viel entspannter.

Im Grunde habe ich ja keinerlei Einfluss auf irgendetwas draußen in der Welt. Sehr wohl aber habe ich Einfluss auf mich und meine nähere Umwelt. Da Politik alles Handeln umfasst, da ja alles, was wir tun irgendwelche gesellschaftlichen Auswirkungen hat, ist es sinnvoll, hier in meinem Fall, zu überlegen, wofür ich meine Energie verwende und da bietet sich die eigene Person an. Was hat man schon unter Kontrolle? Die Welt? Andere Menschen? Das ist alles sehr unsicher, aber wenn ich daran gehe, selbst in mir Frieden zu schaffen, dann geht es mir gut und wenn das der Fall ist, dann strahlt das auch auf meine Umwelt aus.

Noch einmal zu Erinnerung, der Buddha sagt: „Verwende deine ganze Energie darauf, inneren Frieden zu erlangen.“

Dieser innere Frieden führt zu bewusstem Handeln und zu mehr Achtsamkeit. Diese ist unabdingbar. Wer nicht achtsam ist, lebt entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Das heißt, er grübelt über alte Probleme oder über die, die noch kommen (oder nicht). Die Gegenwart, also das Leben, wird nicht gelebt. Wie soll man da glücklich sein?

Achtsamkeit lenkt die Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge. Ich erinnere hier zum Beispiel an die japanische Teezeremonie. Es wird eine an sich kleine Sache zelebriert und dadurch gewinnt sie an Wert. Wer innerlich in Unfrieden lebt, wird nicht die kleinen Glücksbringer im täglichen Leben wahrnehmen. Er wird die Blüte nicht sehen, die sich ihm entgegen neigt. Er wird das Spiel der Wolken nicht sehen, wie sie am Himmel entlang ziehen. Und er wird keine positiven Assoziationen aus diesem Anblick ziehen, nämlich, dass sie ein Sinnbild für die Vergänglichkeit sind.

Stattdessen wird ein achtloser Mensch nach starken Reizen suchen, die nun einmal nicht pausenlos zur Verfügung stehen. Und was ist mit dem Rest der Zeit, wenn nicht High – Time ist?

Zum Schluss noch ein Zitat von Thich Nhat Hanh: „Das Leiden, das du immer wieder erfährst, mag dir als Hindernis erscheinen, aber warte nicht mit dem Glücklichsein, bis das Leiden zu Ende ist.“

Es ist nie zu Ende! Der Speicher der Vergangenheit ist riesig und Neues kommt sowieso immer auf. Wer aber inneren Frieden hat und achtsam lebt, transzendiert das Leiden. Wie die Lotosblüte die aus schlammigem Untergrund zur Schönheit an der Oberfläche erblüht.

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