Mensch sein!

Img 20250510 175300Gegenwärtig scheint sich in Bezug auf die Wolfspopulation in Europa etwas zu tun. Es wird darüber diskutiert, ob die Art von streng geschützt zu geschützt herabgestuft wird, um seine Bejagung, falls erforderlich, zu erleichtern.

Was Wölfe anbelangt, gibt es in der Bevölkerung kaum Grauzonen. Die einen halten ihn für ein gefährliches Raubtier, vor dem vor allem die Menschen geschützt werden müssen. Für andere ist er der Inbegriff der Freiheit und Ungebundenheit.

Er durchstreift die Weiten der verschneiten Tundra. Der Mond wirft sein fahles Licht und er stimmt mit seinen Artgenossen sein klagendes Lied an.

Ich glaube, die Faszination liegt darin, dass Wölfe niemandem Rechenschaft schuldig sind. Sie sind frei zu tun, was immer sie wollen.

Ein ähnliches Bild vermittelt der Adler, der hoch über den Gipfeln schwebt oder gar der gewaltige Kondor, der die Anden quert.

Tief unter ihnen ist das Gewusel der Welt mit ihren kleinlichen Geschäften und Rangeleien.

Freiheit wird schon immer mit Einsamkeit assoziiert.

Der faszinierte Betrachter jedoch wähnt sich in tausend Abhängigkeiten und leidigen Beziehungen und wäre doch gerne der Albatros, der in rasendem Flug die Roaring Forties überfliegt.

Wenn wir in unsere menschliche Sphäre gehen, so definieren wir Freiheit als die Möglichkeit, zu tun, was wir wollen:

Bis Nachmittag im Bett liegen, die Nächte durch tanzen, tafeln an reich gedeckten Tischen, nicht zu vergessen die dionysischen Gestalten, die uns die Weinreben in die lustvoll geöffneten Münder halten.

Aus der Entwicklungspsychologie (wir wissen das ja auch von uns selbst) kennen wir die Begriffe „sich austoben“, „die Hörner abstoßen“. Man billigt solches dem jungen Menschen zu, danach aber wird verlangt, dass dieser sich dem Ernst des Lebens zuwendet und sich die „Flausen“ aus dem Kopf schlägt.

Das war’s dann mit der Freiheit – und wenn man sich klar macht, dass das verbleibende Leben noch ziemlich lange währt, ist das recht traurig.

Diese ganzen Bilder von Freiheit, seien es Wölfe, Adler, Albatrosse oder dionysische Gelage (heutzutage die Junggesellenabschiede) haben einen Fehler, sie funktionieren nicht. Wolf, Adler und Albatros sind völlig eingebunden in ihre Instinkte, aus denen es kein Entrinnen gibt. Nach der Orgie bei den Menschen folgt der Katzenjammer oder die Kloschüssel.

Immer, wenn Zwang involviert ist, kann es keine Freiheit geben. Immer, wenn etwas gebraucht wird, um frei zu sein, seien es Drogen, Reisen in ferne Länder oder was auch immer, ist man unfrei.

Trotz aller Romantik dreht sich das Leben der Wölfe ausschließlich um Fressen, Rangordnung und Paarung. Mehr gestatten ihm seine Instinkte nicht.

Die Daseinsebene der meisten Menschen sieht nicht viel anders aus. Dabei verfügen wir Menschen als einzige Spezies über die Fähigkeit, uns über diese Beschränkungen zu erheben. Das ist es, was unser Mensch-Sein ausmacht. Nichts anderes!

 

Im Yoga sagen wir: Wer sein Dharma erfüllt, ist frei. Wer in einem gegebenen Moment in der Lage ist, seine innere und äußere Realität wahrzunehmen und neue Erfahrungen zu integrieren, sodass sich ein Kontinuum von Wahrnehmung und Erleben ergibt, der ist frei.

 

Anders ausgedrückt: Wer seine Lebensumstände anerkennt und annimmt, quasi erkennt: „Das bin ich und das ist mein Leben“, der ist frei.

Das ist die Basis, von der aus die Reise zur Wahrnehmung der absoluten Realität beginnen kann. So wie es in der Bibel steht: „Gott schuf den Menschen sich zum Bilde.“

Das Tor dahin ist das Annehmen. Daraus entsteht das Geben und das Lieben.

Ohne Zweck – zwecklos! Einfach Sein!

 

Wer diesen Maßstab anlegt, verfehlt das nicht, was uns zu Menschen macht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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