Shit happens

Img 20200713 115747Der französische Existentialist Albert Camus sagte einst, so lange man noch Hoffnung habe, so lange gehe man am Leben vorbei.

Was meint er damit?

Sehr einfach! Hoffnung ist etwas, was in die Zukunft weist. Man hat die Hoffnung, dass irgend etwas besser oder schöner oder auch sonst was wird. Das heißt, man ist nicht recht zufrieden mit dem augenblicklichen Zustand.

„Ach, wenn ich doch…“

Die Gegenwart wird gewissermaßen als Transit in eine bessere Zukunft angesehen. Der Augenblick wird also nicht so gelebt, wie er es verdient. Dabei ist er das einzige Stückchen Zeit, das wir haben (könnten).

Was aber tun wir? Genau das, wovon in dem alten Song „Friday on my mind“ von den Easybeats die Rede ist: Wir vergeuden die Zeit, hier die Woche, bis zum ersehnten Freitag.

 

„Monday mornin‘ feels so bad
Ev’rybody seems to nag me
Comin‘ Tuesday I feel better
Even my old man looks good
Wed’sday just don’t go
Thursday goes too slow
I’ve got Friday on my mind

 

Gonna have fun in the city
Be with my girl, she’s so pretty
She looks fine tonight
She is out of sight to me
Tonight I’ll spend my bread, tonight
I’ll lose my head, tonight
I’ve got to get to night
Monday I’ll have Friday on my mind“

 

Vor einigen Wochen wurde ich von einem, sagen wir mal Freund, sehr enttäuscht. Ich durchlief verschiedene Stadien menschlicher Gefühlsregungen. Ärger, Zorn, Schmerz, Enttäuschung und Wut.

Aber – mittlerweile bin ich dankbar, dass mir das widerfahren ist. Zum einen hat es Beziehungen geklärt, die sich schon Jahre mehr oder weniger unbefriedigend dahinschleppten und die ich aufrecht hielt, weil sie ja schon lange existierten und weil sie einfach da waren.

 

Zum anderen spüre ich aber auch eine immer deutlicher fühlbare Unabhängigkeit gegenüber äußeren Ereignissen.

Es ist ja nicht einfach, nach Camus‘ Prämisse zu leben. Wir Menschen mögen keine Unsicherheit, sogenannte Langeweile, unangenehme Situationen, kurz alles, was keinen Spaß macht. In der Yogaterminologie sind wir in den Klesas Dvesa und Abhinivesa befangen.

 

Das ist aber Lebensvermeidung! So läuft der Laden nicht! Mit einem Wort: Shit happens!

 

Natürlich weiß man das als Sucher der Wahrheit. Aber zwischen Wissen und Erfahrung liegt ein großer Unterschied.

So schwer es auch fallen mag, wir sollten für Erschütterungen, die unser System ins Wanken bringen, dankbar sein, weil sie uns Wissen erfahrbar machen, es uns zu eigen machen.

 

Wir sollten uns immer wieder klar machen, dass es idiotische Regierungen gibt, dass die Menschen sehr unzuverlässig sind, dass unsere Stimmungen von einem Augenblick auf den anderen kippen können, dass es Ereignisse gibt, die uns am Verstand der anderen zweifeln lassen und so fort.

 

Das alles hat aber mit dem, wie wir leben können, nichts zu tun. Wir können bestimmen, wie wir uns fühlen. Menschen, Politik, Handlungen anderer, all das ist außerhalb von uns. Selbst wenn wir mit unseren Schatten, also Aspekten unserer Person, die wir nicht mögen, in Berührung kommen, ist das nicht schlimm, denn das sind wir, und auch das muss gelebt werden.

 

Wir sollten also unangenehme Anstöße immer wieder als ein Signal zur Weiterentwicklung sehen.

Und das ist nichts anderes als die Akzeptanz dessen, was ist.

 

 

 

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